Tobias Rösli ist leidenschaftlicher Natur- und Tierfotograf. Dieses Jahr hat er ein Herzensprojekt realisiert: seinen ersten eigenen Jahreskalender. Hinter einem Bild steckt besonders viel Arbeit, Geduld, aber auch Glück.
Vor drei Jahren hat er sie zum ersten Mal gesehen. Mittlerweile sieht er sie jeden Tag – immer dann, wenn er auf seinem Balkon steht und in die Ferne blickt. Er ist Tobias Rösli, sie die Sommerlinde auf einem Hügel in Wolhusen Richtung Steinhuserberg. Rösli ist ein deutscher Fotograf, der vor sechs Jahren in die Schweiz, vor drei Jahren mit seiner Familie nach Wolhusen gezogen ist. In eine Wohnung mit Aussicht auf ebendiese Sommerlinde.
Einige Wochen lang hat der heute 33-Jährige «die schönen Stimmungen» zuerst einfach beobachtet. Dann entschloss er sich, sie auf Kamera aufzunehmen. Sein Hauptziel: Er wollte das perfekte Mond-Foto schiessen. Mittels einer App rechnete er aus, wann der Mond ungefähr hinter der Linde steht. «Von da an hiess es ‹Probieren geht über Studieren›, bis die idealen Bedingungen eintreffen.»
Also ist er immer wieder nachts aufgestanden – sein Wecker klingelte mal um zwei Uhr, mal um vier Uhr. Manchmal blieb Rösli auch einfach so lange wach. Und wenn es dann so weit war, schnappte er seine Kamera, das Teleobjektiv und ein Stativ und lief in die Nacht hinaus. Wie oft er das machte? «Um meine Frau zu zitieren: zu oft», sagt er lachend. Denn für das perfekte Foto muss vieles stimmen. Auch das Nicht-Offensichtliche wie etwa Luftströmungen oder die Luftfeuchtigkeit. Beides hat Einfluss auf die Bildqualität, erklärt Rösli. Und während er mit dem Finger einer unsichtbaren Linie in der Luft entlangfährt, sagt er: «Zudem bewegt sich der Mond sehr schnell durchs Bild. Innert ein, zwei Sekunden ist der perfekte Augenblick vorbei.»
Enttäuschungen hat Rösli oft erlebt. So kam es mehrmals vor, dass plötzlich eine Wolkenwand aufzog. Doch der Fotograf, der auch als Hauswart, Skilehrer im Sörenberg sowie in der Badi Kriens und im Sörenberger Berggasthaus Salwideli arbeitet, sieht's gelassen: «Das ist halt einfach ein Projekt, wofür man viel Geduld und auch sehr viel Glück braucht.» Dieses Glück hatte er dann diesen Frühling; am 7. Mai bekam er den Supermond – also ein Vollmond, welcher der Erde besonders nahe kommt – wie gewünscht vor die Linse. Das Bild, das dabei entstand, bezeichnet Rösli als «weltweit einzigartig». Er sagt: «Dass der komplette Baum vom Mond eingefasst ist, habe ich noch nie gesehen. Zumindest nicht, ohne dass das Bild künstlich erzeugt wurde, indem man etwa zwei einzelne Fotos übereinander gelegt hat.»
So hätten auch die Reaktionen im Internet, nachdem er das Foto etwa in einer Facebook-Gruppe gepostet hatte, nicht lange auf sich warten lassen. «Die Likes sind nur so in die Höhe geschnellt», sagt der Vater zweier Buben freudig. Auch in natura bekam er viele positive Rückmeldungen.
Nicht nur das Projekt Mond-Bild hatte er seit Jahren im Kopf, auch die Idee für einen Jahreskalender schlummerte schon lange in ihm. Fasziniert von der Linde, fotografierte Rösli sie über die letzten Jahre hinweg in verschiedensten Wetterlagen, Lichtstimmungen und Jahreszeiten. Etwa vor einem blutroten Sonnenuntergang im Winter, im ersten Grün nach einem Frühlingsgewitter, an einem sonnigen Sommertag oder bei einer mystischen Abendstimmung im Herbst.
Was am Ende dabei rausgekommen ist, ist eine Sammlung von mehreren hundert Bildern. «Hier eine Auswahl zu treffen und die besten 14 Fotos auszusuchen, war wirklich schwierig», so Rösli. 14, weil es zwei Versionen des Kalenders gibt. Eine, bei der jeweils nur die Sommerlinde auf dem Hügel zu sehen ist, und eine, bei der zwei Bilder den Blick vom Baum auf Wolhusen zeigen. Der Fotograf erklärt: «Variante eins soll verschiedenste Leute ansprechen, egal, woher sie kommen. Variante zwei ist vor allem für die einheimische Bevölkerung gedacht.» Rösli ist stolz auf das, was er geschaffen hat. Langweilig wurde ihm dabei übrigens nie – auch wenn er für das Projekt zweieinhalb Jahre lang immer das gleiche Sujet vor der Kamera hatte. Im Gegenteil. Selbst jetzt, wenn er im Nachhinein von seinen Erlebnissen beim Fotografieren erzählt, sprüht er vor Begeisterung.
Die Jahreskalender im A2-Format kosten 60 Franken, im A3-Format 40 Franken und als Tischkalender 20 Franken. Bestellt werden können sie via info@tobias-roesli.com oder telefonisch unter 076 671 17 32. Weitere Informationen gibt es unter www.tobias-roesli.com.