Warum müssen rasante E-Bike-Fahrer überhaupt Rad- und Fusswege benutzen? Dies fragt sich unser Kulturredaktor Urs Mattenberger nach einer erschreckenden Begegnung.
E-Bikes bis 45 km/h sind unter anderem etwas für Leute, die sich wünschen, dass nochmals die Post abgeht. Das war in der Velokolumne in der gestrigen Ausgabe unserer Zeitung auf ältere Damen gemünzt. Aber gerade Leute, die das E-Bike als gemütlichen Outdoor-Hometrainer nutzen, sind mir sympathisch.
Sympathischer jedenfalls als jene, bei denen sich sportlicher Ehrgeiz mit der 1000-Watt-Leistung solcher E-Bike-Motoren verbindet. Wie unlängst bei einem Familienausflug. Da schoss auf dem Radweg zwischen Luzern und Emmenbrücke einer mit 45 Kilometern pro Stunde aus der Kurve. Helm, Brille und Saccoschen-Vollpackung erinnerten an die schwarzen Kampfmonturen, wie man sie von SEK-Einsätzen im «Tatort» kennt.
In einer ähnlichen Blitzaktion donnerte der anonymisierte Raser haarscharf an den verdatterten Kindern vorüber. Wieso sind solche E-Bikes auf Rad- und Fusswegen eigentlich zugelassen?
Noch mehr frage ich mich das, seit der Kanton Luzern E-Bikes bis 45 eine Verkehrssteuer auferlegt, weil sie zur Kategorie der «Motorfahrräder» gehören, also gar keine Velos, sondern Mofas mit «Tretunterstützung» sind! Politiker kritisierten die Steuer zu Recht als ökologischen Unsinn. Aber der hektische Mischverkehr liesse sich entspannen, wenn die Mofa-Regel wenigstens konsequent umgesetzt würde. Heute dagegen müssen E-Bike-Fahrer laut Strassengesetz Radwege benutzen. Gut möglich, dass auch unser SEK-Stürmer sich künftig lieber verbieten als vorschreiben lassen würde, diese zu benutzen.
Urs Mattenberger, Kulturredaktor
urs.mattenberger@luzernerzeitung.ch