Kanton Luzern
«Der Druck ist gross» – Die Pandemie belastet auch das Staatspersonal stark

Seit über einem Jahr befindet sich die Verwaltung des Kantons Luzern im Krisenmodus. Bereits wurden Massnahmen ergriffen, welche die Angestellten entlasten sollen. Derweil erholt sich Regierungsrat Guido Graf von seiner Covid-Erkrankung.

Niels Jost
Drucken
Angestellte des Kantons Luzern sind zum Teil stark belastet.

Angestellte des Kantons Luzern sind zum Teil stark belastet.

Symbolbild: Hanspeter Schiess

Der Ausnahmezustand hält an. Seit über 400 Tagen ist der Arbeitsalltag für viele komplizierter, anstrengender und mühsamer. Das ist für die über 6000 Angestellten des Kantons Luzern nicht anders. Neben Homeoffice und digitalem Austausch ist ein Teil zusätzlich mit der direkten Bewältigung der Pandemie konfrontiert. Wer an vorderster Front tätig ist, bekommt auch den Ärger der Bürger zu spüren.

Was bei vielen privatwirtschaftlichen Betrieben nicht anders ist, bestätigt nun auch die Staatskanzlei auf Anfrage: «Die Belastung ist bei allen Organisationseinheiten, die direkt mit der Krisenbewältigung befasst sind, nach wie vor sehr hoch», schreibt Judith Dissler, Beauftragte Newsdesk und Kommunikation. Als Grund nennt sie die stetig ändernden Massnahmen und Vorgaben des Bundes, an welche sich der Kanton innert kürzester Zeit anpassen müsse. Daneben gelte es, «wichtige Informationen zeit- und adressatengerecht» zu verbreiten. Dissler:

«Die Verwaltung ist ein Dienstleistungsbetrieb, und in der Krise gibt es mehr Arbeit, damit diese Dienstleistungen aufrechterhalten werden können. Es ist allen Mitarbeitenden ein Anliegen, dass dies gelingt.»

Dies hebt auch Reto Wyss hervor. Der Regierungspräsident und Finanzdirektor, in dessen Zuständigkeit auch die Dienststelle Personal fällt, sagt: «Der Druck ist gross, und wir sind alle stark gefordert. Aber wir haben den Ehrgeiz, für unsere Bürgerinnen und Bürger gute Dienstleistungen zu erbringen. Diese hohe Motivation der Angestellten freut mich.»

Projekte verschoben, neues Personal eingestellt

Dennoch hat der Kanton Massnahmen ergriffen, um das Personal möglichst zu entlasten und um genügend Ressourcen für die Krisenbewältigung zu haben. Dafür seien andere wichtige Projekte zwischenzeitlich verschoben worden. Dazu gehörte etwa die Digitalisierung und Archivierung der Verwaltung. «Die Ressourcen sollen nicht noch weiter überstrapaziert werden», begründet Dissler. Eine weitere Massnahme sei die Einstellung von zusätzlichem Personal. Reto Wyss ergänzt: «Wir versuchen, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so gut es geht zu unterstützen.» Er selber führe in seinem Departement häufiger Gespräche über die Belastung der Angestellten.

Verband des Staatspersonals: «Die Leute sind gefordert, aber nicht überfordert »

Wie sich die Krise auf die Verwaltungsmitarbeiter auswirkt, beobachtet auch der Luzerner Staatspersonalverband (LSPV). Es sei aktuell zwar schwieriger, den Puls der Angestellten zu spüren, sagt Inge Lichtsteiner, die seit Anfang Jahr Geschäftsführerin des LSPV ist. Aber: «Das Staatspersonal ist fraglos gefordert, aber sicher nicht überfordert. Die Leute machen einen sehr guten Job.»

Eine wesentliche Herausforderung stellt gemäss der CVP-Kantonsrätin aus Egolzwil das Homeoffice dar. «Vielen fehlen die zwischenmenschlichen Kontakte.» Positiv wertet Lichtsteiner die Bemühungen des Kantons als Arbeitgeber, für alle Angestellten passende Lösungen zu finden. So habe jede und jeder zu Beginn der Pandemie schnell die nötige Ausrüstung für das Homeoffice erhalten. «Hier war der Kanton parat», sagt Lichtsteiner.

Dennoch ortet die LSPV-Geschäftsführerin Handlungsbedarf. Sie könne sich vorstellen, Richtlinien für noch ungeklärte Fragen zu diesem Thema zu erstellen.

Workshops gegen Stress

Die Gesundheit der Mitarbeitenden sei dem Kanton generell sehr wichtig, schrieb der Regierungsrat kürzlich in einem Vorstoss von GLP-Kantonsrätin Riccarda Schaller (Malters) zu diesem Thema. Die Angestellten würden dazu laufend sensibilisiert – mit dem Ziel, «Überbelastungen und Überforderungen zu vermeiden». Unabhängig von der jetzigen Situation biete der Kanton Workshops sowie Schulungen für Angestellte und Führungskräfte oder eine interne Sozialberatung an.

Die Nachfrage nach diesen Angeboten bewege sich auf ähnlichem Niveau, wie vor der Pandemie, schreibt nun Judith Dissler. Auch eine erhöhte Fluktuation, also dass mehr Personen kündigen als sonst – stelle man bisher nicht fest.

Graf verspürt nach Corona «noch etwas Müdigkeit»

Stark gefordert sind auch die Regierungsräte – in den vergangenen zwei Wochen sogar noch zusätzlich. Dies aufgrund der Corona-Erkrankung von Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf (CVP). Mittlerweile befinde sich der 62-Jährige nicht mehr in Isolation. «Es geht ihm grundsätzlich gut, auch wenn er noch eine gewisse Müdigkeit verspürt», schreibt Dissler.

«Seine Arbeit als Regierungsrat kann er vollumfänglich wahrnehmen.»

Der Gesamtregierungsrat ist somit also wieder komplett. Stellt sich aber die Frage, was wäre, wenn gleichzeitig mehrere Magistrate erkranken oder anderweitig ausfallen würden. Ein spezifisches Notfallkonzept gibt es nicht. Dissler hält lediglich fest, dass jeder Regierungsrat einen Stellvertreter habe. Komme dieser zum Einsatz, biete ihm das Ursprungsdepartement respektive dessen Stab «professionelle Unterstützung».

Regierungsräte: Keine Vorzugsbehandlung bei Impfungen

Eine weitere Frage stellt sich mit Blick auf die zukünftige Handlungsfähigkeit auch bezüglich der Impfungen der Regierungsräte sowie der Kaderpersonen. Zur Erinnerung: Im Januar liessen sich Mitglieder des Bundesrats und der Bundeskanzlei heimlich impfen. Dies, um ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden und um handlungsfähig zu bleiben. In Luzern sind vorgezogene Impfungen gemäss Judith Dissler kein Thema.

«Für die Mitglieder des Regierungsrates und der Verwaltung hat es bisher keinen gesonderten Impfplan gegeben. Sie können sich grundsätzlich gemäss Prioritätenliste des Bundes impfen lassen.»