Weil der zweijährige Kindergarten attraktiver ist als angenommen, braucht die Gemeinde neuen Schulraum. Nebst einem Provisorium wird nun auch eine unkonventionelle Variante weiterverfolgt.
Evelyne Fischer
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Basisstufe oder Zweijahreskindergarten: Eines dieser Angebote müssen Luzerner Gemeinden seit vergangenem Herbst anbieten. Im letzten Juni ging die Dienststelle Volksschulbildung von 500 zusätzlichen Kindern aus. Zu wenig, wie sich nun zeigt: «Im Kindergarten zählen wir 400 Kinder mehr als im Vorjahr, auf der Basisstufe knapp 180», sagt Dienststellenleiter Charles Vincent. Dies entspricht 18 Kindergärten und 8 Basisstufen zusätzlich. «Aktuell besuchen rund 70 Prozent aller Kinder das freiwillige zweite Kindergartenjahr, in Agglomerationsgemeinden gar bis zu 85 Prozent», sagt Vincent. «Längerfristig rechnen wir kantonsweit mit Werten von 90 Prozent.»
Dass das freiwillige Kindergartenjahr attraktiv ist und die Jahrgänge generell wieder grösser sind, hat manche Gemeinde auf dem falschen Fuss erwischt. Etwa Hitzkirch. «Es haben etliche Eltern ihre Kinder beim freiwilligen zweiten Kindergartenjahr angemeldet, der jetzige Raum reicht künftig nicht mehr aus», sagt Luzia Ineichen, Gemeinderätin Bildung und Kultur.
In Hitzkirch hat die Gemeinde die Platznot mit einem Container entschärft. Damit lassen sich auch die 48 (heute 48) angemeldeten Kinder für 2017/18 unterbringen. 30 (20) dürften es im Ortsteil Gelfingen sein, 28 (23) Kinder in Müswangen. Um die Abteilungen beider Dörfer in Überbestand zu führen, waren die Zahlen zu hoch. «Unbefriedigend waren auch der Transport von Kindergärtlern oder die Verlegung ganzer Abteilungen», so Ineichen. In Gelfingen wird nun mit einem Provisorium geliebäugelt. «Die Kosten dafür sind noch offen.» Für jenes in Hitzkirch wurden rund 200 000 Franken veranschlagt. In Müswangen will die Gemeinde den Vereinsraum Impuls umnutzen. Dort halten unter anderem Kirchenchor und Musikgesellschaft ihre Proben ab, auch der Frauenverein nutzt den Saal. «Im Moment werden Gespräche mit den Betroffenen geführt, um zu prüfen, ob eine gemeinsame Nutzung möglich ist.»
Auf Anfrage sind sowohl die Musikgesellschaft Müswangen wie auch der Frauenverein gewillt, Hand für eine Lösung zu bieten. «Doch es braucht ein Entgegenkommen von beiden Seiten», sagt Regula Studer, Präsidentin des Frauenvereins. Bevor es den Impuls-Raum gab, habe man den Kindergarten mitgenutzt. «Kurse könnten wir wohl auch künftig durchführen, nicht aber Anlässe wie den Adventshöck für Senioren oder das Suppenzmittag, was wesentlich mehr Platz braucht.» Wenn dafür Räume gemietet werden müssen, erwarte sie, dass dafür die Gemeinde aufkomme. «Der Platz wird der Knackpunkt sein», sagt auch Daniel Jung, Präsident der Musikgesellschaft. «Der Impuls-Raum ist für das Vereinsleben wichtig. Über Dreiviertel unserer 26 Mitglieder kommen aus Müswangen. Dass für die Probe eine Alternative vor Ort verfügbar ist, muss Priorität haben.»
Gemeinderat und Schulleitung gehen davon aus, dass dies eine Übergangslösung für zwei Jahre ist. «Danach sind die Schülerzahlen wieder rückläufig», sagt Markus Lang, Leiter der Primarschule Hämikon und des Kindergartens Müswangen. In Gelfingen dürfte drei Jahre ein Zweckbau stehen. «Bei der aktuellen Bautätigkeit verschafft das unserer Planung etwas mehr Luft.»
Charles Vincent sagt zur Impuls-Variante: «Für eine befristete Zeit kann dies eine vertretbare Lösung sein. Eigene Räume sind idealer.» Dass das Platzproblem beim Zweijahreskindergarten auftritt, sei nicht ganz überraschend. «Eine Abteilung zählt hier höchstens 22 Kinder. In einer Basisstufe lassen sich bis zu 24 unterbringen, man ist flexibler.»
Zusätzliche Kindergärten dürften auch künftig nötig sein: Bei der Abstimmung 2011 rechnete der Kanton mit 90 neuen Abteilungen – ohne grösser werdende Jahrgänge. Vincent: «Bislang sind 78 neue Kindergärten und 28 Basisstufen eröffnet worden.»