Die Luzerner Bauern haben mit der Hitze zu kämpfen: Schweine müssen geduscht und Kartoffeln aussortiert werden. Der Kanton hat bereits Wasserentnahmestopps verhängt.
Alexandra Hirsiger
Des einen Freud ist des anderen Leid: Wie schön die Hitze der vergangenen Tage und Wochen für Sonnenanbeter auch sein mag, stellt sie für Luzerner Landwirte zunehmend eine Herausforderung dar. Denn geht es so mit dem Wetter weiter – was auch vorhergesagt wird –, drohen grössere Ernteausfälle, und die Wasserversorgung für die Tiere wird knapp. Schon seit Wochen hat es nicht mehr flächendeckend geregnet.
Strapaziös sind die Hitze und ein allfälliger Wassermangel vor allem für Spezialkulturen wie Gemüse, Obst, Beeren und Weinreben, sagt Beat Felder, zuständig für die Spezialkulturen am Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN) in Hohenrain. «Alle Spezialkulturen sind vergleichsweise extrem wasserbedürftig. Fehlt das Wasser, haben diese Pflanzen Probleme.» Im Ernstfall könne dies auch zu Ernteausfällen oder zum Absterben der Pflanzen führen.
Bei der Kartoffel ist dies bereits der Fall, wie Ruedi Fischer, Präsident der Vereinigung der Schweizer Kartoffelproduzenten, gegenüber der Fachzeitung «Schweizer Bauer» erläutert: «Wir rechnen dieses Jahr höchstens mit einer durchschnittlichen Kartoffelernte. Bei Sorten wie Lady Claire kann man fast zusehen, wie das Laub schwindet.» Die Folgen sind missgebildete oder zu kleine Kartoffeln, die auf dem Markt nur schwer einen Absatz finden.
Auch in höheren Gebieten wie entlang der Schrattenfluh kämpfen einzelne Bauern mit der Hitze. Laut Hans Siegenthaler, zuständig für die Alpwirtschaft am BBZN, führen die heissen Temperaturen zu einem Wachstumsstopp bei Pflanzen und können zu einem Mangel an Tierfutter führen. «Dass das Gras im Frühling gut wachsen konnte, hilft momentan noch, allfällige Engpässe auszugleichen. Doch wir warten auf das Wasser.»
Nicht nur Pflanzen, auch Tiere leiden unter der andauernden Hitze. Die Tränken für Kühe etwa können laut Siegenthaler wegen der knappen Wasservorräte immer schwerer gefüllt werden.Auch den Schweinen wird die Hitze zum Verhängnis. Aus genetischen Gründen können Schweine nicht über die Haut transpirieren und folglich nicht schwitzen. Landwirte wie Kurt Helfenstein aus Sempach duschen ihre Schweine deshalb einmal pro Tag, um ihnen die nötige Abkühlung zu verschaffen.
Noch wollen verschiedene Verantwortliche aus der Luzerner Landwirtschaft den Teufel nicht an die Wand malen. Die Betriebe hätten aus dem Rekordsommer 2003 gelernt, sagt Felder, besonders jene mit Obst- und Gemüsepflanzen: «Wenn man für den Markt produziert, dann ist man auf eine ertragsreiche Ernte angewiesen. Die Betriebe tätigen die nötigen Investitionen, um auch längere Hitzeperioden kompensieren zu können.» Etliche Landwirte hätten nach 2003 ihre Bewässerungsanlagen erneuert oder zusätzliche Systeme eingerichtet.
Dass die Lage zwar angespannt, aber dennoch ruhig sei, beobachtet auch Natalie Kamber, Medienbeauftragte der Dienststelle Umwelt und Energie (UWE) des Kantons Luzern. Benötigt ein Landwirt während einiger Tage Wasser aus einem öffentlichen Gewässer, muss er ein Gesuch an die Dienststelle Umwelt und Energie stellen. Diese beurteilt dann die Lage und erteilt je nach Gegebenheit die Bewilligung. Kamber dazu: «Bis jetzt hat die Hitze noch nicht zu erhöhter Anzahl von Gesuchen geführt. Seit letztem Freitag haben wir drei Gesuche für Kurzbewilligungen erhalten, die aufgrund der Trockenheit gestellt wurden. Es ist noch ruhig.»
Zurzeit darf im Kanton Luzern nur noch aus sechs Oberflächengewässern (Seen und Flüsse) Wasser für die Landwirtschaft entnommen werden, nämlich aus Sempacher-, Baldegger- und Vierwaldstättersee sowie aus der Reuss, dem Aabach und aus der Sure. «Aus allen anderen Gewässern sind im Kanton Luzern zurzeit keine Entnahmen mehr möglich. Das heisst, wir erteilen momentan keine Bewilligungen mehr», fügt Kamber an. Die Situation sei jedoch im Rekordsommer 2003 bedeutend prekärer gewesen. «Damals wurde die Trockenheit zum Problem.»
Auch Beat Felder hofft, dass die Trockenheit dieses Jahr nicht zum Problem wird. «Obwohl die Situation momentan noch nicht prekär ist, kann diese Hitzeperiode durchaus eine Katastrophe werden. Man muss das Wetter weiterhin gut beobachten.»