Kolumne Landauf, landab
Das ist ein richtiger Kaffee

Ein Cappuccino mit Herzchenmuster bringt unseren Autor in Wallung. Deshalb trinkt er meist einen Espresso.

Robert Bossart
Robert Bossart
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Zwei Kaffees mit einem speziellen Muster

Zwei Kaffees mit einem speziellen Muster

Bild: Romano Cuonz

Endlich wieder dürfen wir. Uns treffen, uns sehen. Ich bin jetzt nicht der klassische Beizen­gänger – aber ich schätze es, ab und zu mal in ein Lokal zu sitzen, einen Kaffee zu trinken und in einer zerlesenen Zeitung herumzublättern. Ohne Maske, ohne überlegen, einfach so. So setzte ich mich unlängst in ein Kaffee, das ich als «Ort mit weltoffener Ausstrahlung» bezeichnen würde. Nach längerem Warten merkte ich, dass hier Selbstbedienung war und so stellte ich mich in die kurze Warteschlange, in der Meinung, dass ich nächstens bedient werde.

Wie man sich täuschen kann. Das Pärchen ganz vorne brauchte gefühlt Ewigkeiten, um am Schluss mit irgendwelchen milchgeschäumten Kaffeegetränken von dannen zu ziehen. Als dann ein junger Herr wiederum etwas in der Richtung Flat White, Cappuccino mit Herzchenmuster bestellte und der Kellner für mehrere Minuten an der Arbeit war, regte sich bei mir erste Ungeduld. Das vor mir stehende Trio schliesslich fragte nebst den bereits erwähnten «Kaffeespezialitäten» auch noch nach geschäumter Hafermilch, was erneut für zeitaufwändiges Herumwerkeln hinter der Theke sorgte.

Leichte Wut stieg in mir auf. Wer Kaffee mit solchen Milchmengen überschütten muss, ist mir ohnehin suspekt. Soll sich doch gleich unter eine Kuh legen. Ist doch wahr. Die Zubereitung meines Espressos dauerte nur wenige Sekunden und alsbald beruhigte sich mein Gemüt. Gut möglich, dass in den letzten zwei Jahren meine weltoffene Ausstrahlung etwas gelitten hat. Und ja, es gibt auch andere Ansichten darüber, was «richtiger» Kaffee ist. Wobei, ein bisschen Recht habe ich schon. Oder?

Hinweis: Am Freitag schreiben Gast­kolumnistinnen sowie Redak­toren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.