Wegen der Coronakrise bleiben in der Zentralschweiz die Gäste aus den USA und Asien aus. Nun setzt Luzern Tourismus auf Übernachtungen von Schweizern – aber nicht nur.
Mit Flugzeugen kennt sich Martin Bütikofer aus. Schliesslich ist der Verwaltungsratspräsident der Luzern Tourismus AG auch Direktor des Verkehrshauses Luzern, wo zwei Swissair-Flugzeuge stehen. Gegroundet wie die Swissair ist der Tourismus in der Region zwar nicht, «aber er hat erheblich an Flughöhe eingebüsst», sagte Bütikofer am Mittwoch im KKL vor den Medien. Und machte mit einem Flugzeugmodell in den Händen eine Abwärtsbewegung.
Die Zahlen sind bekannt: Zwischen Januar und Mai hat die Stadt Luzern wegen der Coronakrise bei den Logiernächten ein Minus von 61 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode verzeichnet. Die ganze Region Luzern-Vierwaldstättersee ist mit einem Minus von 52 Prozent etwas besser dran, weil Hotels auf dem Land und in den Bergen derzeit gefragter sind.
Um den Inlandtourismus weiter anzukurbeln, hat Bütikofer zusammen mit Tourismusdirektor Marcel Perren verschiedene Massnahmen ergriffen:
Finanziert werden die Massnahmen nebst der Stadt Luzern vom Kanton und von Schweiz Tourismus respektive dem Bund. So hat der Kanton nach einer ersten Tranche von 700'000 Franken eine weitere über eine Million Franken gesprochen. Wichtig ist laut Bütikofer, dass nicht zu viel in teure Kampagnen gesteckt wird:
«Wir wollen die Plakatwände nicht zupflastern.»
Mit den Massnahmen will Luzern Tourismus den Mehrwert und die Angebotsvielfalt der Region aufzeigen, aber auch Wertschöpfung vor Ort generieren. Natürlich geht es in erster Linie darum, Schweizer Gäste in die Zentralschweiz zu locken. «Diese werden den Ausfall der internationalen Gäste nicht kompensieren können. Aber wir können auf eine Flughöhe kommen, die unsere Tourismusbetriebe tragen kann», sagte Bütikofer.
(avd) Die Coronakrise setzt auch dem KKL am Luzerner Europaplatz zu. Und zwar in allen Bereichen, wie CEO Philipp Keller am Mittwoch sagte. Mit Ausnahme von kleinen Anlässen ist der Konferenzbereich zusammengebrochen, die Gastronomie läuft nur ohne Verbindung zu Veranstaltungen einigermassen. Auch die Kultur findet nach Absage des Blue Balls bloss eingeschränkt statt.
Das Lucerne Festival wird zwar vom 14. bis 23. August stattfinden. Aber wegen der Reisebeschränkungen stehen überwiegend in der Schweiz wohnhafte Musiker auf der Bühne. Die Zuschauer werden über einen Seiteneingang ins KKL gelassen. Auf dem Weg in den Saal müssen sie eine Maske tragen. Während des Konzerts gilt keine Maskenpflicht. Die Platzzahl ist auf 1000 beschränkt.
Bis dahin dürfte es aber kräftig schütteln und rütteln. Entlassungen oder Konkurse seien nicht ausgeschlossen. Immerhin attestieren Bütikofer und Perren der gebeutelten Stadt Luzern bessere Aussichten als dem vergleichbaren Interlaken. Zwar hätten beide Destinationen mit Seen und Bergen ähnliche Voraussetzungen und auch der Anteil ausländischer Gäste bei den Hotelübernachtungen sei vergleichbar. «Aber», fügte Perren an, «Luzern hat mehr Tagesgäste als Interlaken und ist vor allem in der Deutschweiz fest verankert – nur schon durch das Verkehrshaus oder das KKL.»
Diese und weitere Angebote sollen also bei Zürchern, Romands oder Bernern wieder in den Vordergrund rücken. Vorausgesetzt, die Angst vor Ansteckungen nehme nicht Überhand. Bütikofer: «Das ist denn auch meine grösste Sorge.»