Kampf um Einzug ins Stöckli: Für den SVP-Mann Franz Grüter ist das Rennen noch «völlig offen»

Erstaunlich klar distanzierte sich CVP-Ständerats-Kandidatin Andrea Gmür von SVP-Mann Franz Grüter. Doch dieser gibt nicht auf.

Yasmin Kunz
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Skeptische Blicke auf die Wahlergebnisse: SVP-Politiker Franz Grüter (rechts) hat die Wahl ins Stöckli nicht geschafft. Er lag rund 16'500 Stimmen hinter seiner Konkurrentin Andrea Gmür (CVP). (Bild: Philipp Schmidli, Luzern, 20. Oktober 2019)

Skeptische Blicke auf die Wahlergebnisse: SVP-Politiker Franz Grüter (rechts) hat die Wahl ins Stöckli nicht geschafft. Er lag rund 16'500 Stimmen hinter seiner Konkurrentin Andrea Gmür (CVP). (Bild: Philipp Schmidli, Luzern, 20. Oktober 2019)

Kanton Luzern: Ständeratswahlen 20. Oktober 2019

Endresultat von 14.50 Uhr, 83 von 83 Gemeinden
*
bisher im Amt.
gewählt
Damian Müller
Damian Müller
*
FDP
65 784
Andrea Gmür
Andrea Gmür
CVP
54 861
Verfügbare Sitze: 2
Franz Grüter
Franz Grüter
SVP
38 358
Monique Frey
Monique Frey
Grüne
30 322
David Roth
David Roth
SP
29 668
Michèle Graber
Michèle Graber
Grünliberale
9 334
Florian Studer
Florian Studer
parteilos
4 553
Absolutes Mehr
65 476 Stimmen

Die Ausgangslage für die zwei Luzerner Ständeratssitze war spannend – und bleibt es auch. Sieben Kandidaten wollten einen der zwei Sitze im Stöckli. Nun ist noch einer frei, denn Damian Müller, der FDP-Politiker aus Hitzkirch, schaffte gestern auf Anhieb seine Wiederwahl. Mit 308 Stimmen über dem absoluten Mehr.

Die anderen sechs Kandidaten haben das absolute Mehr von 65'476 Stimmen nicht erreicht. An zweiter Stelle mit 54'861 Stimmen ist Andrea Gmür, die CVP-Frau aus der Stadt Luzern. Sie liegt mit rund 16'500 Stimmen auch deutlich vor ihrem Konkurrenten, dem SVP-Politiker Franz Grüter aus Eich.

CVP und FDP: Doch kein Kopf-an-Kopfrennen

Im Vorfeld wurde oft gemunkelt, dass es zwischen Gmür und Grüter zu einem Kopf- an-Kopfrennen kommen werde. Nun zeigt sich ein etwas anderes Bild. Andrea Gmür ist denn auch stolz auf ihr Resultat: «Ich bin mehr als zufrieden mit dem Resultat». Es zeige, dass der Wählerwillen «ganz klar zum Vorschein kommt».

Dem pflichtet CVP-Kantonalpräsident Christian Ineichen bei. «Wir haben mit Andrea Gmür auf die richtige Person gesetzt.» Er sei sehr zufrieden mit dem Resultat. Er ist überzeugt: «Die Doppelstrategie ist aufgegangen.» Damit meint er die gemeinsame Liste der CVP und FDP.

Nicht ganz so gut aufgegangen ist es für den SVP-Kandidaten Franz Grüter. Er belegt mit 38'358 Stimmen den dritten Rang. Die Platzierung an und für sich sei für ihn wenig überraschend. «Doch die Distanz zwischen Andrea Gmür und mir ist grösser als erwartet.» Dass er nicht im ersten Wahlgang gewählt werde und letztlich hinter Gmür liege, habe er jedoch so kommen sehen. Er kennt auch einen Grund dafür: «Die Mitteparteien haben sich mit gemeinsamen Listen verbrüdert und ich bin alleine ins Rennen gegangen.» Aufgeben kommt für Grüter aus Eich allerdings nicht in Frage. Er sagt: «Aus meiner Sicht ist nun das Rennen völlig offen.»

Er ist wie Andrea Gmür bereit, nochmals anzutreten. Spannend werde nun, so Grüter, wem die FDP ihre Stimmen in der zweiten Runde gebe.

Andrea Gmür (CVP) schloss bei den Ständeratswahlen mit dem zweitbesten Resultat ab. Damit ist sie in der Pole-Position für den zweiten Wahlgang. Florian Studer, parteilos, belegte den letzten Platz. (Bild. Eveline Beerkircher, Luzern, 20. Oktober 2019)

Andrea Gmür (CVP) schloss bei den Ständeratswahlen mit dem zweitbesten Resultat ab. Damit ist sie in der Pole-Position für den zweiten Wahlgang. Florian Studer, parteilos, belegte den letzten Platz. (Bild. Eveline Beerkircher, Luzern, 20. Oktober 2019)

GLP-Frau Michèle Graber nimmt sich wohl
aus dem Rennen

Anders sieht es Michèle Graber. Die GLP-Politikerin aus Udligenswil machte 9'334 Stimmen und liegt damit auf dem sechsten Platz. Sie war über ihr Abschneiden bei den Ständeratswahlen «weder überrascht noch enttäuscht». Graber: «Ich bin realistisch und habe vorausgesehen, dass es nicht reichen wird. Dennoch kämpfte ich bis zum Schluss.» Für sie war denn schon gestern klar: «Ich werde wohl nicht mehr antreten».

Noch weniger Stimmen als Michèle Graber hatte Florian Studer, der parteilose Stadtluzerner. Der Mann, der beim Wahlkampf vor allem auf den Klimaschutz gesetzt hat. «Mein Engagement hört diesbezüglich nicht auf – im Gegenteil. Ich werde die Klimapolitik weiter pushen.» Obwohl ihm nur 4'553 Wählerinnen und Wähler die Stimme gaben, schliesst er eine Kandidatur für den zweiten Wahlgang nicht aus. Kurze Zeit später revidiert er seine Aussage: «Wenn Andrea Gmür sich öffentlich für einen besseren Klimaschutz einsetzt, werde ich meine Kandidatur zurückziehen.» Obwohl parteilos werde er in den kommenden Tagen das Gespräch mit den Parteien suchen.

Weiteres Vorgehen bei SP und Grünen noch unklar

Durchaus zufrieden mit dem Resultat sind die Grünen. Monique Frey aus Emmen lag nur rund 8'000 Stimmen hinter Franz Grüter und erzielte das viertbeste Resultat. Ausserdem liegt sie rund 300 Stimmen vor SP-Kandidat David Roth. «Das ist wahrscheinlich eher dem Zufall geschuldet», kommentiert sie dieses Stimmenverhältnis. Beide hätten sie aber eine ähnliche Haltung, in welche Richtung es politisch weitergehen soll. Der zweite Wahlgang werde vor allem in den nächsten Tagen zu reden geben, so Frey: «Wir müssen uns dafür nun eine Strategie überlegen.» Mehr verrät Frey nicht. Für Grüne-Kantonalpräsident Maurus Frey ist das Resultat von Monique Frey «stark». Es zeige, dass der Wunsch nach Klimaschutz und der Wunsch nach einem grösseren Frauenanteil im Parlament vorhanden sei.

Monique Frey (Grüne) erreichte den vierten Platz. Ob sie erneut antritt, lässt sie offen. Man werde die Strategie dieser Tage festlegen, so Maurus Frey (links), kantonaler Parteipräsident Grüne. (Bild: Eveline Beerkircher, Luzern, 20. Oktober 2019)

Monique Frey (Grüne) erreichte den vierten Platz. Ob sie erneut antritt, lässt sie offen. Man werde die Strategie dieser Tage festlegen, so Maurus Frey (links), kantonaler Parteipräsident Grüne. (Bild: Eveline Beerkircher, Luzern, 20. Oktober 2019)

Zufrieden ist auch SP-Politiker David Roth wie er gestern sagte. Er erreichte mit 29'668 Stimmen den fünften Platz. Ob er erneut antreten wird, war für ihn gestern noch unklar. Man werde dieser Tage mit den Grünen das Gespräch suchen, um das weitere Vorgehen zu diskutieren.

Die Kantonalparteien CVP, FDP, SVP und SP werden am Dienstagabend ihre Delegiertenversammlungen abhalten, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Grünen werden am Mittwochabend ihre Strategie für den zweiten Wahlgang bekannt geben. Eingabeschluss für die Kandidatur der Kandidatinnen und Kandidaten ist schon diesen Donnerstag. Der zweite Wahlgang findet am 17. November statt.