LUZERN: Ihr Diplom ebnet den Weg an die Schweizer Unis

Am Donnerstag fand die Abschlussfeier des Passerellen-Lehrgangs statt. 73 Studierende haben die Prüfung bestanden. Sie hatten sich innert Kürze Aktenberge an Stoff anzueignen.

Jessica Bamford
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Samuel Gregory Bernet (links), Lea Studer und Lars Glanzmann freuen sich über ihren Passerellen-Abschluss. (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 31. August 2017))

Samuel Gregory Bernet (links), Lea Studer und Lars Glanzmann freuen sich über ihren Passerellen-Abschluss. (Bild: Corinne Glanzmann (Luzern, 31. August 2017))

Im schicken Kleid oder Anzug strömen die Absolventen der Passerelle in die Aula der Kantonsschule Reussbühl. Darunter sind Lars Glanzmann, Lea Studer und Samuel Gregory Bernet. Nach einem intensiven Jahr erhalten sie ihr Abschlusszeugnis.

Positiv am letzten Jahr war für Lars Glanzmann (23) das lockere Verhältnis zwischen Lehrern und Studenten: «Sie haben uns ihr Wissen gegeben, und wir konnten entscheiden, was wir daraus machen.» Er möchte Sekundarschullehrer werden. Die Passerelle hat er gemacht, um sich noch andere Möglichkeiten offenzuhalten. Lea Studer (21) absolvierte das KV und arbeitete im Spital. Im September beginnt sie in Freiburg ihr Medizinstudium. «Rückblickend war es für mich faszinierend, in so kurzer Zeit so viel zu lernen», sagt sie. Samuel Gregory Bernet (23) lernte Informatiker und wird nun an der ETH Maschinenbau studieren. Obwohl viele Fächer für das Studium nicht relevant waren, sei der Unterricht interessant gewesen. «Das Jahr war gut für die Allgemeinbildung.»

Studenten möchten sich alle Türen offenhalten

Der Passerellen-Lehrgang, der von der Maturitätsschule für Erwachsene angeboten wird, dauert ein Jahr. Dabei werden Studenten mit einem Berufsmatura- oder Fachmaturaabschluss auf eine Ergänzungsprüfung vorbereitet. Diese ermöglicht es den Absolventen, Schweizer Universitäten sowie die ETH zu besuchen. Ohne die Zusatzprüfung stehen ihnen lediglich Fachhochschulen offen. Denselben Zweck erfüllt der gymnasiale Lehrgang. Dieser dauert jedoch drei Jahre.

Die Anzahl Absolventen des Passerellen-Lehrgangs hat in den letzten Jahren zugenommen. Während 2015 noch 79 Studierende zur Prüfung antraten, waren es in diesem Jahr bereits 98. Philomène Graber, Schulleiterin der Maturitätsschule für Erwachsene, erwartet, dass dieser Trend so weitergeht. «Weiterführende Schulen haben einen höheren Stellenwert als je zuvor.» Für junge Erwachsene sei es heute ex­trem wichtig, sich alle Türen offenzuhalten. Ein weiterer Faktor, der die Studierendenzahl anheben wird, ist, dass künftig auch Fachmaturanden die Ergänzungsprüfung ablegen können. Bisher war dies nur für Berufsmaturanden möglich.

Die Durchfallquote liegt dieses Jahr bei 24 Prozent. Das scheint hoch. Graber relativiert: «Schweizweit ist das eher niedrig, an den eidgenössischen Prüfungen liegt sie um einiges höher.» Gründe ortet die Schulleiterin bei der Menge an Stoff, der in sehr kurzer Zeit vermittelt wird. Ausserdem gebe es keine Vorselektion wie bei der gymnasialen Matura, und es gibt keine Vornoten. Einzig die Abschlussprüfungen entscheiden über das Bestehen der Passerelle. Die tiefe Frauenquote erklärt sich Graber folgendermassen: «Frauen unterschätzen sich oft, und ihnen fehlen die weiblichen Vorbilder in Leitungsfunktionen.»

Jessica Bamford

jessica.bamford@luzernerzeitung.ch