Zum Abschluss des Kantonal-Musiktages gaben die Vereine noch einmal alles. Dabei überzeugten sie bei prächtigem Wetter in Altishofen nicht nur das Publikum, sondern einmal mehr auch die Jury.
Ein Hauch von Champions League weht vom Musikzelt her. «Ob-La-Di, Ob-La-Da», spielen die Bläser. Es ist ein Song der Beatles, die in Liverpool immer noch bekannter sind als die Fussballhelden, die tags zuvor den begehrten Henkelpot in die Höhe stemmen durften. Und auch hier in Altishofen geht es um etwas, schliesslich wollen die Musiker heute, zum Abschluss des Kantonal-Musiktages noch einmal das Maximum herausholen. Ein paar Gehminuten entfernt ist der angenehm gekühlte Mehrzwecksaal fast voll, nur ein paar wenige Stühle bleiben leer. Ein letzter Hinweis von der Moderatorin, dass die Zuhörer auch ja ihr Handy stummgeschaltet haben. Es würden Tonaufnahmen gemacht, heisst es – aber natürlich geht es auch um den Respekt vor den Instrumentalisten, die sich monatelang auf diesen Moment vorbereitet haben. Es herrscht Ruhe im Saal.
Die Feldmusik Knutwil spielt den letzten Konzertvortrag dieses Musikfests. Unter der Leitung von Pirmin Hodel wagen sich die 35 Musiker an Philip Sparkes «Year Of The Dragon». Ein äusserst anspruchsvolles Werk, das die technischen und klanglichen Möglichkeiten eines sinfonischen Blasorchesters voll ausschöpft. Schnelle und langsame Passagen wechseln sich ab. 15 Minuten dauert der Vortrag, der den Musikern alles abverlangt. Langanhaltende Ovationen. Die Geschwister Manuel und Dominique Zemp sind zufrieden mit ihrem Auftritt. «Wir haben uns gut vorbereitet und hatten die Nervosität recht gut im Griff», sagt Dominique im Anschluss.
In der Zwischenzeit sind draussen die Vorbereitungen für die Parademusik in vollem Gange. Auf 300 Metern gilt es für die Teilnehmer, Bewegung und Musik unter einen Hut zu bringen. Apropos Hüte: Modisch dominiert an diesem Prachtstag ist der Strohhut, noch vor dem bekannten Dachkäppi, um sich vor der Sonne zu schützen. Im Schatten eines Baumes sortieren junge Helferinnen die Täfeli, auf denen die Namen der Vereine prangen.
Am Strassenrand säumen sich die Menschen, die marschierenden Formationen sind ein Publikumsmagnet, auch an diesem Kantonal-Musiktag. Die 14 Vereine laufen die Dorfstrasse aber nicht nur unter dem Beifall der begeisterten Zuschauer ab, sondern auch dem kritischen Blick der erfahrenen Juroren. Zwei von ihnen sind Marcel Hunn aus Bellikon und Theo Martin aus Safnern bei Biel. Die beiden begutachten neben der musikalischen Qualität auch die Marschdisziplin, also die «Show», wie Martin es zu sagen pflegt. Hunn fügt hinzu: «Wir schauen etwa, ob die Musiker schwungvoll marschieren oder eher über die Strasse schleichen.» Weiter fliesse in die Bewertung mit ein, wie die Linien in der Formation eingehalten werden und natürlich auch, ob das Stück innerhalb der vorgegebenen Strecke und Zeit zu Ende gespielt wird.
Zur Laufstrecke sagt Theo Martin: «Es sind schwierige Bedingungen: Die Strecke geht leicht bergab und es gibt mehrere Kurven, bei denen sich die Musiker neu ausrichten müssen. «Hinzu kommen die hohen Temperaturen, bei denen es sich zu konzentrieren gilt», ergänzt Hunn, der sich aber «selbstverständlich» über das tolle Wetter freut, das dieses zweite Festwochenende mit sich brachte. Juror Theo Martin windet schliesslich den Luzernern ein Kränzchen. «Die Vereine sind supergut. Auf jeder Stufe. Es ist nicht selbstverständlich, dass höchstklassige Vereine wie die Brass Band Bürgermusik oder das Blasorchester Stadtmusik Luzern diesen Anlass derart ernst nehmen», sagt er. Und fügt an: «Das Niveau ist höher als in den meisten anderen Kantonen.»
So wird auch dieses Jahr in Altishofen die Luzerner Blasmusikszene ihrem Ruf gerecht, eine «Hochburg» zu sein. Als hätten sie dies nicht schon längst bewiesen, wird nach getaner Arbeit deutlich, dass die Luzerner Blasmusiker auch feiern können. Auf dem Festgelände mehren sich nun uniformierte mit Bierbechern, die zuvor artig Mineral getrunken haben und mischen sich unter die Zuschauer. Es wird zugeprostet und improvisiert: Der Sonnenschirm eben mal zwischen die Beine geklemmt, weil er im inzwischen hart gestampften Feld nicht mehr hält. «Das ist ein Training für zukünftige Fahnenträger», witzelt einer. Es dürfte gestern nicht mehr ganz so lange gefeiert worden sein, wie dies am Samstag nach Angaben der Organisatoren der Fall war. Dennoch ist die Stimmung noch einmal blendend. Aus einer gewissen Entfernung zum Musikzelt sind immer noch deutlich Posaunen und Trompeten zu vernehmen. Das Stück stammt diesmal zwar nicht von den Beatles, dafür hört man zwischendurch einen Juchzer von einem der Festbänke. Für alle, die sich sowieso nicht für Fussball interessieren: In Luzern spielt auch die Blasmusik in der Champions League.
Insgesamt rund 25000 Besucher sind an den fünf Festtagen nach Altishofen gereist. Für das 1400-Seelendorf war die Durchführung dieses Megaevents eine grosse Herausforderungen. Die dreijährige Organisationszeit zahlte sich aus. «Die Wettspielvorträge gingen reibungslos über die Bühne, die hungrigen Mägen der Musiker wurden pünktlich beruhigt und die Besucherinnen und Besucher wurden mit bester Verpflegungsmöglichkeiten und Unterhaltung verwöhnt», ziehen die Organisatoren am Sonntagabend Bilanz. «Zu Beginn waren wir nervös, das hat sich aber mit der Zeit gelegt», sagt Jonas Glanzmann, Sprecher des Organisationskomitees. Zu verdanken sei dies insbesondere den insgesamt 1400 freiwilligen Helfern, die auch am letzten Tag noch mit einem Lächeln im Gesicht servierten, Auskunft gaben oder einem der Vereine beim Transport der Instrumente zur Hand gingen. «Aber auch im Organisationskomitee sind wir eine coole Truppe geworden. Die Zeit hat uns zusammengekittet», freut sich Glanzmann. «Musik macht Freunde» – diesem Motto sei man eindeutig gerecht geworden.
Es war das erklärte Ziel der Organisatoren, dem Kantonal Musiktag noch stärker den Charakter eines Volksfestes zu verpassen. «Das ist uns gelungen», freut sich Glanzmann. Dazu beigetragen hat die Gestaltung des Festgeländes, bei der man auch Wert darauf legte, mit der Unterhaltungsmusik verschiedene feierwillige Gruppen anzusprechen. 4000 Bratwürste und 15000 Liter Bier später sieht sich das Team also bestätigt. Dabei sei man beim Bier etwas unter den Erwartungen geblieben. Am Frühlingsfest vom Mittwoch sei der Bierkonsum geringer gewesen als erwartet, auch weil «die Leute auf den Bänken und Tischen» gefeiert haben und dabei offenbar gar vergassen, neues Bier nachzubestellen. «Wenn es so warm ist wie dieses Wochenende, wird zudem generell weniger Bier getrunken.» Glanzmann wird nun mit weiteren Helfern nun bis am Donnerstag noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt sein. (uus)