In der ganzen Schweiz haben sich am Freitag Organisationen und Vereine zusammengetan, um sich für eine ökologische und soziale Zukunft einzusetzen. Auch in Luzern wurde demonstriert.
Eingeläutet wurde der «Strike for Future» mit einem «Klimaalarm»: Um 11.59 Uhr versammelten sich knapp hundert Demonstranten – mit Regenjacke und Schirm bewaffnet – beim Jesuitenplatz und machten mit Megafonen, Pfannendeckeln, Rasseln und Rufen Lärm. Wieso 11.59 Uhr? «Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern ein vor zwölf!», erschallte es aus dem Megafon. Danach versammelten sich einige Demonstranten zu einem sogenannten «Die-In» – eine Protestform, bei der man sich auf den Boden legt und totstellt, um auf einen lebensbedrohlichen Umstand hinzuweisen. In diesem Fall geht es natürlich um die Klimakrise. Obwohl es immer stärker regnet, legen sich die Aktivisten auf den nassen Boden.
«Wir wollen zeigen, dass wir für das Klima alles machen würden», erklärt Anna Brunner. Nasse Kleider seien deshalb keine grosse Sache, findet die fünfzehnjährige Gymnasiastin. «Wir möchten damit ein Zeichen setzen», stimmt ihre Freundin Amira Lustenberger zu. Etwa eine Viertelstunde nach dem «Klimaalarm» teilen sich die Demonstranten auf – doch die Aktion hat erst gerade begonnen. So sind um 14 Uhr auf dem Jesuiten- und auf dem Mühlenplatz etwa 15 Stände errichtet worden, an denen später verschiedene Organisationen und Vereine zu den gegenwärtigen Krisen informieren.
Ein Blick auf die Teilnehmerliste zeigt dabei, dass die Klimakrise Organisationen verschiedenster Art beschäftigt. Neben Ständen vom Organisator «Klimastreik Zentralschweiz» sind beispielsweise auch der Luzerner Gewerkschaftsbund oder ein Komitee des Verkehrsclubs Schweiz vertreten. Auch der Frauen*streik Luzern hat einen Stand – die herrschenden Machtstrukturen würden sowohl die Natur als auch Frauen ausbeuten, so die Betreiberinnen.
Trotz des durchzogenen Wetters am Nachmittag zieht die Standaktion viele Besucherinnen und Besucher an. «Es hat viel Betrieb geherrscht», erklärt Urs Joller, Co-Organisator des «Strike for Future». «Auch viele Passanten haben positiv reagiert, von jung bis alt. Wir sind sehr zufrieden!», so der 23-jährige Student.
Im Vergleich zum ersten grossen Klimastreik von vor zwei Jahren ist auffällig, dass nun auch vermehrt aussenstehende Organisationen an der Aktion teilnehmen, wo es früher noch vermehrt tatsächlich «streikende» Schüler waren. Doch wie ist diese Tendenz zu werten?
«Ich glaube, die Bewegung ist grösser und breiter geworden»,
findet Joller. «Was wir heute beobachten können, ist, dass Personen aus den verschiedensten Bereichen das Klimaproblem begreifen, dass das Problem breite Kreise der Bevölkerung betrifft und dass diese nicht zufrieden sind mit den Lösungen der Politik.» Der «Strike for Future» sei als Veranstaltung derweil komplexer als die Klimademonstrationen 2019. «Wir haben sicher auch an Professionalität gewonnen», so Joller. Trotzdem bleibe der Klimastreik grundsätzlich jung. «Die meisten Teilnehmer sind zwischen 16 und 23 Jahren alt. Manche waren vor zwei Jahren schon dabei, viele sind aber auch neu.»
Nach der Standaktion folgt der gefühlte Höhepunkt des Streiks: eine einstündige, bewilligte Velodemonstration durch Luzern. Begleitet von der Polizei radelten Hunderte Demonstrantinnen und Demonstranten vom Theaterplatz aus durch Luzern – obwohl der Regen mittlerweile wieder zugenommen hatte. «Für die Velodemonstration haben wir uns vor allem entschieden, weil man sich so besser an die Coronaregeln halten kann», erklärt Urs Joller. Auf dem Velo sei das Abstandhalten einfacher als zu Fuss. «Zudem ist es interessant, einmal die Verhältnisse zwischen Velo- und Autofahrern im Feierabendverkehr umzukehren und zu spüren, dass auch eine andere Verkehrsordnung möglich wäre.»
Bei der Endstation im Vögeligärtli folgte noch ein Sitzstreik, zudem gab es Reden und Workshops. «Wir hoffen, dass noch einige Leute bleiben und diesen ‹Strike for Future› mit uns in den Abend ausklingen lassen.»