Im Sommer 2009 wurde Vilmar Horn kaltblütig niedergestochen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt mit Hochdruck – und sieht nun dem Abschluss des Verfahrens entgegen.
«Das wohl schlimmste Verbrechen der letzten Jahre im Seetal war die Tötung des 24-jährigen Vilmar Horn nach dem Bar-Festival in Hohenrain (...). Die Umstände und der mutmassliche Tathergang lassen eine grausame Selbstjustiz vermuten. Das Justiz- und Polizeidepartement schweigt bis jetzt.» Das ist ein Textabschnitt aus einem Leserbrief, der am 26. Oktober 2010 in der «Neuen Luzerner Zeitung» abgedruckt wurde.
Und jüngst erreichte ein Schreiben die Redaktion, das den Tod des Brasilianers ebenfalls thematisiert. Der Absender wirft den Polizei- und Justizbehörden «inexistente Berichterstattung» vor. Tatsächlich stellt man sich als Aussenstehender die Frage, was im Fall des getöteten brasilianischen Bauernpraktikanten eigentlich läuft? Tatsache ist, dass seitens von Justiz und Polizei seit langem keine Meldungen mehr nach aussen drangen. Das heisst aber nicht, dass der Fall Vilmar Horn einfach mal zu den Akten gelegt wurde und nicht mehr ermittelt wird. Viel eher trifft das Gegenteil zu.
Seitens der Staatsanwaltschaft wurden in den vergangenen Monaten und Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um den Fall aufzuklären. Will heissen: Man ist mit Hochdruck daran, dass der oder die Täter für das brutale Verbrechen dereinst doch noch zur Rechenschaft gezogen werden. Simon Kopp, Mediensprecher der Staatsanwaltschaft, sagt: «Wir wollten die Ermittlungen nicht durch mediale Berichterstattungen gefährden.»
Rückblende: Am Seetaler Bar-Festival kam es in den frühen Morgenstunden des 8. Augusts zwischen einer Gruppe Brasilianern – alles Bauernpraktikanten, die in der Umgebung auf Landwirtschaftsbetrieben arbeiteten – und ein paar Einheimischen zu einer wüsten Schlägerei. Es spritzte Blut – einer, der später in das Tötungsdelikt involvierte Mann, wurde an der Nase verletzt. Das Partyvolk war schockiert. Danach aber beruhigte sich die Situation auf dem Areal rasch wieder. Und kurz nach dem Kampf verliessen die vier Brasilianer das Festgelände und machten sich per Fahrrad hinauf ins Dorf Hohenrain.
Das blieb nicht unbemerkt. Die mit einer zünftigen Abreibung eingedeckten Seetaler stiegen in ein Auto, fuhren den Südamerikanern nach, parkierten das Fahrzeug und stellten die Bauernpraktikanten kurz vor dem Dorfeingang. Die Angreifer setzten Tränengas ein. Der Sicht weitestgehend beraubt, waren die Südamerikaner kurzzeitig kampfunfähig. Dieses Zeitfenster nutzten die Angreifer und stachen Vilmar Horn mit einem spitzen Gegenstand nieder. Der Brasilianer verstarb noch am Tatort.
Die mutmassliche Tätergruppe bestand aus drei im Seetal Ansässigen, alle mit südosteuropäischen Wurzeln. Zwei der möglichen Verbrecher konnten rasch einvernommen werden. Diese gaben aber gegenüber den Behörden an, nicht sie, sondern der dritte Mann habe zugestochen. Dieser aber setzte sich unmittelbar nach dem Verbrechen ins Ausland ab. Dort konnte er von den Luzerner Strafverfolgern nun aber aufgespürt und befragt werden. Mit ihm und den beiden anderen Tatverdächtigen kam es im Herbst zu sogenannten «Konfrontationseinvernahmen», wie Simon Kopp, sagt.
Auch die Brasilianer wurden vom Staatsanwalt nochmals einvernommen. Die Behörden jedenfalls gehen davon aus, dass die Anklagen noch in diesem Jahr an das Kriminalgericht Luzern überwiesen werden können.
Thomas Heer