Das WC-Häuschen am Bundesplatz in der Stadt Luzern soll in eine Bar umgenutzt werden. Mit dem Segen des Quartiervereins will die Stadtregierung das Projekt vorantreiben. Nur: Der Kanton ist nicht bereit, eine dafür notwendige Bewilligung zu erteilen.
Mit Lokalen wie dem Meyer, der Capitol Bar oder dem Matrix ist der Bundesplatz in der Luzerner Neustadt schon heute als Ausgangsort beliebt. Geht es nach der Stadtregierung, dürfte ein weiteres Lokal bald dazu kommen. Das heutige WC-Häuschen neben dem Kreisel soll «sanft umgebaut» und und zu einer Bar, zu einem Café umgenutzt werden. «Café Fédéral» lautet der Name des Projekts, welches 2011 von der Einfachen Gesellschaft Bucher/Bühler initiiert worden ist.
Doch die Realisierung lässt weiter auf sich warten. Wie aus einer aktuellen Antwort des Stadtrates auf eine Interpellation hervorgeht, spielen mehrere Gründe eine Rolle. Erstens befindet sich in dem Gebäude nebst der WC-Anlage ein kleines Depot des Strasseninspektorats (STIL) sowie eine Trafostation der städtischen Energieversorgerin EWL. Dafür muss ein alternativer Standort gefunden werden. Laut dem Stadtrat konnten dafür «Lösungen in Aussicht gestellt werden».
Stärker ins Gewicht fällt jedoch der zweite Grund: Wie der Stadtrat nun bekannt gibt, hat die Vorprüfung des Projekts beim Kanton im Jahr 2017 eine «negative Stellungnahme» ergeben. Demnach ist dieser nicht bereit, die Bewilligung für die nötige Anlieferung ab der Kantonsstrasse zu erteilen. Diese braucht es aber, damit beispielsweise Getränke angeliefert werden können. Bedenken hat der Kanton ausserdem, was die Verkehrssicherheit und das Unfallrisiko in Zusammenhang mit der Bar-Nutzung angeht. Noch ist das letzte Wort aber nicht gesprochen: Die Stadt hat inzwischen ein Wiedererwägungsgesuch eingereicht, das vom Kanton zurzeit geprüft wird. Aufgrund des laufenden Verfahrens kann dieser inhaltlich keine Stellung dazu nehmen.
Letztlich dürfte das Projekt «Café Fédéral» auch von der künftigen Linienführung der Strassen rund um den Bundesplatz abhängig sein. Denn der Kanton plant eine komplette Umgestaltung des Kreisels. Wie die Linienführung der Zufahrtstrassen genau aussieht, ist noch unklar. Doch auch dazu hat der Luzerner Stadtrat bereits eine Vision: Basierend auf einem Vorschlag des Quartiervereins Hirschmatt-Neustadt will er aus dem komplexen Verkehrsknoten einen einfachen Kreisel machen und die Strassenfläche reduzieren (siehe Grafik unten). Dadurch soll der «verkehrsbestimmte Platz eine attraktive Belebung erfahren». Um ein Gestaltungskonzept auszuarbeiten hat die Stadt sogar eine befristete 20-Prozent-Stelle geschaffen. Insgesamt rechnet sie für das Konzept mit Kosten von 284'000 Franken.
Auch bei dieser Idee ist jedoch noch völlig offen, ob der Kanton mitspielen wird. Da es sich bei den Strassen rund um den Bundesplatz um Kantonsstrassen handelt, liegt die Kompetenz bei ihm. Wie er auf Anfrage mitteilt, wurden die Planungsarbeiten für den entsprechenden Strassenabschnitt (Obergrundstrasse/Einmündung Horwerstrasse bis Bundesplatz) in der Dienststelle Verkehr und Infrastruktur dieses Jahr gestartet. Im aktuellen Bauprogramm 2015 - 2018 wurde das Strassenprojekt im Topf B aufgenommen. Die weitere Planung inklusive Zeitpunkt der Realisierung wird der Kantonsrat mit dem neuen Bauprogramm 2019 - 2022 Ende dieses Jahres beschliessen.
Ob an dem Standort jemals Bier ausgeschenkt werden kann, steht also noch in den Sternen. Wie Stadträtin und Baudirektorin Manuela Jost (GLP) auf Anfrage sagt, hofft der Stadtrat jedoch sehr, dass der Kanton seinen Entscheid nochmals überdenkt. «Der Bundesplatz ist heute ein Unort ohne jegliche Aufenthaltsqualität. Wir sehen aber das Potenzial und würden es sehr begrüssen, wenn wir zusammen mit dem Kanton und dem Quartier eine gute Lösung zur Aufwertung erarbeiten könnten.» Davon profitieren würde die ganze Bevölkerung und allen voran das Hirschmattquartier.
Stadträtin Manuela Jost:
«Der Bundesplatz ist heute ein Unort ohne jegliche Aufenthaltsqualität.»
In seiner Antwort geht der Stadtrat ausserdem auf mehrere Fragen der Interpellanten ein: So wollte die SP- und Juso-Fraktion unter anderem wissen, weshalb das Projekt für die Umnutzung des WC-Häuschens nicht öffentlich ausgeschrieben worden sei. Laut der Stadt bestand zum Zeitpunkt der Anfrage 2011 noch keine einheitliche Praxis in Bezug auf die Vergabe von Nutzungsrechten, welche Bauten auf öffentlichem Grund betreffen. Dies wurde erst später erarbeitet und zum Beispiel mit der Buvette am Reusszopf konkretisiert.