Der neue Dierikoner Gemeinderat Kilian Graf (CVP): «Ich bin ein bürgerlicher Pragmatiker»

Der 33-Jährige Kilian Graf ist mit einem Glanzresultat in den Dierikoner Gemeinderat eingezogen – und hat der CVP einen vierten Sitz in der Exekutive verschafft. Seine politische Karriere begann aber bei einer anderen Partei.

Simon Mathis
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Kilian Graf beim Rotsee. Er leitet die LMS-Schule in den Räumen des neuen Ruderzentrums.

Kilian Graf beim Rotsee. Er leitet die LMS-Schule in den Räumen des neuen Ruderzentrums.

Bild: Patrick Hürlimann (Luzern, 21. April 2020)

Als Neuer überflügelte er alle Bisherigen: Kilian Graf (CVP) wurde am 29. März mit dem besten Resultat in den Dierikoner Gemeinderat gewählt. Der 33-jährige Pädagoge und Schulleiter holte 182 Stimmen. «Ich wollte verhindern, als letzter über die Ziellinie zu schreiten», so Graf.

«Dass ich sogar das beste Resultat machte, hat mich dann aber schon überrascht.»

Ein Grund dafür könnte sein, dass Graf sich klar und exponiert gegen das Rontalzentrum ausgesprochen hatte. Der Gemeinderat unterstützte das umstrittene Grossprojekt neben der Mall of Switzerland – scheiterte damit aber im Dezember ganz klar vor der Dierikoner Stimmbevölkerung.

Geholfen hat sicher auch, dass die FDP ebenfalls Grafs Kandidatur unterstützte. Die Liberalen konnten keinen Nachfolger für ihre abtretende Gemeinderätin Carmen Ciotto aufbauen. Daher sind jetzt vier von fünf Sitzen in CVP-Hand. Zu viele? «In so kleinen Gemeinden wie Dierikon geht es mehr um Sachpolitik als ums Parteibüchlein», sagt Graf. Er hätte sich auch vorstellen können, als Parteiloser anzutreten. Allerdings: «Ich bin ein bürgerlicher Pragmatiker und bei der CVP sicher gut aufgehoben», hält er fest.

«Ich verfolge liberale Ansätze, denke aber auch ökologisch.»

Graf wird voraussichtlich das Ressort Bildung übernehmen. Dafür ist er gut gerüstet. Zurzeit ist er doppelter Schulleiter; bei den Privatschulen LMS-Schule am Rotsee und Talentia in Steinhausen. Der studierte Geograf und Anglist war kurz als Gymnasiallehrer tätig, entdeckte dann aber schnell, dass ihm anderes besser liegt. «In einem Leitungsposten kann ich mich am stärksten entfalten», so Graf. «Es entspricht am ehesten meinen Fähigkeiten.»

Für die BDP kandidierte er als Kantonsrat

Politisch interessiert ist Graf schon länger. 2010 hat er die Luzerner BDP mitgegründet, 2011 trat er für sie als Kantonsrat an. Danach kam es zu einer politischen Pause – bis er 2016 mit seiner vierköpfigen Familie nach Dierikon zog und der CVP beitrat. Wieder politisiert habe ihn Alt-Gemeindeammann Josef Zimmermann. Der CVP-Politiker ist ein Urgestein der Dierikoner Lokalpolitik.

Graf weiss, was ihn in der ersten Legislatur besonders beschäftigen wird: die Schulraumplanung. Zur Debatte steht ein möglicher Ersatzneubau des Schulhauses – und die Nutzung der Turnhalle soll neu geregelt werden. Wichtig ist für Graf: «Der Schulraum muss sich unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Einwohner entwickeln.»

Die Absage an das Rontalzentrum ist vorderhand ein Bremsklotz für das Wachstum Dierikons – der bisherige Gemeinderat sorgt sich denn auch um die Zukunft. Graf sagt dazu:

«Ja, wirtschaftliche Herausforderungen kommen auf uns zu. Es gilt, diese in den nächsten fünf bis sechs Jahren abzufedern.»

Deshalb müsse man gezielt sinnvolle Entwicklungsprojekte vorantreiben. Dabei denkt Graf an die Entwicklung der Zentral- und Kantonsstrasse.

Während der Coronakrise stärker als Papi eingespannt

«Wir müssen die Industrie, die wir haben, stärken», sagt Graf. Sie soll flächen- und zonenkonform genutzt werden. Bei der Entwicklung Dierikons stehe indes die innere Verdichtung an oberster Stelle. «Wir müssen unsere Grünflächen unbedingt schützen.»

Neben Arbeit und Politik investiert Graf viel Zeit in seine Familie. «Während der Coronakrise bin ich intensiver als sonst als Papi beschäftigt», erzählt er. Seine beiden Kinder sind ein- und vierjährig. Wegen Corona steht der Schulbetrieb vor Ort still. «Die Situation ist schwierig; für die Eltern, Lehrer und vor allem auch die Schüler», sagt der doppelte Schulleiter. «Wir freuen uns alle darauf, wieder zurück in die Schule zu kommen.»