Im Jahr 1929 froren in Luzern Teile des Seebeckens und der Reuss zu. Etliche Leute wagten sich damals zu Fuss oder auch auf Schlittschuhen auf das Eis.
Eiseskälte herrscht zurzeit in der Schweiz. Heute früh soll es in Luzern minus 11 Grad sein. Das ist aber noch nichts gegen das Jahr 1929. Es begann am 5. Februar mit Temperaturen von minus 8 Grad. Am 11. Februar sank das Quecksilber auf minus 14,2 Grad. Am 12. Februar um 7.30 Uhr mass man dann in Luzern rekordverdächtige minus 24,6 Grad.
«Dazu kam als Gratisgeschenk der Neuschnee», schrieb Jahrzehnte später in einer Kolumne im Luzerner Tagblatt Redaktor Ronald Roggen. Die Folge war, dass sich am 13. Februar 1929 auf dem Luzerner Seebecken grosse Eisflächen bildeten und Eisschollen die Reuss hinuntertrieben. Gemäss Roggen wagten sich damals «etliche Zeitgenossen zu Fuss oder auf Schlittschuhen aufs Eis hinaus».
Erst am 23. Februar kam Luzern 1929 wieder über die Nullgradgrenze hinaus. Seegfrörnis gab es in Luzern und Umgebung immer wieder. Im Stadtarchiv Luzern finden sich dazu zahlreiche Dokumente. So war 1319 «der äussere See dermassen zugefroren, dass man mit Ross und Wagen bis Küssnacht fahren konnte». 1684 und 1685 «konnten sich Beckenrieder und Gersauer zu Fuss besuchen». Die Seegfrörni von 1890/91 war «die stärkste seit Menschengedenken». Während 84 Tagen herrschten Minustemperaturen von 6 bis 20 Grad unter Null. Die Eisbildung verunmöglichte eine Woche lang die Ein- und Ausfahrt der Schiffe; Alpnacher- und Küssnachtersee waren vollständig zugefroren.
Die letzte grössere Seegfrörni in Luzern war 1963. Dass der ganze Vierwaldstättersee vollständig mit Eis bedeckt war, scheint aber nie der Fall gewesen zu sein. Die Gfrörnis waren stets lokal begrenzt – im Gegensatz etwa zum Bodensee. Dieser fror 1963 offenbar ganz zu. Archivbilder zeigen, dass dort damals sogar Kleinflugzeuge auf dem Eis landeten.
Hugo Bischof
hugo.bischof@luzernerzeitung.ch