Kanton Luzern
«Ältere Mitmenschen wurden beleidigt»: Chef der Dienststelle Steuern entschuldigt sich für Kommunikationspanne

Die Steuersoftware des Kantons Luzern ist fehlerhaft und bereitet vielen Nutzern Probleme. Nun nimmt Felix Muff, Leiter der Dienststelle Steuern, dazu Stellung – und bittet um Entschuldigung.

Christian Glaus
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«Die Einführung der neuen Steuersoftware ist suboptimal angelaufen.» So beginnt eine kurze Medienmitteilung des Kantons Luzern vom Freitag. Der Kanton verweist darin auf eine Videobotschaft des Leiters der Dienststelle Steuern, Felix Muff. Dieser entschuldigt sich für die vielen Fehler, welche die im Februar eingeführte Steuersoftware enthält. Und Muff entschuldigt sich für die Kommunikation seines Mitarbeiters Paul Furrer. Der Geschäftsbereichsleiter der Dienststelle Steuern hatte sich gegenüber unserer Zeitung zu den vielen Fehlern geäussert. Er sagte, aus technischer Sicht funktioniere die Software gut, allerdings hätten die Nutzer Probleme, das Programm zu bedienen. Mit folgender Aussage zog Furrer den Zorn der Steuerzahler auf sich: «Wir haben unterschätzt, dass gerade die ältere Generation Mühe hat, sich im neuen Programm zurechtzufinden.»

Für diese Aussage muss sich nun sein Chef Felix Muff entschuldigen. Er sagt in der Videobotschaft: «Im Gesamtkontext wurden ältere Mitmenschen beleidigt. Das war zu keinem Zeitpunkt unsere Absicht.» Muff sagt, der Kanton habe die Lehren aus der Entwicklungspanne gezogen. Künftig werde man beim Testen der Software alle Anspruchsgruppen miteinbeziehen.

Felix Muff, Leiter Dienstelle Steuern, zur fehlerhaften Steuersoftware.

Quelle: Kanton Luzern

In zwei Berichten hatte unsere Zeitung publik gemacht, dass die Steuersoftware des Kantons massive Kinderkrankheiten aufweist. Deshalb ist auch der Helpdesk der Entwicklerfirma Information Factory überlastet, welcher ursprünglich mit vier Informatikstudenten ausgestattet wurde. Darauf reagierten der Kanton und der Softwarehersteller: Die Zahl der Mitarbeiter am Helpdesk wurde verdreifacht – und die telefonische Erreichbarkeit vorübergehend eingestellt. Anfragen sind nur noch per Mail möglich.

Unsere Zeitung hat der Finanzdirektion am Mittwoch einen umfangreichen Fragenkatalog zur Beschaffung und Entwicklung der Software geschickt. Erste Fragen beantwortete Muff am Freitag nach Veröffentlichung des Videos. Seit Mai 2020 seien insgesamt fünf Testphasen mit jeweils zehn und mehr Testpersonen bei der Dienststelle Steuern durchlaufen worden. Die Herstellerfirma habe zusätzliche Tests gemacht. Die Software wurde im Januar fertiggestellt. Ende der ersten Februarwoche hätten sich «unerwartet viele Anfragen» beim Helpdesk gestaut. Am 8. Februar wurde der Dienststellenleiter involviert, am 17. Februar wurde die Departementsleitung informiert. Mit Stand 24. Februar wurden vom Helpdesk 1550 Tickets (Anfragen) bearbeitet. 70 Prozent beträfen die neue Benutzerführung. Muff: «Das ist eindeutig zu viel.»