Gemessen an der berufstätigen Bevölkerung, sind Angestellte von Verwaltungen, Verbänden und Stiftungen im neuen Luzerner Parlament übervertreten. Das gilt auch für Selbständige, Behördenmitglieder – und nach wie vor für die Bauern.
Vor vier Jahren änderte sich die parteipolitische Zusammensetzung des Luzerner Kantonsrats nur unwesentlich. Die Grünen büssten zwei Mandate ein, CVP und GLP je eines, und SVP sowie FDP konnten um je zwei Sitze zulegen. Deutlich grössere Veränderungen nahmen die Wähler am 31. März dieses Jahres vor: Die SVP verlor sieben Sitze, die CVP vier, die FDP deren drei – das bürgerliche Lager muss die neue Legislatur also mit 14 Vertretern weniger in Angriff nehmen. Grosse Wahlsiegerin war Ende März die Grüne Partei, die ihre Sitzzahl auf 15 steigern konnte. Auch SP und GLP bauten ihre Mandate aus: um je drei.
Trotz dieser bedeutenden Verschiebungen hat sich die berufliche Zusammensetzung des neuen Parlaments nur wenig geändert. Unternehmer, Gewerbler und Selbstständige sind mit 35 Angehörigen nach wie vor die stärkste Gruppe. Erst recht, wenn auch die 15 Bauern (vier von ihnen sind der Kategorie der Gemeinderäte zugeordnet, siehe Kasten) zu den Selbstständigen gezählt werden. Ein Kantonsratsamt nimmt rund 20 Prozent eines Vollpensums in Anspruch.
Gewachsen ist die Zahl der Angestellten bei Verwaltungen, öffentlich-rechtlichen Organisationen, Verbänden oder Non-Profit-Organisationen. Gehörten dieser Kategorie Anfang der noch laufenden Legislatur 27 Politiker an, sind es beim Start der neuen Amtsperiode deren 30. Leicht geschrumpft ist die Zahl der Gemeinderäte – von 26 auf 24.
Grosse Unterschiede offenbaren sich dem Politinteressierten beim Vergleich der beruflichen Zusammensetzung der sechs Fraktionen. Bei der SP dominieren von der öffentlichen Hand Angestellte, bei SVP und GLP die Unternehmer.
Wie sollen die 120 Luzerner Kantonsrätinnen und Kantonsräte in Berufskategorien eingeteilt werden? Wir haben uns für sieben Gruppen entschieden – und darum wie vor vier Jahren Abgrenzungen vorgenommen, die Fragen aufwerfen können. So sind Kantonsräte, die ein Teilzeitpensum in einem Gemeinderat ausüben, dieser Kategorie zugeteilt. Dies auch dann, wenn sie wie Andy Schneider (SP, Rothenburg) Schulleiter sind oder einen Bauernhof führen (Thomas Grüter, Pfaffnau; Pius Kaufmann, Escholzmatt-Marbach, beide CVP, sowie Franz Gisler, Greppen und Fredy Winiger, Hohenrain, beide SVP).
Pensionierte wie Hans Stutz (Grüne, Luzern), Räto Camenisch (SVP, Kriens) und Irene Keller (FDP, Vitznau) haben wir jener Gruppe zugeordnet, in der sie früher aktiv waren.
Am heterogensten zusammengesetzt ist die Kategorie (Kader-) Angestellte in Verwaltungen, öffentlich-rechtlichen Organisationen, Verbänden, Stiftungen, Gewerkschaften oder Non-Profit-Organisationen. Darunter befinden sich VBL-Direktor Norbert Schmassmann (CVP, Luzern) genauso wie Sozialarbeiterin Christina Reusser (Grüne, Ebikon) oder Notfallstationsleiter Stephan Schärli (CVP, Menzberg). (nus)