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Luzern
Die Stadt Luzern steht Flügen der Armee seit Jahren ablehnend gegenüber. Nun wehrt sich der Stadtrat sogar gegen eine grosse Flugshow in Emmen. Doch die Organisatoren bleiben dabei: Die Jets werden die Stadt überfliegen – allerdings mit Sicherheitsabstand.
Die Herzen der Aviatikfans dürften höher schlagen angesichts der grossen Flugshow, die Ende Mai in Emmen geplant ist. Anlass ist das 80-jährige Jubiläum des Flugplatzes. Während zweier Tage am 24. und 25. Mai sollen Shows und Demoflüge von F/A- 18-Fliegern sowie der Patrouille Suisse stattfinden (wir berichteten).
Im Luzerner Stadthaus hingegen ist man weniger erfreut über den Grossanlass. Der Stadtrat bittet die Organisatoren in einem Brief, auf Flüge über Stadtgebiet zu verzichten. Der städtische Umwelt- und Mobilitätsdirektor Adrian Borgula (Grüne) begründet die Haltung der Stadtregierung unter anderem mit der Lärmbelastung. «Einige mögen die Motorengeräusche toll finden, es sind aber einige mehr, die das nicht so toll finden. Und diese wollen wir schützen.» Weiter sorgt sich der Stadtrat auch um die Sicherheit der Bevölkerung. Borgula erinnert an den Absturz eines Tiger-F5-Kampfjets der Patrouille-Suisse 2016 in Holland.
Schon 2014 hatte der Stadtrat es abgelehnt, die Patrouille Suisse am Luzerner Fest aufsteigen zu lassen, was bei den Organisatoren auf Unverständnis stiess. «Der Stadtrat hält an seiner konsequenten, kritischen Haltung gegenüber Flugaufkommen über der Stadt Luzern fest», schrieb er schon damals. Daran hat sich also nichts geändert, wie Borgula bestätigt. «Grundsätzlich sind wir recht zurückhaltend, wir wollen auch keine regelmässigen Helikopterflüge vom Stadtgebiet aus», sagt er. Nur dort, wo es wirklich nötig sei, wie etwa fürs Landen und Starten auf dem Kantonsspital. Mit dieser flugkritischen Haltung führt der Stadtrat auch einen Auftrag des Parlaments aus. Dieses hatte 2017 ein Postulat überwiesen, wonach sich der Stadtrat dafür einsetzen soll, dass keine Übungs- und Formationsflüge der Armee über dicht besiedeltem Gebiet stattfinden.
Rechtliche Möglichkeiten, für die geplante Flugshow vom Mai ein Flugverbot über Stadtgebiet durchzusetzen, hat der Stadtrat aber keine. Zwar verfügt er über die Lufthoheit bis dreihundert Meter über Boden, er kann aber nicht für Emmen oder Kriens sprechen. Und wie reagiert man bei der Luftwaffe auf die Forderungen des Stadtrats? Armee-Sprecher Daniel Reist sagt, dass man zurzeit ein Antwortschreiben an den Stadtrat vorbereitet. Er stellt aber bereits klar, dass man an den ursprünglichen Plänen nichts ändern will. «Wir werden das Flugprogramm beibehalten», sagt Reist. Und dazu gehören auch Überflüge über Stadtgebiet. Die Stadt soll dabei in einer Höhe von mindestens 300 Metern überquert werden – in einer Höhenlage also, die wie erwähnt nicht mehr zum Hoheitsgebiet der Stadt gehört.
Allerdings sollen über Stadtgebiet keine Formationsflüge abgehalten werden. Es werden ausschliesslich Einzelmaschinen über Aussenquartiere fliegen, um in die Achse des Flugplatzes Emmen zu kommen, wie Reist sagt. Eine Show dauert zirka 20 Minuten, die Vorführungen finden an beiden Tagen jeweils von 10 bis 16 Uhr statt. Die Jubiläumstage seien zwei Jahre lang minutiös geplant und vorbereitet worden, sagt Daniel Reist. Die Standortgemeinde Emmen und alle umliegenden Gemeinden wurden schon im Februar 2017 informiert, am 28. September 2018 gab der Gemeinderat von Emmen sein schriftliches Einverständnis zu den Flugvorführungen über dem Gemeindegebiet von Emmen. Reist findet es deshalb erstaunlich, dass sich der Luzerner Stadtrat erst jetzt, einen Monat vor der Flugshow, zu Wort meldet. Zu den Sicherheitsbedenken des Stadtrates äussert er sich wie folgt: «Es werden sämtliche Sicherheitsbestimmungen, die es gibt, eingehalten.»
Beim Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Emmen hat man Kenntnis von der geplanten Flugshow. Vereinsvorstand Laura Grüter Bachmann sagt: «Für uns geht das in Ordnung, wenn sie dieses Jubiläum feiern und es ist auch legitim, wenn man bei einem Jubiläum fliegt.» Laura Grüter, die auch für die FDP im Luzerner Stadtparlament politisiert, betont aber: «Je weniger Flüge, desto besser.» Und zeigt sich – genau wie der Stadtrat – aus Lärmschutz- und Sicherheitsgründen kritisch bezüglich Manövern über dicht besiedeltem Gebiet.
Hinweis: Der Besuchertag findet am 24. und 25. Mai auf dem Flugplatz Emmen statt. Öffnungszeiten jeweils 9 bis 16 Uhr. Die Flugshows finden zwischen 10 und 16 Uhr statt. www.luftwaffe.ch