Ramona Meier heisst die neue Schweizer Meisterin der Floristen. Am Wettkampf konnte sie auf einen besonderen «Handlanger» zählen.
Medienfragen beantworten – sogar einen Fernsehtermin mit «Glanz und Gloria» fixieren: Für einmal ist die neue Schweizer Meisterin der Floristen auf einem für sie fremden Gebiet gefordert. Doch Ramona Meier wirkt beim Rummel um ihre Person erstaunlich ruhig, schon fast gelassen. Sie müsse die ganze Erfolgsgeschichte, die sich am Samstag in Wettingen zugetragen habe, noch etwas sacken lassen, sagt sie. Ein kurzes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Die 23-Jährige aus Hohenrain geniesst diese Augenblicke der Freude, ohne jedoch gefühlsmässig zu überborden. Das blumige Drehbuch, aus welchem letztlich der Film «Ramona Meier – Schweizer Meisterin der Floristen» entstand, wird sie in nächster Zeit kaum weglegen können.
Der Wunsch, dereinst diesen Beruf zu erlernen, schlummerte schon längere Zeit in ihr. Konkret sei er in der 6. Klasse geworden, erinnert sie sich. Der Auslöser war ihre auf diesem Gebiet arbeitende Gotte. «Mit dem Beruf kam ich mit der Farben- und Artenvielfalt der Blumen so richtig in Berührung.» Sie sei die geborene Floristin, sagt ihr Chef Marcel Villiger, der mit seiner Frau Ruth das Geschäft führt. Bei Blumen Villiger in Hochdorf absolvierte sie bereits ihre dreijährige Lehre.
Ramona Meier fasziniert am Floristenberuf vor allem die «extreme Vielseitigkeit». Man könne immer wieder etwas Spezielles zusammenstellen und die Kreativität voll ausleben, sagt sie. Etwas ausprobieren, eigene Ideen umsetzen, Herzblut investieren: Die 23-Jährige ist mit ihrem Traumberuf rundum glücklich.
Eine Lieblingsblume kennt sie nicht. «Die Sorten wechseln ja ständig und jede dieser Arten besitzt einen eigenen Charme.» Bekommt eine Floristin auch Blumengeschenke? Ramona Meier schmunzelt. «Nicht allzu oft», betont sie. Vielleicht liegt der Grund darin, dass man bei einer Expertin ihres Fachs schnell «danebenliegen» könnte. Doch die Schweizer Meisterin beschwichtigt: «Jede Blume bereitet mir Freude.»
Bei ihrem Beruf lebt die Floristin – sie schliesst im Sommer die Berufsprüfung ab – viel von der Spontanität. Je mehr Kreationen man mache, desto einfacher werde es zwar. Trotzdem: «Man muss offen sein für alles. Kein Tag ist wie der vorherige.» Wichtig ist für Ramona Meier zudem, in einem guten Team arbeiten zu dürfen. «Das ist das A und O.»
Die Aufgabenstellung für die Titelkämpfe, welche alle vier Jahre stattfinden, hat sie vor Weihnachten erhalten. In der Folge ging es zügig an die Pläne und Zeichnungen für das passende Zubehör zum Blumenschmuck. Dieses musste im Vorfeld der Titelkämpfe angefertigt und an den Wettkampf mitgenommen werden. Bei der Erstellung etwa eines Holzgefässes oder einer Türe war viel Fräs- und Schleifarbeit gefragt. Dabei konnte sie auf die Hilfe ihres Freunds und Zimmermanns Manuel Fellmann zählen. Doch auch ihr Chef und Lehrmeister war stets zur Stelle, wenn die ehrgeizige Ramona Meier einen Rat brauchte. «Das Konzept haben wir im Team erarbeitet», sagt sie.
Die Aufgaben mit dem Thema «Das Leben in Aargauer Schlössern, Klöstern und Burgen» war komplex. Die 16 Teilnehmer mussten jeweils einen Strauss, eine Gefässfüllung, eine Tischdekoration und einen Brautschmuck fertigen. Darauf konnten sich die Teilnehmer vorbereiten.
Nachdem sich Ramona Meier in den Final der besten acht vorgearbeitet hatte, setzte sie mit ihren beiden Überraschungswerken im Rahmen des Gala-Dinners vor den geladenen Gästen noch das Tüpfelchen auf das i.
Bei allen Arbeiten sei sie sehr ruhig gewesen, sagt sie. Sie setzte den Fokus voll und ganz auf ihre Kreationen und bewies Nervenstärke. Trotzdem hatte sie bei allen Aufgaben die eine oder andere unplanmässige Tücke zu meistern. Beim Brautstrauss musste sie beispielsweise die Federmanschette verkleinern.
Einen Aufreger erlebte sie in Wettingen allerdings noch, bevor der Start zu den Aufgaben erfolgte. So passte der Marktstand für die Aufgabe «Gefässfüllung» nicht durch die Eingangstüre. Doch Marcel Villiger wusste Rat. Kurzerhand wurde der Marktstand auseinandergeschraubt und im Raum wieder zusammengesetzt. «Ich war in dieser Zeit ihr Handlanger», sagt er mit einem Schmunzeln. Um sogleich fragend anzufügen: «Was macht man nicht alles für einen Schweizer-Meister-Titel?» Seine «Zulieferqualitäten» habe sie sehr geschätzt, betont Ramona Meier.
Was mit diesem Erfolg auf sie zukommen wird, könne sie noch nicht abschätzen, sagt sie. Was die 23-Jährige aber weiss, ist: Ein eigenes Geschäft sei für sie im Moment kein Thema. «Ich fühle mich wohl hier. Wenn es für mich passt, bin ich eine treue Seele.» Und viel wichtiger als die 4000 Franken, die sie für den Titel erhielt, ist für die Floristin der ideelle Wert. Und dass die Siegerin dadurch abheben könnte, verneint sie ebenfalls. «Ich werde mich nicht verändern. Ramona bleibt Ramona.»
Marcel Villiger schätzt an ihr «den tollen Charakter und die ehrliche und natürliche Art». Zudem reagiere sie auf Hektik nicht mit Panik. «Sie ist goldig.» Was diese Auszeichnung für sein Geschäft bedeutet, wisse er noch nicht. Er hofft aber, dass der Titel sich positiv – auch auf das ganze Team – auswirke. «Die Blumen werden dadurch aber nicht teurer.» Und zu einer eventuellen Lohnerhöhung sagt er: «Diesbezüglich gehen wir bestimmt über die Bücher.» Ramona Meier ihrerseits will vor allem eines: Auch künftig mit viel Freude, Inspiration und Kreativität ihrem sie erfüllenden Beruf weiter nachgehen.
Ernesto Piazza