Der Umzug in Reiden liefert am Freitagnachmittag den besten Beweis: Mit der nötigen Prise Kreativität und viel Liebe zum Detail werden viele Sujets zum echten Hingucker.
Die Welt steht kopf, und keinen erstaunt’s: Ist dies der Fall, haben die Fasnachtsmagistraten das Zepter in der Hand. Und lassen die Dimensionen der Realität vergessen: Da fletscht der Riesenwolf der Dagmerseller Häppereschweller die Zähne (Sujet: «Totkäppchen und die Gebrüder Schlimm»), da würfeln sich bunte Mannsgöggeli ihren Weg durchs Narrendefilee, während die Einachserfreunde Wiggertal dem stillgelegten Atomkraftwerk Mühleberg die letzte Ehre erweisen. In Nostalgiecharme, mit Samtjacken und Spitzenschirm.
Der sonnenverwöhnte Reider Umzug liefert den besten Beweis: Erst die nötige Prise Kreativität verleiht vielen Sujets den letzten Schliff: Bei den futuristisch wirkenden Wegere Pflotscher («Frogtology») aus Reiden sind die Ohren ein Hingucker – gebastelt aus neongrünen Abflusssieben. Bei den einheimischen Urisk («I(h)rre Froschheit») wird ein Sonnenbrillenglas zum Riesenklunker am Fingerring. Ihre breitmauligen Froschgestalten samt Glubschaugen kommen majestätisch daher.
Mit ebenso viel Liebe zum Detail hat die Reider Gruppe s’Dorf ab ihre Waldschratten erschaffen: Dank Moos, Geäst, Tannzapfen und Jagdtrophäe zieht ihr Kopfschmuck alle Blicke auf sich.
Ein tolles Accessoire gibt’s bei der Zwergenschar der Spielgruppe zu sichten: Die Giesskanne wird zur Handtasche umfunktioniert – und liefert Konfettinachschub. Mottogemäss haben die Kleinsten gezeigt:
«Auch bei uns Zwergen geht die Post ab.»
Die Post als Institution steht später im Fokus des Reider Gewerbevereins. In knallgelben Latzhosen stehen die Gewerbler vor lauter geschlossener Schaltern. Bedient wird per Monitor. Sie verlauten: «z’Reide goht Poscht ab.»
Dass die Wiggertaler Gemeinde kein Schlafdorf ist, davon haben sich am Freitagnachmittag unzählige Umzugsbesucher überzeugen können. 7000, schätzt Rita Stanger, Präsidentin der Fasnachtsgesellschaft Reiden. «So viele wie seit Jahren nicht mehr.»