LUZERN: Die blauen Bälle verwandeln Luzern

Bei diesem Musikfest geht es um mehr als Konzerte: Wenn ab heute das Blue Balls die Stadt Luzern erobert, dann bei allen Altersklassen und mit allen Sinnen.

Michael Graber
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Hier darf die Musik auch Nebensache sein: Blick auf das KKL am Blue Balls 2014. (Bild Nadia Schärli)

Hier darf die Musik auch Nebensache sein: Blick auf das KKL am Blue Balls 2014. (Bild Nadia Schärli)

Michael Graber

Rund um das Seebecken tickt der Puls in den nächsten neun Tagen etwas anders, etwas schneller, etwas heftiger. Neben den Konzerten im KKL drückt das Blue Balls vor allem rund um das Seebecken der Stadt seinen Stempel auf. Jung und Alt – vom vierjährigen Kind bis zur 95-jährigen Grossmutter – treffen sich in ungezwungener Atmosphäre vor dem Pavillon oder dem KKL und schlendern spätnachts noch vor den «Schweizerhof».

Der bunte Mix aus Fest, Musik und Essen vermittelt fast ein bisschen Ferienflair – einfach bequem daheim. Ohne dass man extra nach Locarno oder Montreux reisen muss. Damit man die Ferien besser geniessen kann, schaut man vorher in einen Reiseführer. Wir geben Tipps fürs Blue Balls abseits des KKL. Dafür braucht es nur einen Pin (siehe Box unten) und – wenn die Wetterprognosen stimmen – auch eine gute Portion Sonnencreme.

Das Blue-Balls-Programm 2015

Freitagabend zeigt JJ Rosa, wie ein Festival stimmig eröffnet wird. Mit einem treibenden Gemisch aus Funk, Rock und Soul, gepaart mit einer Stimme, die vor Seele nur so trieft, bahnt sich die Engländerin ihren Weg. Das geht unweigerlich in die Beine und macht unglaublich Lust auf eine lange Woche voller Musik und Fest. JJ Rosa eröffnet den Konzertreigen beim Pavillon um 18 Uhr. Die Tipps für die folgenden Tage finden Sie links und rechts auf dieser Seite.

Samstag, 18. Juli: Blue-Balls-Nächte sind lang, besonders im Hotel Schweizerhof. Es ist eng, heiss und stickig. Wunderbar zu solchen Nächten passen die Boogie Beasts (23 bis 4 Uhr). Die Belgier machen kantigen Garagen-Rock mit bluesigen Anleihen, der stampft, bis die Wände zittern. Sie werden die Temperatur im Zeugheer-Saal um geschätzte 10 Grad höherschrauben.

Sonntag, 19. Juli: Stimmen die Wetterprognosen, so könnte es am Sonntag gewittrig werden. Eine gute Gelegenheit, ins KKL zu flüchten. Dort läuft täglich um 22 Uhr im Auditorium der Film «Pulp – A Film about Life, Death & Supermarkets». Darin wird die grandiose Band Pulp um Jarvis Cocker bei ihrem letzten Konzert in ihrer Heimatstadt Sheffield begleitet. Der Trailer verspricht grosses Kino.

Montag, 20. Juli: Luzerner Musiker sind am internationalen Blue Balls eher die Ausnahme. Schön, wenn es doch mal wer schafft. Heuer unter anderen Damian Lynn. Der Krienser ist derzeit mit seinem gefühlsvollen Einmannpop auch in den Charts vertreten. Fürs KKL hats noch nicht gereicht, aber immerhin für den Vorplatz. Dort spielt Lynn von 18 bis 22 Uhr mehrere Sets.

Dienstag, 21. Juli: Bereits letztes Jahr hat sich der Pavillon zur Bühne für die Entdeckungen gemausert. Hier spielen gefeierte Bands, die einer grösseren Masse (noch) unbekannt sind. Hiatus Kaiyote (20 Uhr) ist eine, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Australier fordern viel Aufmerksamkeit mit ihrem jazzigen Soul. Die Musikgrössen Erykah Badu und Pharrel sind bereits Fans.

Mittwoch, 22. Juli: Was man mit dem Mund neben Singen noch alles Sinnvolles machen kann, zeigen Heymoonshaker (Pavillon, 20 Uhr). Die beiden Engländer kombinieren Blues mit Beatbox. Gitarre trifft scharfe Beats, die mit dem Mund erzeugt werden. Der Mix funktioniert, und es ist erstaunlich, was die Londoner ihrem Mund alles entlocken können. Ein richtiges Schlagzeug vermisst man nie.

Donnerstag, 23. Juli: Seit mehr als einem Jahr in der Hitparade, zahlreiche Festivalauftritte und mehrere Swiss Music Awards:Lo & Leduc sind die Senkrechtstarter der Schweizer Musikszene. Die Berner sind mit Liveband ein echtes Ereignis und werden für einen Grossaufmarsch rund um den Pavillon sorgen. Sie spielen um 20 Uhr. Um 18 Uhr spielt Lokalmatador Mimiks. Eine perfekte Kombination.

Freitag, 24. Juli: Musik ist nicht alles. Am Blue Balls gibts auch Kunst. Jeden Abend entstehen beim Pavillon und vor dem KKL nach den Konzerten Bilder. Man kann miterleben, wie sich die Leinwand nach und nach füllt und sich das Bild immer mehr herauskristallisiert. Am Freitag malenDome beim KKL und Michael Risch beim Pavillon. Sie starten um 22.15 Uhr wie an den anderen Tagen.

Samstag, 25. Juli: Beine und Kopf werden langsam müde: Das Blue Balls geht nicht spurlos an einem vorbei. Einen passenden Abschluss bieten JJ Grey and Mofro (Pavillon, 20 Uhr). Mit einer gehörigen Portion Soul, Blues und Rock kann die Band einlullen und plötzlich wieder Dampf machen. Nach dem letzten Ton freut man sich schon fast automatisch auf das nächste Blue Balls.

Hier finden Sie das Programm des Blue Balls 2015.

Warum man einen Pin, aber kein Auto braucht

Das Herz des Festivals schlägt im KKL. Dort finden jeden Abend in beiden Sälen Konzerte statt. Der Puls ist aber auch rund ums Seebecken zu spüren. Je später die Nacht, desto mehr verlagert sich das Fest in das Hotel Schweizerhof.

Braucht es den Festival-Pin?

Streng genommen: nein. Natürlich kann man auch vor den Pavillon und das KKL ohne einen Pin. Aber: 20 Franken sind nun wirklich nicht alle Welt. Gerade wenn man bedenkt, was man dafür alles bekommt, etwa Einlass in den «Schweizerhof», zur Fotoausstellung im KKL und zur Videovorführung. Ausserdem wird das Festival direkt unterstützt. Also: Ja, man braucht den Pin. Ausser man hat bereits ein tagesaktuelles Ticket für ein Konzert im KKL.

Wie komme ich am besten an das Blue Balls?

Am besten kommt man mit dem öffentlichen Verkehr dahin. Alles liegt in Gehdistanz vom Bahnhof. Schöner Nebeneffekt: Man kann auch ein oder zwei Bier trinken.

Ich will doch ins KKL an ein Konzert. Geht das spontan?

Meistens kann man auch am Konzertabend noch Tickets kaufen. Infos und Tickets unter www.blueballs.ch