Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hat gestern Abend Diplomaten aus aller Welt ins KKL eingeladen. Dies diente als Werbung in Sachen direkte Demokratie.
Yasmin Kunz/Guy Studer
Grosser Bahnhof gestern in Luzern. Manch ein Passant wunderte sich, als am späten Nachmittag Reisecars und Diplomaten-Fahrzeuge, von Polizisten eskortiert, beim KKL vorfuhren. Dazu wimmelte es von Sicherheitspersonal. Grund für den pompösen Auftritt: Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga und Aussenminister Didier Burkhalter luden das diplomatische Corps zu einem Kulturanlass nach Luzern. Der Event, der im Vorfeld nicht öffentlich kommuniziert wurde, diente als Beziehungspflege zwischen der Landesregierung und allen ausländischen Botschaftern.
In einer am Abend veröffentlichten Medienmitteilung des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) war zu erfahren, was die Diplomaten in Luzern erwartete: Einerseits ging es darum, das KKL als «architektonisches Glanzstück» zu würdigen, wobei den Diplomaten vermittelt wurde, wie das Gebäude als Resultat eines direktdemokratischen Prozesses zu Stande kam. «Je mehr die Bürgerinnen und Bürger an politischen Entscheidungen beteiligt sind, desto grösser ist ihr Vertrauen in die Politik», sagte Bundespräsidentin Sommaruga vor den Diplomaten.
Auch die abtretende Luzerner Regierungsrätin Yvonne Schärli erläuterte aus Sicht des Kantons die Geschichte des Kultur- und Kongresszentrums, das mehrmals Thema von Volksabstimmungen war. Zwischen diesen und weiteren Reden spielten junge Musikerinnen und Musiker der Hochschule Luzern.
Zum Schluss des offiziellen Teils war es unserer Zeitung möglich, kurz mit Bundesrat Didier Burkhalter zu sprechen: «Es ist für alle Botschafter in der Schweiz wichtig, die Vielfalt unseres Landes zu erleben. In der Schweiz gibt es immer Neues, Spezielles zu entdecken.» Ein wesentlicher Punkt dieses Anlasses sei auch, so Burkhalter, dass die Botschafter untereinander in Kontakt treten könnten.
Die Einladung von Simonetta Sommaruga an alle Botschafter ist fester Bestandteil des diplomatischen Veranstaltungskalenders. In geraden Kalenderjahren findet ein Ausflug in eine bestimmte Landesgegend und in ungeraden Kalenderjahren ein Kulturanlass statt. Dass die Bundespräsidentin zum Anlass ins KKL geladen hatte, liegt auf der Hand: Sie hat einst in Luzern am Konservatorium Klavier studiert.
Besonders imponiert hat Jean Nouvels KKL dem Botschafter der Elfenbeinküste, Kouadio Adjoumani. Er sagt: «Der Saal, die Akustik, die Kapazität – das alles hat mich sehr stark beeindruckt.» Besonders interessant fand er den geschichtlichen Hintergrund des KKL. «Der Anlass hat mir absolut gut gefallen.»
Bernardo de Sicart Escoda, Botschafter von Spanien, war gestern zum ersten Mal im KKL. «Kultur, Musik und Reden zur Demokratie – das fand ich eine besonders gelungene Mischung.» Als die Studenten der Hochschule eine Komposition des Spaniers Manuel de Falla anstimmten, habe ihn das Heimweh ein wenig gepackt. «Aber zugleich war ich stolz auf meine Nation.»