Weil der Herzklappen-Hersteller Edwards Lifesciences die Gemeinde verlässt, verlieren 250 Angestellte ihren Job. Das stellt auch die Behörden vor Herausforderungen.
Gabriela Jordan
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Die Hiobsbotschaft wurde Ende September publik: Das Medizinaltechnikunternehmen Edwards Lifesciences schliesst bis Mitte 2018 seinen Standort in Horw, 250 Angestellte verlieren dadurch ihren Arbeitsplatz (wir berichteten). Das Unternehmen produziert dort Teile von Herzklappen. Weil der Standort im alten Schulhaus nicht mehr den Anforderungen genüge, will Edwards Lifesciences die Produktion nun an einem neuen Standort vereinen.
Die Mehrheit der Mitarbeiter soll die Firma bereits bis Ende Januar verlassen. Schon 150 Betroffene haben inzwischen die Kündigung erhalten. Dies berichtete Radio SRF vor wenigen Tagen. Wie Karin Lewis, stellvertretende Leiterin der kantonalen Dienststelle Wirtschaft und Arbeit (Wira), auf Anfrage sagt, hätten sich ungefähr 80 davon bereits beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) gemeldet. Die Mehrheit der Angestellten sind Frauen, welche die Herzklappenteile von Hand nähen.
Da es sich um die grösste Entlassung im Kanton Luzern der letzten Jahre handelt, sind nun auch die Behörden besonders gefragt. Wie gehen sie mit dieser grossen Herausforderung um? «Bei Massenentlassungen bieten wir generell an, dass das zuständige RAV und die kantonale Arbeitslosenkasse vor Ort eine Erstinformation für die betroffenen Mitarbeiter durchführen», erklärt Karin Lewis. Dabei wird unter anderem informiert, wie das RAV bei der Stellensuche helfen kann, wie man sich heute bewirbt und was die nötigen Schritte sind, um Arbeitslosengeld zu erhalten.
Zusätzlich zum regulären Angebot war in Horw während vier Tagen ein RAV-Berater für Kurzberatungen verfügbar. Dabei konnten laut Lewis individuelle Fragen zu Bewerbungsunterlagen, Weiterbildungsmöglichkeiten oder einer möglichen Frühpensionierung beantwortet werden. Wie die Chancen der Betroffenen auf eine neue Anstellung stehen, kann Karin Lewis nicht pauschal beurteilen. Sie verweist aber auf die derzeit gute konjunkturelle Lage, was die Stellensuche grundsätzlich vereinfachen würde. «Ich empfehle, wann immer möglich Aushilfsjobs anzunehmen. So bleibt man aktiv und unter Leuten, hat eine Tagesstruktur – und wer weiss, plötzlich gehen dadurch neue Türen auf.»
Und was unternimmt Edwards Lifesciences selbst, um seinen Angestellten zu helfen? Zeitgleich mit der Bekanntgabe der Schliessung kündigte das Unternehmen auch einen Sozialplan an. Dieser umfasst laut Mediensprecherin Annabell Merklin die üblichen Punkte wie Abfindungszahlungen, finanzielle Unterstützung bei Frühpensionierungen und professionelle Hilfe bei der Stellensuche durch eine externe Beratungsfirma. Findet jemand eine Stelle ausserhalb der Region, werden ausserdem die Umzugskosten übernommen. Die Höhe der Abfindungszahlungen ist abhängig vom Dienstalter, in welchem Rahmen sie sich bewegen, will das Unternehmen nicht kommunizieren.
«Wir konzentrieren uns jetzt darauf, die Mitarbeitenden bei der Jobsuche zu unterstützen, und übernehmen zum Beispiel Kosten für Umschulungen», so Merklin weiter. Als weitere Massnahme hat Edwards Lifesciences zu anderen Firmen in der Region Kontakt aufgenommen, die an den Qualifikationen der Betroffenen interessiert sein könnten. «Es gibt in der Schweiz andere Firmen, in denen Handarbeit und ähnliche Fertigkeiten gefragt sind. Offene Stellen publizieren wir intern.» Dazu, welche Firmen kontaktiert wurden, äussert sich Edwards Lifesciences nicht.
Die 250 Angestellten in Horw sind nicht die Einzigen, die jüngst Opfer eines grossen Stellenabbaus geworden sind. Viele Unternehmen, die wegen des starken Frankens ihre Produktion ins Ausland verlagern, haben zuletzt ebenfalls Stellen gestrichen, darunter Rockwell in Aarau (250 Arbeitsplätze) oder Nestlé in Egerkingen (190). Nach Angaben von Edwards Lifesciences spielte der starke Franken bei ihrem Entscheid jedoch keine Rolle.
Den Kanton Luzern beschäftigten im letzten Jahr laut Karin Lewis mehrere Entlassungswellen, so diejenige der Postfinance, der CKW, der Pfister AG oder der Post. «Eine besondere Herausforderung für die RAV ist es, wenn viele Mitarbeitende mit der gleichen Qualifikation gleichzeitig auf den Arbeitsmarkt kommen», sagt sie. «Vor allem, wenn dieses Berufsfeld eher rückläufig ist – etwa wenn Produktionen geschlossen werden.»