Lozärner Usdröck: «Ei Wöhli»

In der Zentralschweiz ist einem nicht wohl – sondern «ei Wöhli». Das Wohl sollte aber nicht verwechselt werden mit der Wehe, dem Nidwaldner «weelich».

Simon Mathis
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«Ich ha ei Wöhli!» Oder: «Mier isch ei Wöhli!» Wer das sagt, ist rundum zufrieden. Der Ausspruch bezeichnet ein behagliches, gemütliches Gefühl. Typischerweise bekundet man seine Zufriedenheit mit noch weniger Silben: «Ei Wöhli!» – schlicht und einfach, eher ein zufriedenes Seufzen als ein artikulierter Satz. Es fällt nicht schwer, sich den Sprechenden mit hochgelegten Beinen und hinter dem Kopf verschränkten Armen vorzustellen. Teilweise bekannt ist auch noch der scherzhafte Reim «Ei Wöhli ide Höhli!»

Die Bedeutung von Wöhli ist leicht gefunden. Es handelt sich um eine Variante des veralteten hochdeutschen Begriffes der «Wöhle», des Wohlbehagens. Das Wort «Wohl» stammt vom Mittelhochdeutschen «wole», das so viel heisst wie wollen oder wählen. Das ergibt Sinn: Das Wohlige ist das, was wir wollen oder uns wünschen.

Verwechslungsgefahr in Nidwalden

In Nidwalden hat das Wort ein anderes Klangbild. Hier heisst es «Mier isch äi Weeli!» Das sollte man aber nicht verwechseln mit dem Adjektiv «weelich», das etwas ganz anderes heisst; nämlich hässlich, jämmerlich und erbärmlich.

Abgeleitet ist dieses Wort vom Hochdeutschen «wehlich» mit dem Althochdeutschen Ursprung «uuêlîh». Hier ist die Bedeutung die Wehe, die Verkürzung der Wehklage. Vom Wohl zur Wehe ist es also nicht weit – in der Sprache wie im Leben.

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