Kommentar zum Eichwäldli
Ein Vorstoss zur Soldatenstube bringt den Luzerner Stadtrat in die Zwickmühle

Das Stadtluzerner Parlament will, dass die Soldatenstube vorerst nicht abgerissen wird. Offen ist jetzt, was mit den Bewohnern, der «Familie Eichwäldli», geschieht. Eine Knacknuss für den Stadtrat.

Simon Mathis
Simon Mathis
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Die alte Soldatenstube beim Murmattweg 2 wird nun doch nicht so schnell abgerissen.

Die alte Soldatenstube beim Murmattweg 2 wird nun doch nicht so schnell abgerissen.

Bild: Urs Flüeler (Luzern, 30. Januar 2021)

Das Stadtluzerner Parlament hat einen überraschenden und knappen Entscheid gefällt: Die alte Soldatenstube am Murmattweg bei der Allmend soll vorerst nicht abgerissen werden. Ein damit überwiesenes Postulat stellt den Stadtrat vor eine Knacknuss. Im Wortlaut steht nirgends, dass der Vertrag mit den jetzigen Bewohnern, die sich mit politischem Rückenwind gegen den Abbruch wehren, verlängert werden soll. Implizit ist es aber mitgedacht: Denn was soll es bringen, ein Gebäude für 200'000 Franken instand zu halten, wenn gar niemand mehr darin wohnt?

Konsequenterweise kann der Stadtrat nur zwei Wege beschreiten: Entweder er hält dem Parlament zum Trotz an seiner Haltung fest, beharrt auf der Räumung und bricht das Gebäude ab. Dann aber ist ihm die Kritik von links-grün sicher. Oder er erhält das Gebäude und verlängert den Vertrag. Dann wird er den Vorwurf hören, einmal mehr vor einer drohenden Besetzung eingeknickt zu sein.

Ein Argument, das man an der gestrigen Debatte vor allem vonseiten GLP hörte, ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen: Weshalb sollte die Stadt 200'000 Franken für das Anliegen einer Gruppe in die Hand nehmen, die sich – laut Stadtrat – der konstruktiven Debatte verweigert? Eine handfeste Antwort darauf hörte man gestern nicht – auch nicht von denen, die diese unglückliche Situation nun herbeigeführt haben. Es gibt in der Stadt viele andere Kulturschaffende und Quartierkräfte, die ein solches finanzielles Bekenntnis ebenfalls zu schätzen wüssten.