Luzerner kassiert saftige Busse für die Einfuhr von Pyromaterial

Weil er für seinen Sohn 36 Raketenmotoren bestellt hat, beging ein Luzerner Gesetzesbruch.

Evelyne Fischer
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Den Strafbefehl überbrachten ihm letzten Sommer zwei Polizisten: 1020 Franken sollte ein Luzerner bezahlen – weil er illegal mehrfach fahrlässig pyrotechnische Gegenstände importiert haben soll. Obwohl dem heute 57-Jährigen damit kein Eintrag ins Strafregister droht, wollte er die 600 Franken Busse und die 420 Franken Verfahrenskosten nicht akzeptieren und erhob Einsprache.

Am Dienstag hatte sich der Beschuldigte darum am Bezirksgericht Luzern zu verantworten. Zum Verhängnis geworden sind ihm zwei Bestellungen in einem deutschen Onlineshop: Mitte und Ende Juni 2019 kaufte er dort insgesamt 36 Raketenmotoren. Dass er mit der Einfuhr der fingergrossen roten Röllchen gegen das Sprengstoffgesetz verstossen würde, will er nicht gewusst haben.

Sein Sohn wollte als Projektarbeit Rakete bauen

Der Beschuldigte, ein Manager, studierter Chemieingenieur, trat im schwarzen Anzug vor die Einzelrichterin, ohne Anwalt. Wie der Luzerner in seinem Plädoyer festhielt, habe er die Raketenmotoren für seinen 16-jährigen Sohn bestellt, der im Rahmen einer Projektarbeit eine Rakete bauen wollte. Die erste Lieferung klappte problemlos, die zweite aber blieb am Zoll hängen und zog die Aufmerksamkeit der Strafverfolger auf sich. «Ich war mir zu keinem Zeitpunkt meines Unrechts bewusst», sagte der Beschuldigte. Aufgrund der geglückten ersten Lieferung sei er von einem Missverständnis ausgegangen.

Wie der Beschuldigte ausführte, habe ihm der Inhaber des Modellbau-Shops gesagt, er habe 27 Jahre lang problemlos in die Schweiz geliefert. Nun aber hagle es Strafbefehle.

«Offenbar hat eine Vollzugsänderung stattgefunden, ohne dass Lieferanten oder Konsumenten informiert worden wären.»

Und eine 1.-August-Rakete in die Höhe haltend, fragte er die Einzelrichterin: «Wie wollen Sie einem Normalbürger erklären, dass man ohne Bewilligung eine solche Feuerwerksrakete mit 100-mal mehr Schwarzpulver kaufen kann, aber nicht einen kleinen Raketenmotor?» Er appellierte an die Verhältnismässigkeit und verlangte einen Freispruch.

Das Bezirksgerichtsurteil wird in den nächsten Tagen schriftlich eröffnet.