Chefredaktor Jérôme Martinu über die Luzerner Regierungsratswahlen und die Geschlechterfrage.
Er tritt nicht mehr an. Mit der Ankündigung des Luzerner Baudirektors Robert Küng (FDP) ist der Regierungsratswahlkampf 2019 offiziell lanciert worden. In Nid- und Obwalden werden die Regierungen bereits am kommenden 4. März neu bestellt. Anders als im grössten Zentralschweizer Kanton, sind in jenen Exekutiven heute die Frauen vertreten, und sie treten auch wieder an, in Nidwalden zumindest eine von zwei. In Luzern ist die Geschlechtermehrheit bekanntlich seit der gescheiterten SP-Nachfolgekandidatur von 2015 aussen vor. Eine Konstellation, die sich 2019 unbedingt ändern sollte. Stand aktuell wird nur einer von fünf Sitzen frei. In der Küng-Nachfolge steht die FDP also unter Geschlechterdruck.
«Mein erklärtes Ziel ist es, auch eine Frau für eine Kandidatur zu motivieren», sagt FDP-Parteipräsident Markus Zenklusen. Doch reicht allein der Wille «zu motivieren»? Die Aussage wirkt eher so, als sei man von der Rücktrittsankündigung etwas überrascht und habe sich zu weiblichen Kandidaturen noch kaum Gedanken gemacht. Reflexartig die ersten, die aufs Kandidatenkarussell aufgesprungen sind, waren – Männer.
Natürlich, es gibt keinerlei bindende Verpflichtung, Kandidatinnen aufzustellen. Dennoch: Ladies first! Es muss aus demokratie- und gesellschaftspolitischen Gründen eine Selbstverständlichkeit sein, dass die Parteien aller Couleur kontinuierlich Frauen rekrutieren, für Exekutivämter aufbauen und ins Rennen schicken. Ist es dann mal wieder so weit, hört man zu oft das gleiche Lied: Selbstverständlich habe man auch valable Frauen, bloss seien «aufgrund der Konstellation» zuerst die anderen Parteien in der Pflicht. Solcherlei Herleitungen zeigen: Es fehlt die nötige strategische Verbindlichkeit bei der Frauenförderung.
Jérôme Martinu, Chefredaktor
jerome.martinu@luzernerzeitung.ch