Die Gutscheine von «Wir sind Luzern» helfen Läden, den Lockdown zu überbrücken. Doch nun folgt die nächste heisse Phase: «Die Geschäfte müssen den Kunden zeigen: Wir sind wieder da», sagt der Präsident der Luzerner City Vereinigung.
«Kaufen Sie heute – zahlen Sie später»: So lautete bisher ein beliebter Werbeslogan. Doch in Coronazeiten helfen selbst altgediente PR-Weisheiten nicht mehr weiter. Im Gegenteil: In Luzern lautet die Erfolgsformel neuerdings «Heute bezahlen – morgen profitieren». Schon unzählige Kundinnen und Kunden haben sich darauf eingelassen. Sie überweisen einem Geschäft, das wegen Corona geschlossen bleibt, einen beliebigen Betrag und können diesen nach Ende des Lockdowns vor Ort einlösen.
Über 150 Betriebe – von der Beiz übers Sportgeschäft bis zur Sprachschule – haben sich auf der Plattform «Wir sind Luzern» (www.wir-sind-luzern.ch) zusammengeschlossen. Bisher seien Gutscheine im Wert von insgesamt über 100'000 Franken verkauft worden, sagt Olivier Gachnang, CEO der Agentur für E-Commerce und Online Marketing «Go2Flow», die das Projekt initiiert hat.
Das Geld hilft den Betrieben, die zurzeit keinerlei Einnahmen haben, Fixkosten wie Mieten und Löhne zu bezahlen. Doch die finanziellen Überbrückungshilfen sind nur ein Aspekt. Es gehe auch darum, im Hinblick auf die Wiedereröffnung Präsenz zu markieren, sagt Josef Williner, Präsident der City Vereinigung Luzern (CVL).
In diese Richtung zielt das Projekt #solidaritätcityluzern der City Vereinigung. Dort können Luzerner Geschäfte ihre Angebote und Aktivitäten platzieren. Über 170 Betriebe beteiligen sich am Projekt – mitmachen dürfen auch Geschäfte, die nicht Mitglied der CVL sind. Josef Williner sagt:
«Wir kommen sozusagen aus dem Winterschlaf. Die Geschäfte müssen den Kunden zeigen: Wir sind wieder da.»
Das sei auch deshalb wichtig, weil viele Konsumenten während der Ladenschliessungen bei Online-Händlern eingekauft haben. Doch werden diese Kunden überhaupt zurückkommen? Werden sie wirklich auf die Vorzüge des bequemen Online-Shoppings verzichten wollen? Ja, sagt Williner. Die Leute würden jetzt erst recht den Wert des lokalen Handels erkennen:
«Viele haben die kompetente Beratung im Geschäft vermisst. Auch die sozialen Kontakte beim Einkaufen haben völlig gefehlt.»
Zentral ist gemäss Williner auch die Wiedereröffnung der Restaurants. Gerade in der Luzerner Innenstadt gehen Shopping und Restaurantbesuch oft einher. Ohne Beizen sei die Einkaufsstadt Luzern nicht voll funktionstüchtig, sagt Williner und weist gleichzeitig darauf hin, dass man noch weit von der Normalität entfernt ist. «Ohne Schutzmassnahmen geht es nicht. Ich bin überzeugt, die Geschäfte können die Vorgaben des Bundes zu 100 Prozent einhalten, aber auch der Kunde trägt mit seinem verantwortungsbewussten Handeln zu einer Normalisierung bei.»
Die im Zusammenhang mit Corona geschaffenen Web-Plattformen für Luzerner Geschäfte sollen nach Ende der Krise keineswegs überflüssig werden. «Die Mehrheit der teilnehmenden Betriebe wünscht sich, dass das Projekt ‹Wir sind Luzern› weiterhin bestehen bleibt», sagt Olivier Gachnang. Derzeit sei man dabei, mögliche Konzeptideen für die Nachcoronazeit aufzugleisen.