Kriminalität
Erstmals seit 2017 gelten im Kanton Luzern weniger Menschen als gefährlich

Die Luzerner Behörden führen eine Datenbank mit Personen, von denen möglicherweise eine Gefahr ausgeht. 427 Personen sind registriert – weniger als im Vorjahr, obwohl die Stimmung aufgeheizter ist.

Christian Glaus Jetzt kommentieren
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Jahr für Jahr ist sie länger geworden – die Liste potenzieller Gewalttäter im Kanton Luzern. Seit 2017 gibt es hier das sogenannte Bedrohungsmanagement. Ziel ist es, Personen, von denen eine Gefahr ausgeht, frühzeitig zu erkennen. Sie können also präventiv in einer Datenbank registriert werden, noch bevor sie eine Straftat begehen.

Nach einem Jahr waren Ende 2017 bereits 352 sogenannte Gefährder im Kanton Luzern registriert. Ihren Höchststand erreichte die Datenbank Ende 2020 mit 435 eingetragenen Personen. Nun wird die Liste erstmals kürzer, die Veränderung ist allerdings minim. Man könnte auch von einer Stagnation reden. Per 6. Januar 2022 sind 427 Gefährder registriert, wie die Luzerner Polizei auf Anfrage bekannt gibt. Im Verlauf des Jahres 2021 wurden 51 Einträge gelöscht. 43 Personen gelten neu als Gefährder.

Privatpersonen oder Behörden können Gefährder melden

Jemanden als potenziell gefährlich melden können Privatpersonen genauso wie Behörden oder Institutionen. Auf Anfrage erklärt Polizeisprecher Urs Wigger: «Die meisten Gefährdungsmeldungen gibt es in Zusammenhang mit häuslicher Gewalt, Stalking, Gewalt gegen Behörden und Beamte, Querulanten und allgemein bei Fällen von substanzieller Gewalt oder deren Androhungen.»

Dass die Zahl der Gefährder im vergangenen Jahr leicht gesunken ist, überrascht, entstand doch eher der Eindruck, dass die Stimmung in der Bevölkerung wegen der Pandemie aufgeheizter ist. Auch die Fälle von häuslicher Gewalt schienen zuzunehmen – Zahlen für 2021 liegen im Kanton Luzern allerdings noch nicht vor. Wie erklärt Wigger den Rückgang der Anzahl Gefährder? Er spricht von einem dynamischen Prozess: «Es erfolgt eine ständige Einzelfallprüfung, womit gewährleistet wird, dass keine Person zu lange auf der Datenbank registriert bleibt. Dies kann zu Schwankungen bei den Zahlen führen.»

105 Personen wurden von der Polizei präventiv kontaktiert

Der Erfolg des Bedrohungsmanagements ist kaum messbar. Ein wichtiges Instrument ist die Gefährderansprache – die Polizei kann also auf die Personen zugehen und ihnen beispielsweise eine Therapie empfehlen. Im vergangenen Jahr wurden 105 Gefährderansprachen durchgeführt. Ebenfalls ist es möglich, gefährdete Personen frühzeitig zu warnen. Sie können so entlastet werden und erhalten Informationen über spezialisierte Beratungs- oder Betreuungsangebote. Wigger sagt: «In vielen Fällen können Situationen mit Eskalationspotenzial entschärft werden.»

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