Zur 45. Brass-Band-Schweizermeisterschaft haben sich 63 Formationen angemeldet. Die Luzerner sind mit 14 Ensembles stark vertreten.
Im November juckt es vielen Brass-Band-Musikern in den Fingern. Im Hinblick auf den Schweizerischen Brass-Band- Wettbewerb, der immer am letzten Novemberwochenende in Montreux stattfindet, werden etlichen Ensembles zusätzliche Trainingseinheiten in Form von Proben und Vorbereitungskonzerten auferlegt.
So trafen sich am letzten Sonntag in der Mehrzweckhalle Kubus in Rickenbach fünf Brass-Bands zu einer Hauptprobe. Neben den gastgebenden Brass-Bands Rickenbach und Harmonie Rickenbach haben sich am Soiree-Konzert die Jugend-Brass-Band Michelsamt, die Brassband Bürgermusik Luzern und die BML-Talents gemessen. Jede Band spielt in Montreux in einer anderen Klasse.
Das Rickenbacher Konzert ist die ideale Wettbewerbsvorbereitung auf den 45. Brass-Band-Wettbewerb vom 23. und 24. November am Genfersee. In der Miles-Davis-Hall und im Auditorium Stravinski zu Montreux will man schliesslich nicht einfach mitspielen. Es geht um den Schweizermeistertitel in sechs Klassen und um etliche Spezialpreise. In der Höchstklasse wird zudem um die Teilnahme an der Europameisterschaft 2020 in Palanga gespielt. Die bestplatzierte Band darf die Schweiz vertreten. Dieses Jahr konnten am Europäischen Brass-Band-Wettbewerb – der ebenfalls in Montreux stattfand – zwei Schweizer Bands teilnehmen: die Valaisia Brass-Band als amtierende Europameisterin und die zweitplatzierte Brass-Band Bürgermusik Luzern.
Für die Brass-Band-Rickenbach ist die Teilnahme noch ein Tick spezieller als in anderen Jahren. Sie spielt in der Klasse Elite, die letztes Jahr praktisch aus der Not ins Leben gerufen wurde. Ariane Brun, Präsidentin des Schweizerischen Brass-Band-Verbands erklärt:
«Für Montreux können sich Bands in einer beliebigen Klasse anmelden. In der 1. Klasse wuchs die Zahl 2017 auf 21 Bands. Wenn die Jury ein Stück so oft hört, ist eine objektive Bewertung schwierig, weil die Konzentration naturgemäss nachlässt. So haben wir die Elite geschaffen.»
Für diese Klasse können sich die Bands nicht anmelden. Die Musikkommission hat für die erste Auflage im 2018 anhand der Resultate der letzten Jahre zehn Bands bestimmt. Die Zugehörigkeit zur Elite müssen sich die Bands verdienen. Man kann von der 1.Klasse aufsteigen, aber genauso ist der Abstieg möglich. «Die beiden letztklassierten Bands spielen im Folgejahr wieder in der 1. Klasse», erklärt Brun, die Solo-Es-Horn in der Brass-Band Frohsinn Grosswangen spielt.
Leonz Frank, ein Musiker mit über 40 Jahren Brass-Erfahrung, spielt mit der Brass-Band Rickenbach in der neuen Klasse. «Es ist wahnsinnig anspruchsvoll. Beim diesjährigen Elite-Aufgabestück läuft man bei gewissen Passagen am Anschlag. Aber wir sind stolz, dass wir in der Elite spielen dürfen», sagt der 62-Jährige, der 2. Cornet spielt. Der Wettbewerbsdruck sei in dieser Klasse vielleicht noch etwas intensiver. Obwohl ein allfälliger Abstieg nicht der Weltuntergang wäre. «Wir geben immer unser Bestes», betont der Veteran, der schon etliche Erfolge feierte. Zuletzt am Brass-Band-Wettbewerb 2018 mit dem 4. Rang. In der Vorbereitungsphase habe die Anspannung zugenommen. «Der Ansporn, sich in Montreux zu behaupten, ist gross. Man sitzt bei der Probe mit geradem Rücken auf dem Stuhl und ist hoch konzentriert», schildert er die Motivation bildlich.
Die neue Kategorie in Montreux hat sich bewährt. «Aufgrund des riesigen Erfolgs hat die Musikkommission entschieden, die Klasse Elite vorerst beizubehalten», sagt Brun. Ein Erfolg ist es auch, weil sämtliche Ensembles, die sich angemeldet haben, auftreten können. Laut Reglement können Absagen erteilt werden, wenn ein regulärer Wettbewerb nicht möglich ist. Im Originaltext: «Der Vorstand behält sich vor, bei über 20 Anmeldungen je Stärkeklasse Qualifikationswettbewerbe durchzuführen.»
Durch die neue Klasse ist der Wettbewerbsbetrieb gesichert. Laut Brun steigt zudem auch die Qualität der ohnehin top aufgestellten Schweizer Brass-Szene. Denn die Anforderungen, die in der Elite an die Musiker gestellt werde, sei enorm. «Das Aufgabenstück ist auf Niveau der Höchstklasse. Jedoch müssen die Elite-Bands nicht zusätzlich ein Selbstwahlstück vortragen. In der Höchstklasse allerdings schon», erklärt Brun.
Aus dem Kanton Luzern haben sich in Montreux 14 Bands angemeldet. Insgesamt sind es 63. In der Elite spielen neben der Brass-Band Rickenbach die Brass-Band Harmonie Neuenkirch, die 2018 in der 1. Klasse hinter der Brass-Band Fribourg B den 2. Platz belegte und somit aufstieg. Die Brass-Bands Reiden und Treize Etoiles B spielen als Absteiger in der 1. Klasse.
Durch die positiven Erfahrungen in Montreux hat die Präsidentenkonferenz des Luzerner Kantonal-Blasmusikverbands (LKBV) im Oktober mit grosser Mehrheit entschieden, dass das Kantonale Musikfest 2020 in Emmen ebenfalls um die Klasse Elite aufgestockt wird. Am Musikfest heisst die jedoch «1. Klasse Elite». LKBV-Präsident Christoph Troxler dazu: «Wir wollen die Luzerner Bands fördern und stellen entsprechende Ansprüche an sie. Die 1. Klasse leidet darunter, dass die Spannweite der Stärkeverhältnisse immer weiter auseinander driftet. Sowohl bei den Harmonievereinen wie auch bei den Brass Bands. Daher hat sich die Musikkommission mit Vereinen in Verbindung gesetzt, die für die 1. Klasse Elite geeignet wären. Das Interesse war sehr gross.»
Das Niveau verschiebe sich eher nach oben, in den unteren Klassen würden sich immer weniger Ensembles anmelden. Mit der neuen 1. Klasse Elite werde der Wettbewerb objektiver und auch qualitativ besser. «Die Luzerner Bands werden an ihrem eigenen Musikfest gestärkt», sagt Troxler, der sich am Sonntag beim Soireekonzert in Rickenbach ein Bild einiger Montreux-Teilnehmer machte. «Das Vorbereitungskonzert ist ein guter Zwischenstopp für den Wettbewerb. Solche Hauptproben beflügeln das gute Spiel. Es hat sich gezeigt, dass die Luzerner gut gerüstet sind.»