Der Theaterverein ist bekannt für seine gut gespielten Volksstücke, dieses Jahr zeigt er ein eindrückliches Gotthelf-Stück. Gespielt wird wie immer über die Festtage – was beim Publikum jeweils gut ankommt.
Yvonne Imbach
Unter der Regie von Lisbeth Lötscher-Zihlmann und Heinz Lötscher macht der Theaterverein Marbach in diesem Jahr einen Abstecher zum «Nachbarn» ins Emmental. Mit «I der Vehfreud», einem Mundartstück in vier Akten nach Jeremias Gotthelfs «Käserei in der Vehfreude», wird ein Stück gezeigt, dass um 1850 seinen Ursprung im Emmental hat. Darin geht es um das harte Leben der Milchbauern – und wie sie mit List mehr Geld verdienen wollen.
Nicht weniger als 13 Rollen waren für das anspruchsvolle Stück zu besetzen. Lisbeth Lötscher-Zihlmann sagt: «Es sind sechs, sieben Spieler, die jedes Jahr eine Rolle haben wollen. Etwa zehn Personen spielen nur jedes zweite oder dritte Jahr mit.» Neu ist dieses Jahr nur Ramon Lötscher auf der Bühne, er übernimmt die Bubenrolle des «Bänzli» und ist der Sohn der Vereinspräsidentin Regula Lötscher. Spieler Lukas Stadelmann ist zudem sein Götti. «Ramon hat das Theaterspielen also quasi in die Wiege gelegt bekommen», meint Lisbeth Lötscher-Zihlmann.
Seit Ende September probt der Theaterverein zweimal pro Woche, freitags im alten Schulhaus, dienstags im Gemeindesaal. «Die Kulisse bestand dabei aus Stühlen und Tischen, erst Anfang Dezember können wir die richtigen Kulissen im Gemeindesaal aufstellen», sagt die 50-jährige Regisseurin. Es brauche also recht viel Vorstellungsvermögen von den Theaterleuten. Beruflich ist Lisbeth Lötscher-Zihlmann als Primarlehrerin tätig. Seit 17 Jahren ist sie Mitglied des Theatervereins – und bei sieben Produktionen stand sie selbst auf der Bühne. Seit 2005 führt sie Regie. Was ist der Reiz an der Regiearbeit? «Es ist schön, mit motivierten und talentierten Theaterleuten während drei Monaten einen Text vom Büchlein in eine lebendige Geschichte auf die Bühne zu bringen. Den Figuren quasi ‹Leben› einzuhauchen und sie zusammenzufügen, macht mir grosse Freude», schwärmt sie. Zudem müsse sie nicht auswendig lernen, fügt sie schmunzelnd hinzu. Aber auch ohne Textlernen steckt sie sehr viel Arbeit in eine Produktion: Von der Stückfindung mit der Theaterkommission über die Rollenbesetzung und die Probeplan-Erstellung bis hin zur Zusammenarbeit mit den Bühnenbauern und Coiffeusen – da fällt einiges an. Lisbeth Lötscher-Zihlmann verrät noch ein paar ihrer zusätzlichen Jobs: «Vor den Aufführungen kontrolliere ich das Bühnenbild und ob alle Requisiten an ihrem Platz sind. Zudem halte ich ‹Nervennahrung›, sprich Schoggi und Notfalltropfen, vorsorglich bereit.» Und sobald der letzte Vorhang gefallen sei, helfe sie beim Aufräumen, wasche falls nötig die Kostüme und bringe ausgeliehene Requisiten zurück.
Heute Abend ist die Premiere im Gemeindesaal, der Vierakter «I der Vehfreud» entführt die Zuschauer ins 19. Jahrhundert und hält trotz tiefgehendem Inhalt auch viele humorvolle Szenen bereit. Das Volksstück in vier Akten überzeugt durch authentische Kostüme und Masken. Den erfahren Spielern gelingt es ausgezeichnet, in ihre Rolle zu schlüpfen und so die Zeitreise anschaulich zu ermöglichen.
«Unsere Aufführungen sind immer über die Festtage terminiert. In dieser auch hektischen Zeit wollen wir mit einem guten Stück unterhalten und für ein paar entspannte Stunden sorgen», so Lötscher-Zihlmann. Beim Publikum dürfte das auch dieses Jahr wieder gut ankommen.
Hinweis
Die Aufführungen sind im Gemeindesaal Marbach: heute 13.30 Uhr Kinderaufführung, um 20 Uhr Premiere. 26. Dezember und 1. Januar (20 Uhr), 30. Dezember (18 Uhr). Reservation Mo bis Fr 19 bis 21 Uhr unter 079 156 97 62.