LUTHERN: Der Autostopp der anderen Art floriert

Das Pilotprojekt Taxito ist auf Erfolgskurs. Ob es definitiv eingeführt wird, will der Verkehrsverbund Luzern dennoch erst Ende 2017 entscheiden.

Drucken
Einer der Taxito-Punkt ist bei der Postauto-Haltestelle «Post» in Luthern Dorf. (Bild: PD)

Einer der Taxito-Punkt ist bei der Postauto-Haltestelle «Post» in Luthern Dorf. (Bild: PD)

Das Mitfahrsystem Taxito ist im Gebiet Luthern–Willisau mittlerweile fast so stark verankert wie die Willisauer Ringli. Nach dem gut einjährigen Testbetrieb ziehen die Verantwortlichen eine positive Zwischenbilanz. Gemäss dem kürzlich erschienenen Zwischenbericht haben dank Taxito insgesamt über 1000 Fahrgäste eine Mitfahrgelegenheit gefunden. Das System gibt es in spärlich besiedelten Luzerner Gemeinden, die mit dem öffentlichen Verkehr schlecht erschlossen sind (siehe Kasten).

Der Erfinder des Projekts, Martin Beutler, ist mit der Entwicklung zufrieden: «Ich ziehe eine sehr positive Bilanz. Die Gemeinde Luthern zum Beispiel möchte nicht mehr auf Taxito verzichten.» Es sei ein absolut neues System, das nach den Anfangsschwierigkeiten jetzt hervorragend laufe. Als das Pilotprojekt im Juni 2015 startete, fielen wegen der Hitze mehrere Anzeigetafeln immer wieder aus.

Nebst den seit Beginn teilnehmenden Gemeinden Luthern, Willisau und Zell ist im Oktober auch Grossdietwil hinzugekommen – aus eigener Initiative. Denn grundsätzlich entscheidet der Verkehrsverbund Luzern (VVL) darüber, ob das Angebot auf weitere Gemeinden ausgedehnt wird. Über eine Expansion will der VVL jedoch erst nach Ablauf der Testphase im Herbst 2017 befinden, wie Sprecher Christoph Zurflüh auf Anfrage sagt.

So lange wollte Grossdietwil nicht warten und übernahm die Einführungskosten deshalb selber. Die Planung, Installation und Lancierung kostete einmalig rund 4000 Franken, Miete, Fernwarte und eine Versicherung machen jährlich ebenfalls etwa 4000 Franken aus.

VVL will mehr Fahrgäste und Fahrer gewinnen

Laut Zurflüh stehen die Einheimischen sowie die lokalen Behörden dem Projekt wohlwollend gegenüber. Über eine definitive Einführung will der VVL trotzdem erst am Ende der Testphase entscheiden. Für eine Beurteilung seien noch weitere Erkenntnisse notwendig, erklärt Zurflüh. «Momentan wollen wir herausfinden, wie zusätzliche Fahrgäste und Fahrer gewonnen werden können.» Zu diesem Zweck werde die Technik weiterentwickelt und etwa eine neue App lanciert sowie die Kommunikation intensiviert. «Konkrete Pläne, welche Regionen dazukommen könnten, haben wir noch keine», sagt Christoph Zurflüh.

Grössere Visionen hat hingegen der Erfinder von Taxito. «Mein Ziel ist, dass das Projekt in der ganzen Schweiz Fuss fasst», sagt Beutler. Seiner Ansicht nach würde ein solches System vielen Gemeinden nützen, weshalb er weitere Verbunde, Kantone und Gemeinden an Bord holen will. Derzeit führe er Gespräche mit mehreren Regionen in der Schweiz und in Frankreich. Seit Anfang der Pilotphase gibt es Taxito übrigens auch schon zwischen La Chaux-de-Fonds und Morteau (F). Dort dient Taxito laut Beutler aber nicht als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr, sondern um den starken Grenzgängerverkehr aus Frankreich einzudämmen.

Kritik an der künftigen Kostenverteilung

Der gesamte Pilotbetrieb kostet über 30 Monate 94000 Franken, woran sich der VVL mit 40000 Franken beteiligt. Im Fall einer definitiven Einführung ist angedacht, dass sich die Gemeinden mit 50 Prozent an den Miet­kosten beteiligen würden. Laut dem Zwischenbericht wurde dies einzig in Luthern kritisiert. Dies, weil Luthern bereits an den VVL zahle, aber nur von minimalen Leistungen profitiere.

Gabriela Jordan