LUZERN SÜD: Randgebiet soll ins Zentrum rücken

Die Ringstrasse zwischen Horw und Kriens ist heute keine Augenweide. Nun liegt ein Entwicklungskonzept mit vielen Ideen vor – vom neuen Schulhaus bis zur Luftseilbahn.

Robert Knobel
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So könnte sich das Gebiet südlich von Luzern entwickeln.

So könnte sich das Gebiet südlich von Luzern entwickeln.

Robert Knobel

robert.knobel@luzernerzeitung.ch

Das Gebiet Luzern Süd zwischen Kriens, Horw und Luzern wird in den nächsten zehn Jahren völlig neu strukturiert und soll zu einem urbanen Zentrum werden. An manchen Orten ist die Planung weit fortgeschritten oder bereits in der Umsetzungsphase – etwa in den Gebieten Mattenhof, Schweighof und Nidfeld, wo Hunderte neue Wohnungen und Büros entstehen. Noch wenig konkret waren die Pläne bisher für den südlichsten Teil, das Gebiet zwischen Bahnhof Horw und Pilatusmarkt. Nun liegt auch für dieses Gebiet ein Entwicklungskonzept vor, das sich zurzeit in der Phase der Vernehmlassung befindet. Erarbeitet wurde es vom Verband Luzern Plus in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Kriens und Horw.

Das Ziel des Konzepts ist klar: Das Gebiet, das heute durch stark befahrene Strassen, verstreute Gewerbegebäude und ungenutzte Brachflächen geprägt ist, soll zu einem attraktiven Lebensraum werden. Im Zentrum steht dabei die Ringstrasse, die Hauptschlagader des Gebiets. Auf dieser sollen nicht nur Autos und Busse möglichst rasch vorwärtskommen, auch für Fussgänger und Velofahrer soll sie zu einer attraktiven Verbindung zwischen Horw und Kriens aufgewertet werden. Entlang der Ringstrasse soll deshalb ein Grünkorridor mit Parkcharakter entstehen. Begrünt werden soll aber nicht nur die Ost-West-Achse, sondern auch die von Norden nach Süden verlaufende «Süd-Allee». Dabei handelt es sich um eine Art neuen Boulevard mit Alleebäumen vom Südpol über den Mattenhof bis hinunter zur Technikumstrasse.

Grünzone und idyllische Bäche

Die «Süd-Allee» soll grösstenteils durch Neugestaltung der bestehenden Hauptstrassen umgesetzt werden. Um eine durchgehende Nord-Süd-Achse im Gebiet herzustellen, braucht es aber an gewissen Stellen neue Verbindungsstücke. So etwa zwischen der Kuonimatt und dem Steini­bachkreisel. Dieses Teilstück soll zwar ebenfalls Alleecharakter haben, steht in erster Linie aber dem Langsamverkehr zur Verfügung.

Generell soll die heute ziemlich zufällig wirkende Gestaltung des Gebiets klarer strukturiert werden. So sollen klar ersichtliche Gewerbe-, Wohn- und Grünbereiche ausgeschieden werden. In der Grünzone werden Bäume gepflanzt und Bäche renaturiert.

Das Entwicklungskonzept behandelt auch Fragen, die bisher erst ansatzweise diskutiert wurden. So etwa eine alternative Linienführung für die Pilatusbahn. Das Bahnunternehmen spielt mit dem Gedanken, die heutige Talstation in Kriens langfristig an einen anderen Ort zu verlegen. Konkret ist gemäss Pilatusbahnen zwar noch nichts. Aber im Entwicklungskonzept werden schon einmal zwei mögliche Standorte für eine Talstation erwähnt. Es sind dies das Dach des Pilatusmarkts sowie die Wiese Hinterschlund, die jeweils als Luga-Parkplatz genutzt wird.

Auch ein neues Schulhaus auf dem Areal der heutigen Schrebergärten wird im Konzept erwähnt. Ein Schulneubau könnte demnach ab 2024 ein Thema werden, wenn ein grosser Teil der Wohnungen in Luzern Süd fertiggestellt ist. Das neue Schulhaus könnte die bestehenden Standorte Roggern und Kuonimatt entlasten. Der Krienser Gemeinderat will von einem neuen Schulstandort zurzeit aber nichts wissen. Aus finanziellen Gründen plädiert er bisher dafür, die bestehenden Schulhäuser bei Bedarf mit Modulbauten zu erweitern.

Ein weiteres mögliches Projekt ist ein Quartier- oder Kulturtreffpunkt an der Motelstrasse neben dem Sportpark Pilatus. Auch der Platz unter dem Schlundkreisel beim Pilatusmarkt soll attraktiver werden – beispielsweise mit einer Skateranlage. Zudem könnte das bisher wenig ansehnliche Parkhaus des Einkaufszentrums eine schönere Fassade erhalten. Eine Option ist zudem, den Pilatusmarkt um bis zu zwei Stockwerke zu erweitern.

Für den Pilatusmarkt existiert heute ein Fahrtenmodell, das vorschreibt, wie viele Autofahrten das Einkaufszentrum pro Jahr verursachen darf. Die erlaubte Zahl von 3 Millionen Fahrten wurde in den letzten Jahren überschritten (wir berichteten). Das Entwicklungskonzept schlägt deshalb Massnahmen vor – etwa die Erhöhung der Parktarife, eine Ausfahrtsdosierung oder gar die Aufhebung von einzelnen Parkplätzen. Ein Heimlieferservice soll zudem die Anreise per Auto überflüssig machen.

Horw ist schon weiter als Kriens

Das Entwicklungskonzept Pilatusmarkt-Bahnhof Horw ist noch bis im September in der Vernehmlassung. Danach müssen es die Parlamente von Horw und Kriens definitiv verabschieden. Welche Massnahmen aus dem Konzept konkret umgesetzt werden, ist im Moment noch offen. So versteht sich das Konzept vor allem als raumplanerische Leitlinie für die kommenden Jahre und ist insbesondere für Kriens relevant. Denn auf Horwer Seite ist man mit dem Projekt «Horw Mitte» schon ein grosses Stück weiter. Dort werden in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren insgesamt 500 neue Wohnungen und Büros mit 1700 Arbeitsplätzen erstellt. Ein 44 Meter hohes Hochhaus ist bereits im Bau, zudem ist die Umgestaltung des Bahnhofplatzes mit neuem Bushof geplant. Nördlich des Bahnhofs soll auch die Wegmatt mit Wohnungen neu überbaut werden.

Das neuste Ausbauprojekt für Horw hat kürzlich der Kanton verkündet (Ausgabe vom 7. Juli): Er will bis zum Jahr 2026 mehr als 300 Millionen Franken in den Ausbau der Hochschule Luzern – Technik & Architektur sowie in die Neuansiedlung der Pädagogischen Hochschule investieren.

Hinweis

Mehr Informationen unter: www.luzernplus.ch/raumentwicklung/gebietsmanagement-luzernsued