Die Vernehmlassung für das Krienser Gesamtverkehrskonzept ist abgeschlossen. Der Gemeinderat hat einige gewichtige Anpassungen vorgenommen.
Es enthält rund 70 Massnahmen, um insbesondere den ÖV und den Veloverkehr zu fördern. Die Rede ist vom Krienser Gesamtverkehrskonzept, das im Frühling vorgestellt wurde. Kernstück ist die Umgestaltung des Zentrums. Die Luzernerstrasse soll zwischen Busschleife und Hofmatt durchlässiger werden, angestrebt wird Tempo 30. Mittelstreifen sollen dafür sorgen, dass die Strasse überall überquert werden kann. Bei der Kreuzung mit der Horwerstrasse schlägt die Gemeinde den Bau eines Kreisels vor. Auf der Fenkern-, Gallus- und dem unteren Abschnitt der Gemeindehausstrasse soll Tempo 20 gelten. Weiter sieht das Konzept die Einführung von Tempo 30 auf mehreren Quartierstrassen und dem oberen Teil der Horwerstrasse vor.
Inzwischen ist die Vernehmlassung abgeschlossen. Total seien 51 Stellungnahmen mit 370 Anträgen eingegangen, zudem hat ein Workshop mit rund 100 Teilnehmern stattgefunden, wie die Gemeinde mitteilt. «Grundsätzlich ist die Zustimmung hoch. Dass der ÖV, Fuss-und Veloverkehr gefördert werden müssen, damit Stau vermieden werden kann, scheint auch für viele Autofahrer verständlich zu sein», sagt Gemeindepräsident Cyrill Wiget (Grüne). Dennoch hat der Gemeinderat aufgrund der Rückmeldungen unter anderem folgende Anpassungen vorgenommen:
Weiter hofft der Gemeinderat auf eine schnelle Realisierung der Dosierung des Durchgangsverkehrs und bei wichtigen Nebenstrassen. So soll der Verkehr – und damit der ÖV – auf der Hauptstrasse schneller vorankommen. Jedoch ist Kriens auch hier vom Kanton abhängig, der solche Dosierungsanlagen im Rahmen des Ausbaus der Kantonsstrasse zwischen Obernau und Busschleife ab dem Jahr 2021 realisieren will. Weit fortgeschritten sei zudem die Planung einer Veloverbindung zwischen Kupferhammer und dem Freigleis auf dem ehemaligen Bahntrassee entlang der Eichwilstrasse.
Die Umsetzung des Gesamtverkehrskonzepts soll schrittweise während der nächsten 15 Jahre erfolgen. Zuerst wird es am 8. November im Einwohnerrat behandelt. Das Parlament kann das Konzept aber nur zur Kenntnis nehmen. Es wird, wenn es um konkrete Massnahmen geht, dennoch mitreden: Grössere Projekte mit Planungskosten ab 200 000 Franken und Baukosten ab 2,4 Millionen Franken müssen vom Einwohnerrat bewilligt werden.
Neben der erwähnten Einführung von Tempo 30 auf der Gemeindehaus- und Bergstrasse will der Gemeinderat vor allem die Attraktivierung des Zentrums vorantreiben. «Bei Letzterem erhoffen wir uns eine positive Aufnahme durch den Einwohnerrat, die unsere Position gegenüber der kantonalen Stelle Verkehr und Infrastruktur stärken würde», sagt Wiget. Tempo 30 zwischen Busschleife und Bellpark ist zwar im Konzept noch erwähnt, der Gemeinderat will aber die Umgestaltung und Aufwertung ins Zentrum rücken. «Es handelt sich um eine Kantonsstrasse, wir müssen also mit dem Kanton eine Lösung finden.» Bekannterweise steht der Kanton Luzern Tempo 30 auf Hauptstrassen grundsätzlich skeptisch gegenüber.
Das Krienser Gesamtverkehrskonzept kommt bei CVP, SP und Grünen, die im Einwohnerrat die Mehrheit stellen, im Grossen und Ganzen gut an. Auch Quartiervereine sowie die Organisationen Fussverkehr und Pro Velo äussern sich grundsätzlich positiv, wie den jeweiligen Stellungnahmen im Vernehmlassungsbericht zu entnehmen ist.
FDP, SVP und Gewerbeverband sind eher oder sehr kritisch. Die FDP vermisst eine Vision für die Krienser Verkehrsprobleme und bemängelt, dass vor allem Velofahrer im Fokus stünden. Es fehlten Massnahmen, um den ÖV auf der Hauptstrasse zu fördern. Tempo 30 in den Quartieren steht die FDP kritisch gegenüber, auf der Horwerstrasse ablehnend. Im Zentrum dagegen sei vorerst ein Test mit Tempo 30 denkbar. Kein gutes Haar am Konzept lässt die SVP. Die einzelnen Verkehrsteilnehmer würden gegeneinander ausgespielt, zum Nachteil des motorisierten Individualverkehrs. Gewisse Massnahmen würden in der Vergangenheit gefällten Volksentscheiden widersprechen, etwa die Umgestaltung der Achse Amlehn-/Schachenstrasse, wobei der Gemeinderat nun die Unterbindung des Durchgangs-Autoverkehrs wieder aus dem Konzept gestrichen hat (siehe Haupttext).
Weiter kritisiert die SVP, dass der Einwohnerrat das Gesamtverkehrskonzept nur zur Kenntnis nehmen und nicht als Ganzes ablehnen kann. Auch der Gewerbeverband kritisiert, dass der motorisierte Individualverkehr benachteiligt werde. Tempo 30 lehnt er ab – ausser im Zentrum. Dieses könnte dadurch für den «für das Gewerbe wichtigen Langsam- und Fussverkehr attraktiver» werden.
Die CVP und die JCVP ist mit dem Konzept grundsätzlich einverstanden. Tempo 30 im Zentrum und in den Quartieren würden zu einer Attraktivierung beziehungsweise Verbesserung der Wohnqualität führen. Auch auf der verkehrsorientierten Horwerstrasse sei Tempo 30 angemessen, besonders im Hinblick auf die dort verlaufenden Schulwege. Ähnlich äussert sich die SP. Kriens mache mit dem Konzept einen Schritt in Richtung «moderner, lebenswerter und lebendiger Stadt». Allerdings kritisiert die SP, ähnlich wie die FDP, das Fehlen langfristiger Visionen. Als Beispiele nennt die SP gemeindeübergreifende Velo-Schnellverbindungen, eine Tunnel-Umfahrung oder Tieflegung der Luzernerstrasse oder eine Metro.
Lob gibt es auch von den Grünen und der GLP. Ohne aktive Verkehrssteuerung würde der Verkehr bald kollabieren, schreiben die Grünen. Das Gesamtverkehrskonzept wirke dem mit einem breiten Massnahmenmix entgegen. Die Aufwertung des Zentrums für Fussgänger und die Umgestaltung der Achse Amlehn-/Schachenstrasse sollen prioritär angegangen werden. Bei Tempo 30 geht der Gemeinderat aus Sicht der Grünen aber zu wenig weit. Sie fordern, dass «im Nahbereich sämtlicher Schulanlagen» Tempo 30 gilt, also auch auf der Obernauerstrasse beim Feldmühleschulhaus.