Lustvolle Schoko-Osterhäsin sorgt für Kritik

Ein Schoko-Osterhase der Confiserie Bachmann sorgt in den sozialen Netzwerken für kritische Stimmen. Selbst Nationalrätin Feri betrachtet das Angebot dieser Süssigkeit als «sehr unsensibel». Geschäftsleitungsmitglied Juliane Bachmann erklärt, warum die Verantwortlichen solche Reaktionen in Kauf nehmen.

Lucien Rahm
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Der Schoggi-Osterhase «Fifty Shades of Easter»: Damit spielt die Confiserie Bachmann auf den Film «50 Shades of Grey» an. (Bild: Lucien Rahm (Luzern, 28. März 2018))

Der Schoggi-Osterhase «Fifty Shades of Easter»: Damit spielt die Confiserie Bachmann auf den Film «50 Shades of Grey» an. (Bild: Lucien Rahm (Luzern, 28. März 2018))

Am bevorstehenden Osterfest werden nebst Karfreitagsfischen, Osterlämmern und Spargeln auch wieder zahlreiche Schoko-Osterhasen verzehrt werden. Erhältlich sind diese nicht nur bei den Grossverteilern und namhaften Schokoladefabrikanten. Auch die Luzerner Confiserien bieten jeweils eine breite Auswahl an Osterhasen an. So zum Beispiel die Confiserie Bachmann, die nebst klassischen Osterkreationen jeweils auch eine jährlich variierende Reihe von Spezialdesigns im Sortiment führt: Hasen im Super-Mario- oder Schlumpf-Look, oder auch Selfie-Hasen, die mit einem Smartphone ausgestattet sind. Auch erhältlich ist eine Schokohäsin, deren Gestaltung sich an den erfolgreichen Erotik-Spielfilm «Fifty Shades of Grey» anlehnt.

Nicht bei jedem kommt diese ausgefallene Osterhasen-Kreation gut an: Eine Besucherin des Luzerner Confiseurs fand kürzlich nur kritische Worte für die Variante «Fifty Shades of Easter». Auf der Kurznachrichten-Plattform Twitter verschaffte sie ihrem Ärger Luft. «Die Confiserie Bachmann in Luzern schiesst den Vogel ab. Ob derlei vergeht einem die Lust auf Schoggihasen», kommentierte die Userin eine Fotografie der Häsin, die über prägnante weibliche Sekundärgeschlechtsteile verfügt, welche lediglich von einer Art Spitzenoberteil überdeckt werden. Ihren Tweet versah die erboste Frau unter anderem mit den Hashtags «Sexism», «Porn» und «ohne mich». Auf Facebook findet eine Userin: «Dieser Osterhase ging leider total daneben.» Eine andere beschreibt den Hasen als «absolut widerlich».

Ein Ärgernis ist der Fifty-Shades-Hase auch für die Aargauer SP-Nationalrätin Yvonne Feri: «In Zeiten der Me-Too-Debatte einen solchen Osterhasen anzubieten, ist sehr unsensibel.» Ihr missfällt die klischeehafte Darstellung des weiblichen Geschlechts, die sich im Schoko-Hasen erkennen lasse. Zudem sei problematisch, dass die barbusigen Hasen potenziell auch Kinder zu Gesicht bekommen, wenn sie eine der Bachmann-Filialen betreten.

Doch Feri stört sich nicht nur an der expliziten Darstellung weiblicher Geschlechtsmerkmale. «Dieser Hase hat nichts mehr mit Traditionen zu tun.» Dass ein Osterhase eine nackte Frau darstellt, widerspreche dem Osterbrauchtum.

Zu einem gewissen Grad wäre Feri jedoch kompromissbereit: «Wenn Bachmann auch ein männliches Pendant anbieten würde, wäre der sexistische Aspekt dieses Produktes entschärft.» Allerdings wäre damit das Problem des Traditionsbruches natürlich nicht behoben, so Feri.

Provokation sei nicht Ziel gewesen

Juliane Bachmann, Geschäftsleitungsmitglied der Confiserie Bachmann, ist verantwortlich für die Gestaltung der Spezialhasen. Sie kann verstehen, dass die erotische Kreation nicht alle erfreut. Auch aus anderen Gründen könne man unter Umständen negativ darauf reagieren. «Jemand der religiös ist, und das Osterfest eher traditionell feiern möchte, den stören solche Hasen vielleicht auch.» Es sei jedoch nicht ihr Ziel gewesen, mit dem extravaganten Design die Gefühle der Leute zu verletzen, sagt Bachmann. Auch hätten sie damit nicht bewusst provozieren wollen, um medienwirksame Reaktionen zu erzeugen. «Wir haben genug Präsenz in den Medien.»

Tatsächlich seien die negativen Rückmeldungen auf den Hasen, der das Thema des besagten Films in karikierter Form wiedergebe, überschaubar. Aus keinem ihrer 13 Fachgeschäfte habe sie bisher Kritik erhalten, die von Kunden direkt gegenüber dem Verkaufspersonal geäussert worden wäre. Lediglich in den sozialen Netzwerken sei der Hase bislang kritisch diskutiert worden, so Bachmann.

«Hätte der Hase nun tatsächlich für viele verärgerte Kunden gesorgt, hätten wir kein Problem damit gehabt, ihn aus dem Sortiment zu nehmen», sagt Bachmann. Das positive Feedback überwiege jedoch bei Weitem. Und letztlich gehe die Entscheidung, den Fifty-Shades-Hasen wie zum vergangenen auch zum diesjährigen Osterfest anzubieten, auf eine Onlineumfrage unter Bachmann-Kunden zurück. Darin hätten sich die Teilnehmer den Hasen mehrfach gewünscht. Dass er sich bei manchen Kunden einer gewissen Beliebtheit erfreue, würden auch die Verkaufszahlen zeigen.

Lizenzen der Namensgeber sind nicht nötig

In Lizenzen muss die Confiserie für seine 13 Spezial-Sujets, die unter anderem an populäre Figuren aus Musik, Film oder Fernsehen erinnern, übrigens nicht investieren. Die Hasen, die beispielsweise an den britischen Sänger Ed Sheeran («Bunny Sheeran») oder eine der Hauptfiguren aus der Fernsehserie «Game of Thrones» («John Easter») erinnern, würden sich genug weit weg von den Originalen bewegen, um keine Markenrechte zu verletzen, sagt Bachmann.

Auch das Modell «Gino Netflix & Chill», welches das alte Logo des US-amerikanischen Streaming-Anbieters Netflix verwendet, habe keine Gebühren verursacht. Dass der Ausdruck «Netflix and chill», der die Brust des Hasen ziert, im englischsprachigen Raum als verhüllendes Synonym für eine Liebesnacht verwendet wird, sei ihnen bei der Gestaltung des Hasen bewusst gewesen. «Wir deuten ihn für unser Produkt aber nicht so», sagt Bachmann. Die beiden Begriffe würden isoliert betrachtet für positive Dinge stehen, die mit Gemütlichkeit assoziiert würden.