Die Menstruation ist keine Privatangelegenheit der Frau, der Umgang damit sollte für alle normal sein. Ein Schritt in die richtige Richtung sind kostenlose Hygieneartikel auf Toiletten.
Welche Frau kennt das nicht: Man ist den ganzen Tag im Büro, in der Schule oder sonst unterwegs, und mittendrin setzt unerwartet die Menstruation ein. Auch wenn Frau ihren Zyklus kennt und er einigermassen regelmässig ist, kann das passieren. Wer dann schlecht ausgerüstet ist, muss womöglich bei einer anderen Frau einen Tampon «schnorren». Das ist eigentlich kein Problem. Noch unproblematischer ist es aber, wenn in der Toilette gleich eine Auswahl an Hygieneprodukten aufliegt. Ich finde, das sollte so selbstverständlich sein wie Toilettenpapier.
Toll ist, dass schon viele Gastrobetriebe ihre WCs entsprechend ausgerüstet haben. Nun will auch die Stadt Luzern nachziehen und zumindest in öffentlichen Schulen Menstruationsartikel kostenlos zur Verfügung stellen. Das finde ich sehr löblich. Da in der Schweiz auf diese Produkte nach wie vor eine Luxussteuer erhoben wird, ist es nur recht, wenn Frauen diese nicht gänzlich selbst finanzieren müssen – zumal sie für ihr Frausein nichts können. Schön finde ich auch, dass der Stadtrat damit die Menstruation enttabuisieren will und einen unbefangenen Umgang mit der Thematik unterstützt.
Bei der Lektüre der Stadtratsantwort auf das SP-Postulat fiel mir trotzdem die Kinnlade runter. Dort werden nämlich auch Argumente gegen das kostenlose Angebot von Hygieneartikeln aufgelistet. Gleich das erste lautet: «Die Menstruation ist eine Privatangelegenheit der Frau.» Wie bitte?! Solch einen Einwand nur schon zu erwähnen, auch wenn er nicht der eigenen Meinung entspricht, ist kontraproduktiv. Denn genau solche Aussagen stützen das Tabu, mit dem Frauen konfrontiert sind. Wenn sie nicht mit ihrer Blutung hausieren gehen, hat das genau damit zu tun, dass nach wie vor zu viele Vorurteile darüber existieren – von Unreinheit und Ekel bis hin zu augenrollendem «sie hat ihre Tage» – und erwartet wird, dass sie ihre «Unpässlichkeit» verstecken.
Die Menstruation ist eben keine Privatsache, sondern eine Alltäglichkeit, welche die Hälfte der Menschen rund 40 Jahre ihres Lebens monatlich erträgt. Sie ist kein Problem und nicht peinlich, sondern essenziell: Ohne sie könnten wir uns nicht fortpflanzen. Nicht zuletzt deshalb geht sie auch Männer etwas an. Ich wünsche mir, dass es irgendwann selbstverständlich ist, über Menstruation zu reden, für Frauen genauso wie für Männer. Die Präsenz von Menstruationsartikeln auf Toiletten – und am besten auf Unisex-WCs – kann dazu beitragen.