Luzerner wird aus Liebe zur Fotografie vom Computer-Nerd zum Matterhorn-Besteiger

Der 16-jährige Seya Eggler ist ein passionierter Fotograf und begeistert auf Instagram seine Follower mit spektakulären Bergpanoramen und Landschaften. Vor Kurzem war der Udligenswiler auf dem Matterhorn. Zum Abenteurer ist er aus Leidenschaft für die Fotografie geworden.

Sandra Peter
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Berge, Seen, Landschaften: Seya Eggler fotografiert am liebsten in der freien Natur. Hier ist er am Vierwaldstättersee in Buochs zu sehen. (Bild: Philipp Schmidli (18. September 2018))

Berge, Seen, Landschaften: Seya Eggler fotografiert am liebsten in der freien Natur. Hier ist er am Vierwaldstättersee in Buochs zu sehen. (Bild: Philipp Schmidli (18. September 2018))

Auf den ersten Blick unterscheidet den sehr schlanken Jugendlichen mit kurzen blonden Haaren nichts von vielen seiner Altersgenossen. Er erscheint in schmalen Jeans und Turnschuhen zum Treffen. Im Gespräch verschwindet der knabenhafte Eindruck schnell; ein unerschrockener, aber dennoch reflektierter junger Mann mit klaren Vorstellungen von seinen Fotoprojekten kommt zum Vorschein. Seine Bilder sprechen eine ähnliche Sprache.

Der Udligenswiler Seya Eggler ist mit seinen 16 Jahren bereits ein gefragter Fotograf. Er ist vorwiegend auf Instagram präsent, dort zählt er über 27'000 Abonnenten. Seine spektakulären Fotos von Berglandschaften, manchmal mit Bikern, Skitourengängern oder Wanderern im Bild, erhalten jeweils Tausende Likes und manche über 100 Kommentare. Er bezeichnet sich selber als Abenteuer-Fotograf, die Bezeichnung «Influencer» ist ihm suspekt. Für seine Aufnahmen geht er an seine Grenzen. Vor ein paar Tagen hat er zusammen mit einem Bergführer das Matterhorn bestiegen. «Das war das Härteste, das ich je gemacht habe», sagt er.

«Fotografieren und Filmen wurde zur Nebensache, ich musste ja aufpassen, dass ich nicht stürze. Ich habe mich darauf konzentriert, heil hoch und auch wieder runter zu kommen.»

«Fotografieren und Filmen wurde zur Nebensache, ich musste ja aufpassen, dass ich nicht stürze. Ich habe mich darauf konzentriert, heil hoch und auch wieder runter zu kommen.» Einige Aufnahmen sind dem jungen Udligenswiler trotzdem gelungen. Und natürlich hat er sie auf Instagram gepostet.

«Es war megakrass. Die Mischung zwischen dem unglaublichen Ausblick und grösster körperlicher Anstrengung in dieser Höhe war für mich bisher einzigartig. Ich habe es jetzt noch nicht ganz realisiert, dass ich oben war. Das kommt nun nach und nach.» Möglich war die Tour dank der Zusammenarbeit mit dem SAC und dem Schweizer Bergführerverband. Vorbereitet darauf hat er sich mit Hochtouren. Da sieht er noch Luft nach oben: «Ich hätte lieber mehr Fotos gemacht, aber für das erste Mal Bergsteigen bin ich zufrieden. Nächstes Mal werde ich mehr trainieren, damit mehr Fotos möglich sind».

Alles für das perfekte Bild

Denn ein Sportfreak oder Abenteurer war der Udligenswiler keineswegs schon immer. Durch die Fotografie hat er sich verändert: «Ich habe gemerkt, dass ich zu den möglichst unberührten Orten mit den besten Perspektiven nicht einfach so hinkomme. Wenn ich Fotos machen will, die nicht jeder hat, muss ich klettern, bergsteigen, biken oder mit den Skis hin.» Früher sei er nicht so aktiv gewesen und mehr vor Computerspielen gesessen. «Durch das Reisen und Kennenlernen von anderen Leuten erhält man einen neuen Blick auf alles. Wenn man nur vor dem Computer sitzt, kriegt man nicht so viel von der Welt mit».

Mittlerweile sei die Fotografie kein Hobby mehr, sondern sein Leben, schreibt der Luzerner auf seiner Website. Derzeit befindet er sich im dritten Lehrjahr der Ausbildung zum Fotofachmann bei Foto-Optik Grau in Zug. Dass sich beruflich und privat alles um ein Thema drehe, werde nie zu eintönig, sagt der 16-Jährige. «Das Fotografieren selber wird mir nie zu viel, alles dafür zu Organisieren ist aber schon anstrengend», räumt er ein. Da er noch nicht volljährig ist, ist für viele Aktionen auch das Einverständnis seiner Eltern notwendig. «Sie haben schon mal gezögert und wollten zuerst alles genau wissen und abklären, aber verboten haben sie mir noch kein Projekt», sagt Eggler. Dafür sei er seiner Mutter Daniela und seinem Vater Markus sehr dankbar.

Unterwegs ist er meist mit älteren Kollegen, die ebenfalls fotografieren oder gerne draussen unterwegs sind. «Die meisten sind zwischen 18 und 26 Jahre alt. Ich organisiere, sie fahren», erklärt er. Seine Abonnenten auf Instagram sind zwischen 16 und 35 Jahre alt. «Eher speziell ist, dass rund 20 Prozent meiner Follower aus der Schweiz sind.» Das sei vergleichsweise viel, sagt er. Zahlreiche Follower stammen auch aus Deutschland und den USA. Der Rest verteilt sich über die ganze Welt. Einige lassen es nicht nur beim Kontakt über die Sozialen Medien bleiben: «Ich habe schon Instagrammern aus den USA, Kanada oder Indonesien die Schweiz gezeigt, wenn sie zu Besuch waren.»

Aussergewöhnliche Perspektiven und unberührte Orte

Seya Eggler ist vor allem in der Schweiz und im nahen Ausland unterwegs, um Neues zu entdecken. Ein Bild, das ihm besonders viel bedeutet, hat er in einer Höhle des Aletsch-Gletschers aufgenommen. «Das Faszinierende daran ist, dass es diese Höhle heute bereits nicht mehr gibt», erklärt er. «Und es ist ein Selbstporträt, sonst bin ich auf den Bildern nicht zu sehen».

Einer seiner Lieblingsorte in der Zentralschweiz ist der Niederbauen. «Da habe ich mit Kollegen eine gute Zeit beim spontanen Campen verbracht», erinnert sich Seya. «Und zudem sind dabei tolle Fotos entstanden. Viele Leute haben gar nicht erkannt, wo ich diese Bilder aufgenommen habe, weil sie eine bisher eher unbekannte Perspektive auf den Vierwaldstättersee zeigen».

Abgelegene Orte, die nicht von jedermann besucht werden, will Seya Eggler auch in Zukunft fotografieren. Er träumt davon, nach Grönland, zur russischen Halbinsel Kamtchatka in Ostsibirien oder durch Patagonien zu reisen. Auch was das Bergsteigen anbelangt, hat er neue Ideen. «Das Schreckhorn oder einen Gipfel im Mont Blanc Massiv zu besteigen, würde mich reizen», sagt er.

Das Potenzial seiner Bilder haben mehrere Firmen und Organisationen für sich entdeckt. Seya Eggler postet unter anderem Fotos und Videos für Schweiz Tourismus sowie Outdoor-Equipment-Firmen und Bike-Hersteller. Ausgerüstet wird er bereits seit Längerem von einem der grossen Kamera-Hersteller. Als Gegenleistung für seine Fotos erhält er meist Produkte oder Dienstleistungen der jeweiligen Partner, um seine Fototouren zu realisieren. Ab und zu kommt auch eine Gage hinzu. Da er noch bei seinen Eltern wohne, könnte er aktuell davon leben, sagt er. Nach Abschluss seiner Lehre will er sich als Fotograf selbständig machen. Dabei bleibt er realistisch: «Es wäre schon toll, wenn ich vor allem Foto- oder Videografien von verschiedenen Outdoor-Aktivitäten machen könnte und nicht im Studio arbeiten müsste. Aber um von der Fotografie leben zu können, muss man meist mehrere Einnahmequellen haben.»

Hier geht es zum Instagram-Account von Seya Eggler: https://www.instagram.com/diaryofseya

Die besten Fotos der Luzerner Zeitung auf Instagram

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