Einstimmig hat der Verein Südpol das neue Betriebskonzept abgesegnet und Ursula Hildebrand in den Vorstand gewählt. Das neue künstlerische Gremium wird hingegen erst im März präsentiert.
Die Weichen für den Neustart des Kulturzentrums Südpol sind gestellt: Die Mitglieder des Vereins haben am Mittwochabend das vom neuen Vorstand erarbeitete Betriebskonzept ohne Diskussion einstimmig gutgeheissen. Dieses ist in nur zwei Monaten entstanden. Es dient dem Südpol als Verhandlungsbasis für die Erneuerung des Ende Dezember auslaufenden Leistungsvertrags mit der Stadt Luzern. Die Verhandlungen müssen bis zum 1. Dezember abgeschlossen sein. Nur so bleibt der Betrieb des durch Personalabgänge und starke Kritik aus der Kulturszene und Politik in die Krise geratenen Hauses im nächsten Jahr garantiert.
Das Betriebskonzept ist in seiner inhaltlichen Ausrichtung ähnlich offen formuliert wie der alte Leistungsauftrag. Niederschwelliges wie Experimentelles sollen im Südpol gleichermassen zu Hause sein. Klar wird, dass das Haus breiter verankert und dadurch auch mehr Publikum angesprochen werden soll. Ein Stellenabbau ist nicht geplant. Wie die Pensen genau verteilt werden, ist noch offen. Das Betriebskonzept lege einen Schwerpunkt auf Partnerschaften und Kooperationen, vor allem durch den Einbezug von Akteuren der hiesigen Kulturszene, betonte Vereinspräsident Marc Schwegler vor den rund 50 Personen an der Mitgliederversammlung. «Wir wollen solche Partnerschaften auch nachhaltig pflegen.»
Das Betriebskonzept sieht vor, künftig vollständig auf eine künstlerische Intendanz zu verzichten. Neben einer betrieblichen Leitung soll sich neu ein mehrköpfiges künstlerisches Gremium, bestehend aus den Verantwortlichen der verschiedenen Sparten, die inhaltlichen Gestaltungskompetenzen teilen. Die Köpfe sollen im März präsentiert werden. Das Gremium ist für sämtliche programmatorische Belange zuständig, das Betriebsbüro steuert die betrieblichen Prozesse und managt das Personalwesen des Gesamtbetriebs. Der Bereich Öffentlichkeitsarbeit soll aufgestockt werden. Das stark kritisierte Gastrokonzept, das wegen seiner Food-Waste-Strategie bisher wenig Flexibilität bei der Bewirtung zuliess, wird komplett überarbeitet.
Die Leitungspositionen sollen im Dezember ausgeschrieben werden. Das Stellenprofil und der konkrete Ablauf der Stellenbesetzung sind noch offen. Ob sich die flache Hierarchie im Alltag bewähren wird, muss sich erst noch zeigen. Ein vergleichbares Führungsmodell in einem mehrspartigen Kulturhaus sucht man in der Region vergeblich. Unklar bleibt, ob sich das Haus ohne starke Stimme nach aussen gegenüber den vielen kulturpolitischen Forderungen behaupten kann.
Der Vorstand hat sich auf die Fahnen geschrieben, bei grundsätzlichen Fragen künftig in der Öffentlichkeit stärker Stellung zu beziehen sowie die Publikumsbindung aktiv anzugehen. «Ich könnte mir ein Engagement des Vorstands im Rahmen von konkreten, partizipativen Projekten wie etwa der Neugestaltung der als ungemütlich verschrienen Shedhalle sehr gut vorstellen», sagte Schwegler im Vorfeld der Versammlung.
Mehr Gewicht erhalten die Anliegen der lokalen Theaterszene durch die Wahl von Ursula Hildebrand in den Vorstand. Sie hatte aktiv am Betriebskonzept mitgearbeitet. Das langjährige Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der freien Theaterschaffenden, Act Zentralschweiz (neu: T.), ergänzt den Ende August gewählten sechsköpfigen Vorstand.
Die Stadt Luzern nimmt den neuen Schwung des Südpol-Vorstandes mit Wohlwollen zur Kenntnis. «Wir sind sehr beeindruckt über eure Arbeit in den letzten Wochen und auch sehr glücklich darüber, wie ihr den Neustart gestaltet», sagte die städtische Kulturchefin Rosie Bitterli an der Versammlung. Es sei eine Grundlage ausgearbeitet worden, zu der man stehen könne. «Dass ihr versucht, den Südpol an der Basis zu verankern, erachte ich als sehr positiv.»
Fragen werfe allenfalls die neu konzipierte und auf mehrere Köpfe verteilte Führungsstruktur auf, sagte Bitterli. Im Alltag könne das dann auch zu Reibungen und Diskussionen führen. Dieser Dynamik müsse man sich bewusst sein. Aber es gehöre zu einem Neustart dazu, andere Akzente zu setzen und auch etwas zu probieren, sagte Bitterli. «Ich bin jedenfalls der Ansicht, dass man das jetzt versuchen muss.»