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Während der Personal Trainer den Körper auf Vordermann bringt, kümmert sich Personal Stylistin Katrien Verhassel um die Garderobe. Ihr geht es nicht in erster Linie darum, den nächsten Shoppingtrip zu planen, sonder das Beste aus dem Vorhandenen zu machen.
Die meisten Kunden von Katrien Verhassel zeigen ihr als Erstes ihren Kleiderschrank. «Wenn wir die einzelnen Stücke durchgehen, bekomme ich ein Gefühl dafür, worin sich die Kundin oder der Kunde wohlfühlt, welche Farben und welcher Style ihm gefallen. Im Schrank steckt viel Psychologie», erklärt die Personal Stylistin. Kunden haben ein Ziel, wenn sie die Dienste der 40-Jährigen Luzernerin buchen: «Die Frauen oder Männer wollen sich zum Beispiel neu definieren, möchten in den Beruf wiedereinsteigen, sich selbstbewusster fühlen oder haben zum Beispiel Gewicht verloren oder gewonnen und möchten ihre Garderobe anpassen.»
Bis sie vier Jahre alt ist, wächst Katrien Verhassel in Belgien auf. Danach zieht sie mit ihren Eltern und ihrer Schwester etwa alle drei Jahre um – nach England, Italien, in die Schweiz, in die USA und zurück in die Schweiz. «Schon als Kind ist mir aufgefallen, dass die Bekleidung, die jemand trägt, sein soziales Umfeld beeinflusst. Ich wollte als Kind dazugehören, habe viele Kulturen kennen gelernt. Wir verändern uns alle im Laufe des Lebens, unsere Kleider können das unterstreichen», erzählt sie.
Katrien Verhassels Schwester studiert Modedesign, sie selbst macht erst eine Marketingausbildung. Als sie für Victorinox nach Luzern zieht und hier deren Parfüms vermarktet, gibt es bei ihrem Arbeitgeber Veränderungen und Katrien Verhassel ergreift die Gelegenheit, macht in Mailand noch eine Styling-Ausbildung und verbindet nunmehr seit rund fünf Jahren die zwei Dinge, die sie gut kann und ihr Spass machen: Mode und Menschen helfen.
Dabei geht es aber nicht einfach um Shoppingtipps. Nachdem die Personal Stylistin den Kleiderschrank durchgeschaut hat, erarbeitet sie mit der Kundin die Körperform, die passenden Schnitte und Farben, die Frisur, die sie braucht, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Verhassel sagt:
«Es ist eine Reise. Meist dauert es eine Weile, bis sich die Menschen überwinden, meine Hilfe zu suchen. Sie denken, ein Styling sei nur etwas für Promis – oder sie seien es nicht Wert.»
Wenn sie denn ein Styling gebucht hätten, seien sie auch bereit, ihre Komfortzone etwas zu verlassen. «Aber ich werde jemandem, der Muster hasst, keine Muster aufdrängen. Manchmal müssen sich Kundinnen aber auch an einen neuen Look gewöhnen», betont sie. Praktisch ist, dass die Kunden sofort ein Feedback erhalten: «Im Job oder im Freundeskreis bekommen sie Komplimente.»
Neben den Personal Stylings macht Katrien Verhassel aber auch saisonale Workshops. Sie arbeitet dabei vor allem mit den Körperformen und Kleiderschnitten. Es gehe darum, die Silhouette zur Sanduhr-Form auszugleichen. «Dazu müssen die Teilnehmer jeweils fünf Kleidungsstücke mitnehmen, mit denen wir zusammen verschiedene Outfits kreiere. Ausserdem mache ich an den Kleidern, die sie tragen, ein, zwei kleine Veränderungen, style sie also, und zeige ihnen den Vorher-Nachher-Effekt. Mit beiden Massnahmen will ich zeigen, dass es nicht darum geht, immer neue Sachen zu kaufen, sondern aus der bestehenden Garderobe das Beste herauszuholen», betont Verhassel.
Nachhaltigkeit ist in den Styling-Beratungen von Katrien Verhassel durchaus ein Thema. Von Interesse seien sowohl die sozialen Produktionsbedingungen wie auch die Umweltbelastung durch Bekleidung, nicht zu vergessen die Komplikationen durch Chemikalien in den Textilien. Einige Kundinnen verlangen heute explizit nachhaltige Brands.
Doch nicht nur die richtige Marke macht einen Unterschied, auch Verzicht hilft: Laut WWF Schweiz kaufen wir pro Jahr 20 Kilo Kleidung pro Person. «Und laut Studien tragen wir nur etwa 20 Prozent der Kleider in unserem Schrank», weiss Katrien Verhassel. Die Personal Stylistin ist deshalb überzeugt: «Mit 12 Kleidungsstücken pro Saison kann man genügend verschiedene Outfits für ein, zwei Jahreszeiten zusammenstellen.» Damit aber Mode generell als nachhaltig gelten könne, müsse sich die gesamte Modeindustrie ändern, weg von der Fast Fashion – also Modemarken, die alle zwei Wochen neue Kollektionen in die Läden bringen.
Mehr Informationen zu den Angeboten und Workshops von Katrien Verhassel finden Sie auf www.your-style.eu
(nez) Um Nachhaltigkeit geht es auch Suzanna Vock mit ihrer Neuausrichtung des Luzerner Modefestivals «Gwand». Gerade wurde die Nominationsjury und deren Designervorschläge in Mailand vorgestellt (siehe Hinweis). Die Designer würden zwar alle nachhaltig arbeiten, müssten aber nun noch einen Fragebogen ausfüllen, um von den 22 Designern sechs für die nächste Gwand auswählen zu können. «Ein neues Datum steht aber noch nicht fest», sagt die Gwand-Gründerin. «Wir alle tragen Kleider, die Bekleidungsindustrie ist deshalb ein riesiger Wirtschaftsfaktor und neben den Erdölproduzenten die Industrie mit dem zweitgrössten CO2-Ausstoss», weiss die Modeexpertin. Weil viele Brands nicht transparent seien oder selbst nur wenig Einfluss auf ihre Produktionsfirmen hätten, sei eine Zusammenarbeit mit vielen Modemarken in Bezug auf Nachhaltigkeit anspruchsvoll. «Wir denken, dass der Weg zurück zu Kleinproduktionen führt, zu einer zyklischen Wirtschaftsordnung, bei denen alle Beteiligten fair behandelt werden und so umweltfreundlich wie möglich produziert wird», ist Suzanna Vock überzeugt.
Mehr Informationen zur «Gwand» finden die auf: www.gwand.org