Am Donnerstag eröffnet die neu konzipierte Osterküken-Ausstellung. Eine neue Tierschutzverordnung zwingt die Organisatoren zum Umdenken. Diese sehen das trotz drohendem Besucherrückgang als Chance.
Natalie Ehrenzweig
Im Kükengehege des Luzerner Natur-Museums piepste es am Mittwoch schon gewaltig, obwohl die Sonderausstellung zu den Osterküken erst am Donnerstag offiziell eröffnet wird. Auch die ersten Kinder drängen sich ans neue Gehege und tun genau das, was sich Britta Allgöwer, Direktorin des Natur-Museums, wünscht: Sie beobachten die Tiere, mehr nicht.
Die neue Tierschutzverordnung, die seit 1. März 2018 in Kraft ist, verbietet bei temporären Events das Streicheln von Meerschweinchen, Kaninchen oder eben Küken. Dies, weil diese Tiere besonders schreckhaft seien. Vom Verbot nicht betroffen sind dauerhaft eingerichtete Streichelzoos, etwa in Tierparks, auf Bauernhöfen oder bei Altersheimen (Artikel vom 11. Januar).
«Diese Tiere sind Fluchttiere. Alles, was von oben kommt, wird von ihnen als Bedrohung, zum Beispiel als Raubvogel, empfunden und löst damit Stress aus», erklärt Kaspar Jörger, Leiter Abteilung Tierschutz des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Sowohl er wie auch der Luzerner Kantonstierarzt Otto Ineichen loben die Initiative von Britta Allgöwer. «Sie hat schon sehr früh bei uns gemeldet, um zu schauen, wie eine Küken-Ausstellung bewilligungsfähig gestaltet werden könnte», so der Tierarzt.
Im Gegensatz zu früheren Jahren dürfen die Tiere an der traditionellen Osterkükenausstellung also nicht mehr aus dem Gehege genommen und gestreichelt werden. Ungefähr 50'000 Besucher verzeichnet das Natur-Museum jährlich, ein grosser Teil davon ist in der Vergangenheit während der traditionellen Kükenausstellung gekommen. «Natürlich kann es sein, dass jetzt weniger Leute kommen als früher», sagt Allgöwer. «Doch die neue Ausrichtung der Ausstellung ist auch eine Chance, das schwierige Thema ‹Nutztiere› zu beleuchten. Das ist als Natur-Museum auch eine unserer Aufgaben.»
Die Museumsdirektorin hofft, dass sich die Besucher der Oster-Ausstellung auf das Beobachten der Tiere einlassen. Da gibt es durchaus etwas zu sehen: «Die Küken legen schon kurz nach dem Schlüpfen bereits ein ähnliches Verhalten an den Tag wie die Hühner. So sieht man sie bei der Körperpflege, beim Scharren, beim Essen und Trinken, vielleicht auch mal beim Kuscheln oder wie sie es sich unter der Wärmeplatte gemütlich machen.»
In Brutkästen können die Eier beobachtet werden, aus denen am Donnerstag oder am Freitag Küken schlüpfen werden. Wer zur richtigen Zeit da ist, darf ein Foto vom kleinen Huhn machen und ihm einen Namen geben. Im Gehege auf der linken Seite kümmert sich eine Glucke, ein Mutterhuhn, um einige Küken. Auf eierförmigen Infotafeln sind ausserdem Fakten festgehalten. Wer seine Hände doch noch benutzen will, wird auf dem zweiten Stock fündig. «Wir basteln hier Osterküken oder zeichnen rund um das Thema Ei, Huhn und Ostern», sagt Britta Allgöwer.
Otto Ineichen freut sich, dass die Küken-Ausstellungstradition beibehalten wird: «Wir haben uns als Konsumenten von der Nutztierhaltung entfernt und kennen als Tierhalter auf der anderen Seite oft die Bedürfnisse der Tiere nicht mehr. Die Ausstellung ist eine Chance, nachhaltig für das Tierwohl zu sorgen». Die Kinder und Jugendlichen, die jetzt das Natur-Museum besuchten, seien nämlich die Tierhalter von morgen.
Hinweis
Osterküken-Ausstellung «Ganz nah dabei!»: 29. März bis 8. April, 10 bis 17 Uhr, Natur-Museum Luzern, www.naturmuseum.ch