LUZERN: Gewerbe: So soll die Verdrängung gestoppt werden

Kleine Firmen bekunden Mühe, bezahlbare Räume zu finden. Die Stadt und Private wollen nun Gegensteuer geben – zwei Projekte sind bereits aufgegleist.

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Kleine Betriebe wie zum Beispiel Velomechaniker (Bild) sollen in der Stadt Luzern künftig bezahlbare Lokale finden. (Bild: Archiv LZ)

Kleine Betriebe wie zum Beispiel Velomechaniker (Bild) sollen in der Stadt Luzern künftig bezahlbare Lokale finden. (Bild: Archiv LZ)

Die Probleme in der Agglomeration Luzern ähneln sich: Vielerorts wird gebaut, die Bodenpreise steigen. Bauherren investieren lieber in Wohnungen, weil diese mehr Rendite abwerfen als Gewerberäume. Das bereitet kleinen, produzierenden Firmen zusehends Mühe, bezahlbare Räumlichkeiten zu finden.

Diese Entwicklung beschäftigt auch die Politik: In Kriens sammeln CVP und JCVP Unterschriften für eine Initiative zur Förderung von bezahlbaren Gewerberäumen. In Horw plant der Gemeinderat aufgrund einer SVP-Motion Massnahmen wie einen Nutzungsbonus für Gewerberäume oder die Festlegung fixer Gewerbeanteile bei Bebauungs- oder Gestaltungsplänen.

Gewerbeparks und Start-up-Hubs

Ähnliche Massnahmen sieht nun auch der Luzerner Stadtrat vor. Dies ist dem Raumentwicklungskonzept zu entnehmen, das noch bis am 6. Februar öffentlich aufliegt. So werde geprüft, ob in der Bau- und Zonenordnung (BZO) «reine Arbeitsgebiete zu bezeichnen sind». In Erdgeschossen könnte die Stadt eine ausschliessliche Gewerbenutzung vorschreiben, damit produzierende Firmen nicht durch Büros verdrängt werden. Mögliche Standorte für solche Arbeitsgebiete seien Grossmatte oder Täschmatt.

Weiter könnten sogenannte Gewerbeparks gefördert werden, also Überbauungen mit Platz für mehrere Firmen. «Ein Gewerbepark wird in der Regel nach einem einheitlichen Konzept durch einen Investor erschlossen, bebaut und anschliessend an gewerbliche Nutzer verkauft oder vermietet», sagt Sarah Grossenbacher, stv. Leiterin Stadtplanung.

Eine derartige Anlage existiert bereits im Littauerboden mit dem Business Park Luzern. Die Eigentümerin, die Stalder Immo-Found AG, will diesen nun aufstocken und einen Anbau erstellen. Derzeit werde der Gestaltungsplan erarbeitet, so Grossenbacher. Die Investitionskosten und der Zeitpunkt der Eröffnung seien noch nicht klar, heisst es bei Stalder auf Anfrage. Geplant ist, die Räumlichkeiten zu vermieten. Gleich daneben befindet sich das Grundstück Staldenhof, das der Stadt gehört. Dort ist noch nichts Konkretes geplant, gemäss Raumentwicklungskonzept sollen dort aber auch Firmen angesiedelt werden.

Weitere mögliche Standorte für Gewerbeparks sieht die Stadt ebenfalls in der Grossmatte, Täschmatt und zusätzlich an der Werkhofstrasse. An diesen Orten bestehe ein grosses Verdichtungspotenzial insbesondere in die Höhe, so Grossenbacher. Grundsätzlich sei auch denkbar, dass die Stadt dafür eigene Liegenschaften im Baurecht abgibt, die Initiative müsse aber von Privaten kommen, so Grossenbacher. Dies, weil solche Projekte «nur funktionieren, wenn sie ‹bottom-up› und nachfragebasiert entstehen».

Erfolgreiches Beispiel im Neubad

Dasselbe gelte auch für sogenannte Start-up-Hubs, die günstige Arbeitsplätze für kleine Firmen bieten würden. Als Beispiel für einen solchen Hub nennt Grossenbacher unter anderem das Stellwerk Basel, welches bis zu fünf Jahre lang vergünstigte Mieten im Sinne einer Starthilfe bietet, bis sich ein Unternehmen etablieren kann. Finanziert würde dies über Stiftungen. Auch in Luzern gebe es einen Start-up-Hub, und zwar im Neubad mit seinen Ateliers und Co-Working-Flächen. Dabei handelt es sich um eine Zwischennutzung des städtischen Hallenbads.

Ein weiteres solches Zentrum soll nun beim Steghof entstehen. Dahinter steht die Stiftung Stadtmodell. Architekten haben diese ursprünglich ins Leben gerufen, um ein 3D-Modell der Agglomeration Luzern zu entwickeln, das der Stadtentwicklung dienen soll. Das Modell wurde im Zeughaus aufgebaut, wird aber dieses Jahr ins Untergeschoss des ehemaligen Kontrollzentrums von Energie Wasser Luzern (EWL) an der Sternmattstrasse zügeln (Ausgabe vom 19. September 2017).

Im oberen Geschoss sind nun ab Sommer 20 bis 25 Co-Working-Plätze für Firmen im Bereich Raumentwicklung und Digitalisierung geplant, getragen werden diese von der Genossenschaft Laboratorium, die aber noch gegründet werden muss. Zur Finanzierung sei ein Crowdfunding geplant, sagt Daniel Lischer, Präsident der Stiftung Stadtmodell.

Stefan Dähler

stefan.daehler@luzernerzeitung.ch