Noch im Dezember hat sich die Swiss Football League erfolgreich gegen die rasche Einführung personalisierter Tickets gewehrt. Derweil geht die Gewalt weiter, wie sich am Sonntag in Luzern gezeigt hat. In der Pflicht sind nun vor allem Liga und Vereine.
Dass die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) vor einem Scherbenhaufen stehen, ist untertrieben. Drei Busse haben Chaoten des FC Basel nach dem Spiel in Luzern demoliert; allein bei einem Bus sind 13 (!) Scheiben eingeschlagen worden. So eine Zerstörung gab es laut den VBL noch nie. Und das will etwas heissen. Denn die Fussballchaoten nehmen die Busse immer wieder ins Visier. So auch beim FCL-Heimspiel gegen den FC St. Gallen Ende Oktober 2021.
Zwischen diesen Ereignissen, Mitte Dezember, hat sich die Swiss Football League gegen die rasche Einführung von personalisierten Tickets gewehrt. Die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren hatte sich davor einstimmig für die Massnahme starkgemacht. Auf Wunsch der Fussballliga wird die Ausweispflicht nun frühestens auf die Saison 2023/24 eingeführt. In der Zwischenzeit wollen die Bewilligungsbehörden ein Umsetzungskonzept erarbeiten.
Die Chaoten wüten derweil weiter. Liga und Vereine müssen sich spätestens jetzt aktiv in die Diskussion um mögliche Lösungen einbringen – und dies endlich mit konkreten Vorschlägen. Bis jetzt sind die Clubs nämlich vor allem durch Passivität aufgefallen. Sie machen es sich zu einfach, Zweifel zum Nutzen einer Massnahme zu äussern, welche die Kantone umsetzen wollen. Zu lange haben sie ihre Fanarbeit verteidigt, welche nicht zum kleinen, gewalttätigen Kern vordringt. Jetzt müssen Lösungen her. Und zwar dringend.
Wir kennen diese Situation seit über 20 Jahren. Wenig Griffiges ist dagegen unternommen worden. Dass man einen Teil des Fan-Milieus sozialpädagogisch begleiten muss, ist kein Erfolg, jedoch peinlich. Die personalisierten Tickets wären ein Schritt in die richtige Richtung. Dass man, um auf diese Idee zu kommen über 2 Jahrzehnte benötigt, ist nicht nachvollziehbar. Für die Fussballclubs scheint es immer noch rentabler zu sein, sich gegen griffige Massnahmen zu wehren und im Gegenzug für die zerstörten Verkehrsmittel und andere Kollateralschäden aufzukommen. Die Öffentlichkeit findet das sicher keine gute Lösung. Ich frage mich auch, ob die Ticketeinnahmen von den Hooligans die Schäden tatsächlich abdecken können. Somit bleibt die Frage nach dem «Geschäftsmodell» der Fussballclubs. Es liegt durchaus im Interesse der Öffentlichkeit, darüber vollständige Transparenz zu bekommen. Und alle «Göttis» aus der Politik, die sich jeweils in den einschlägigen VIP-Lounges tummeln, dürften sich für einmal bemühen nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung zu werden. Damit sind nicht die altbekannten Lippenbekenntnisse gemeint.
Ich stelle mir die Frage, warum nimmt man Swiss Football nicht einfach an die Kandarre. Das darf ja nicht sein, dass Swiss Football meint über dem Gesetz zu stehen. Ich plädiere schon lange bei solchen Ereignissen für die Verursacherhaftung. Das heisst der Klub dessen Fans randalieren muss in die finanzielle Pflicht genommen werden um die Schäden welche sonst der Öffentlichkeit zur Last fallen zu regulieren.