Für das neue Luzerner Theater hat sich als Standort das Inseli herauskristallisiert. Eine Volksabstimmung zu einem Baurechtsvertrag wird Klarheit über das Schicksal des ganzen Projekts bringen. Unklar bleibt die Finanzierung: Die 80 Millionen aus einer Donation reichen nirgends hin.
Stadt und Kanton Luzern und die Stiftung Salle Modulable haben am Dienstag über den Stand der Projektierung informiert. Anlass ist der Standortentscheid, den die Promotoren jetzt gefällt haben. Gemäss zweier unabhängiger Studien ist das am See unmittelbar hinter dem KKL Luzern gelegene Inseli der Standort mit dem grössten Potential. Dieses sei sei ausreichend gross, zentral gelegen und ermögliche Synergien mit dem KKL, begründen Vertreter von Stadt, Kanton und der Stiftung Salle Modulable ihren Entscheid an einer Medienkonferenz. Auf dem Inseli befinden sich heute ein Carparkplatz und ein Park.
Das Inseli sei ausreichend gross, zentral gelegen und ermögliche Synergien mit dem KKL Luzern, begründen Stadt, Kanton und die Stiftung Salle Modulable ihren Entscheid. Ungeeignet seien dagegen die beiden anderen geprüften Standorte. Neben dem heutigen Luzerner Theater seien die Platzverhältnisse zu eng, der Schotterplatz beim Motorboothafen zu abgelegen und auch ausserhalb von ergänzender Infrastruktur.
Der Neubau soll verschiedenen Kulturinstitutionen eine Heimat geben. Angestossen worden war die Idee einer Salle Modulable vom Lucerne Festival, das seine Sinfoniekonzerte im KKL mit innovativem Musiktheater ergänzen möchte. Das Luzerner Theater braucht ein neues Haus, weil sein knapp 180-jähriger Aufführungsort zu klein geworden ist. Auch das Luzerner Sinfonieorchester, die freie Szene und das Veranstaltungshaus Südpol sollen den Neubau nutzen können.
Das neue Haus sieht einen grossen wandelbaren Saal mit bis zu 750 Zuschauerplätzen, eine kleine Bühne mit 200 Plätzen sowie vier Studios für Proben, Kleinaufführungen oder temporäre Garderoben vor. Daneben ist ein öffentliches Foyer mit Café geplant. Auf der Aussenfassade können Übertragungen aus dem Innern gezeigt werden.
Der grosse Darbietungssaal soll dank technischen Einrichtungen den Theater-, Tanz- und Konzertmachern neue Experimente und Vorstellungsformen erlauben. So sind die Zuschauerbalkone verstellbar, Bestuhlungen können beliebig angeordnet oder im Untergrund verstaut werden. Auch Rundumprojektionen sind möglich.
Für den Bau des neuen Theaterzentrums soll eine Stiftung gegründet werden. Die Investitionskosten werden in der Mitteilung auf 208 Millionen Franken veranschlagt. Rund 80 Millionen Franken sollen aus dem Erbe des Mäzens Christof Engelhorn ans Projekt fliessen. Die Betriebskosten werden auf 31 Millionen Franken jährlich beziffert. Das heutige Luzerner Theater kostet die öffentliche Hand 25 Millionen Franken.
Von den Kosten sind trotz der Donation von Christof Engelhorn 128 Millionen Franken noch nicht finanziert. Gemäss Regierungspräsident Reto Wyss sollen zwar 35 Millionen Franken von Privaten zusammenkommen. Der grosse Rest müsste die öffentliche Hand tragen. Diese Kosten seien aber zu hoch und müssten aus realpolitischen Überlegungen gesenkt werden, sagte Wyss.
Bis die Bagger auffahren können, muss das Projekt diverse politische Hürden nehmen. Im September wird das Projekt im Stadt- und im Kantonsparlament diskutiert. Zur einer Volksabstimmung kommt es am 27. November: In der Stadt wird über den Baurechtsvertrag für das Areal abgestimmt. Damit hat die Bevölkerung den Entscheid in der Hand, ob das Projekt zustande kommt. Kann die Stiftung Salle Modulable das Grundstück nicht nutzen, kann das Aus für das Projekt bedeuten.
Die Luzerner Stadträtin Ursula Stämmer sagte, es gebe entweder das vorliegende Projekt am Standort Inseli oder gar keines. Es existiere kein Plan B. Bei einem Nein müsste eine Sanierung des bestehenden Theatergebäudes, die mindestens rund 45 Millionen Franken kosten würde, ins Auge gefasst werden.
Der geplante Neubau auf dem Inseli nimmt rund knapp die Hälfte der heutigen Fläche aus Parkanlage und Parkplätzen ein. Die bestehende Grünfläche soll mit dem Projekt von 5950 auf 5600 Quadratmeter reduziert werden. Zudem müsste der Car-Parkplatz weichen. Die Luzerner Herbstmesse Määs könnte auf dem Inseli nicht mehr in der heutigen Form stattfinden. Die Stadt will für den beliebten Anlass alternative Standorte prüfen.
Hängig sind zudem städtische Volksinitiativen, auch zum Standort Inseli. Über diese Initiativen solle gleichzeitig wie über die Erteilung des Baurechtsvertrages entschieden werden.
Bis Ende 2018 muss der politische Prozess abgeschlossen und ein Standort und ein Projekt genehmigt sein. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass die 80 Millionen Franken des Mäzenen Engelhorn freigegeben werden. Den Betrieb aufnehmen soll das Theaterzentrum 2023.
Am Montag, 11. April, um 17.30 Uhr und am Donnerstag, 14. April um 19 Uhr finden im Südpol Kriens öffentliche Informationsveranstaltung für die Bevölkerung zum Thema «Neues Theater Luzern / Salle Modulable und Theater Werk Luzern» statt. Referieren werden Regierungspräsident Reto Wyss, Stadträtin Ursula Stämmer, Hubert Achermann, Präsident der Stiftung Salle Modulable, Vertretungen von Arup und EBP (Studienverfasser).
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