Für die zwei noch freien Sitze in der Luzerner Regierung treten im zweiten Wahlgang am 10. Mai drei Kandidaten an. Das Volk entscheidet, ob weiter ein Parteiloser Einsitz haben soll. Es klärt auch, ob die SVP in der Opposition bleibt oder diese Rolle neu der SP zufällt.
Im ersten Durchgang Ende März waren für die fünfköpfige Regierung nur die drei Bisherigen Guido Graf (CVP), Reto Wyss (CVP) und Robert Küng (FDP) gewählt worden. Die Stimmbeteiligung lag bei für den Kanton Luzern rekordtiefen 37,6 Prozent.
Der bisherige bürgerliche, aber parteilose Finanzdirektor Marcel Schwerzmann verpasste das absolute Mehr von rund 49'200 Stimmen um 5600 Stimmen. Er lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Kandidaten der SVP, dem Krienser Gemeindepräsidenten Paul Winiker, der nur 700 Stimmen weniger erzielte. Die SVP hatte 2007 ihren Regierungssitz an den parteilosen Finanzexperten Schwerzmann verloren.
Deutlich zurück blieb die Kandidatin der SP, die den Sitz der zurücktretenden Justizdirektorin Yvonne Schärli verteidigen will. Kantonsrätin und Primarlehrerin Felicitas Zopfi kam mit 34'000 Stimmen nur auf den sechsten Platz. Die Schlusslichter Michael Töngi (Grüne) und Irina Studhalter (Junge Grüne) treten nicht mehr an.
Der 10. Mai wird für alle drei Kandidaten zur Zitterpartie. Für den zweiten Wahlgang werden die Karten neu gemischt, nachdem CVP und FDP ihre Schäfchen ins Trockene bringen konnten. Der Wahlausgang ist völlig offen. Die Wähler stehen für die beiden freien Sitze zwar vor einer kleinen Auswahl an Kandidaten, aber vor einem grossen Fragenkomplex.
Sollen sie einen bisherigen Parteilosen abwählen? Soll die SVP als zweitstärkste Partei nach acht Jahren weiter in der Opposition bleiben? Oder fliegt die SP nach 56 Jahren aus der Regierung? Soll das stark bürgerlich geprägte Luzern auch rein bürgerlich regiert werden, und dabei aber als einziger Kanton neben der Tessiner Exekutive ohne Frau auskommen?
Der parteilose 50-jährige Finanzdirektor Marcel Schwerzmann gilt als sachlich politisierender Finanzfachmann. Wegen umstrittener Internetnutzungen von Angestellten in Büros des Kantons muss sich der oberste Personalchef aber bereits zum zweiten Mal mangelnde Führung und Kommunikation vorwerfen und eine Administrativuntersuchung in seinem Departement gefallen lassen.
Schwerzmann, der die von den bürgerlichen Parteien geforderte Steuerpolitik konsequent umsetzt, wird im zweiten Wahlgang offiziell nur von der FDP unterstützt. Bei der CVP gilt Schwerzmann nach achtjähriger Amtszeit als Störenfried der Konkordanz. Ihm fehle die politische Vernetzung und der "Stallgeruch", wurde ihm vorgeworfen. Für SP und Grüne ist der Finanzdirektor der Prototyp des steuersenkenden Staatsabbauers.
Für die SVP ist ein erneuter Sitz in der Regierung in Griffnähe. Ihr Kandidat Paul Winiker erzielte im Gegensatz zu früheren SVP-Regierungsratskandidaten im ersten Wahlgang ein respektables Ergebnis. Der 59-Jährige holte Stimmen über die Parteigrenzen hinaus.
Für den zweiten Wahlgang wird der Betriebswirtschafter, Kantonsrat und Gemeindepräsident von Kriens offiziell auch von CVP und FDP unterstützt. Winiker gilt nicht als Hardlinier sondern als kompromissfähig. Er sagt, er kandidiere nicht gegen jemanden, sondern für einen Sitz der zweitstärksten Partei in der Regierung.
Nach dem Ergebnis im ersten Wahlgang muss auch SP-Kandidatin Felicitas Zopfi zittern, die den einzigen linken Sitz in der Regierung verteidigen will. Die 56-Jährige Lehrerin wird von den Grünen und der CVP offiziell unterstützt. Diese wollen weiterhin die Linke und eine Frau in der Regierung einbinden. Die einzige Frau auf dem Kandidatenticket kann über die Parteigrenzen hinweg auf weibliche Solidarität zählen.
Die SP-Kandidatin hat als Kantonsrätin und ehemalige Parteipräsidentin eine grosse politische Erfahrung, ist engagiert und sachlich. Zopfi gilt als kompromisslose Kritikerin der bürgerlichen Tiefsteuerstrategie des Kantons Luzern. Unter anderem deshalb erhält sie von der FDP keine Unterstützung. Der Lehrerin wurde im Wahlkampf im Vergleich zu ihren männlichen Konkurrenten auch mangelnde Erfahrung in einem Exekutivamt vorgeworfen.
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sda