Maturaprüfungen trotz Corona: Luzerner Schüler und Parteien üben Kritik am Entscheid des Kantons

Der Kanton Luzern will wegen dem Coronavirus auf einen Teil der Schlussprüfungen verzichten. Dieser Entscheid sorgt bei Betroffenen für Verunsicherung. SP, Grüne, Juso und Junge Grüne kritisieren den Kanton.

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(dvm) Der Kanton Luzern hat entschieden, dass die gymnasialen und Fachmatura-Prüfungen in einem reduzierten Umfang durchgeführt werden. Die schriftlichen Prüfungen an den Luzerner Gymnasien finden wie geplant statt. Auf mündliche Prüfungen wird hingegen verzichtet.

Der Luzerner SP-Kantonsrat Urban Sager will diesen Entscheid nicht einfach so hinnehmen: «Wir wurden etwas überrumpelt. Entsprechend habe ich das Wochenende genutzt, um bei den Betroffenen nachzufragen», schreibt er gegenüber unserer Zeitung.

Die Schülerorganisation der Kantonsschule Reussbühl etwa findet den Entscheid des Kantons nicht richtig, wie Präsident Dulnet Zeqiroski schreibt: «Bisher hat sich weder der Kanton noch das Rektorat über unsere Meinung erkundigt.» In erster Linie solle der Entscheid auf nationaler Ebene einheitlich ausfallen. Alles andere führe im interkantonalen Vergleich zu Ungerechtigkeiten.

Stress und Ungewissheit

«Die diesjährige Vorbereitungsphase auf die Matura bereitet vielen enormen Stress», so Zeqiroski. Einerseits wegen den durch den Fernunterricht eingeschränkten Lernmöglichkeiten, andererseits wegen der Ungewissheit, ob und welche Prüfungen nun tatsächlich stattfinden würden. Einige würden sich auch über die Einrichtungen der Prüfungsräume sorgen. Die Kommunikation zu den geplanten Sicherheitsmassnahmen sei nämlich nicht deutlich ausgefallen.

Auch in der Politik sorgt der Entscheid des Luzerner Bildungs- und Kulturdepartements, die schriftlichen Maturitätsprüfungen durchzuführen und die mündlichen zu streichen, für Kritik. SP, Grüne, Juso und Junge Grüne zeigen sich irritiert. «Die vier Parteien kritisieren diesen Entscheid vor allem aus staatspolitischen Überlegungen und bemängeln, dass er ohne die Konsultation der Betroffenen und der zuständigen Kommission gefällt wurde», heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung.

Einheitliche Bedingungen

Für die Grünen, die SP und die ihre jeweiligen Jungparteien sei es «nicht sinnvoll», für die Abschlüsse auf der Sekundarstufe zwei unterschiedliche Bedingungen zu schaffen. Der Entscheid auf Bundesebene bei den Lehrabschlüssen, wenn immer möglich auf Prüfungen zu verzichten und die Erfahrungsnoten als Diplomnoten zu zählen, steht bereits fest. Die praktische Abschlussprüfung wird durchgeführt. «Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll und konsequent, auch die anderen Abschlüsse auf Sekundarstufe zwei – namentlich die gymnasiale Matura und die Berufsmaturität – unter denselben Bedingungen umzusetzen.»

SP, Grüne, Juso und Junge Grünen verlangen nun vom Kanton Luzern, auf die schriftlichen Prüfungen zu verzichten, sofern Erfahrungsnoten vorliegen. «Diese Haltung vertreten zudem alle jene Kantone, die zusammen rund 2/3 aller Maturandinnen und Maturanden abdecken.» Man bedauere daher, dass der Kanton Luzern sich mit seinem Vorgehen nicht der Mehrheit innerhalb der Erziehungsdirektorenkonferenz EDK anschliesse und für eine schweizweit einheitliche Lösung engagiere.

Schlechten Ruf verhindern

Fordernd tritt auch der Verband Luzerner Mittelschullehrerinnen und Mittelschullehrer (VLM) auf. «In den letzten Tagen haben die offenen Fragen und die Unsicherheit um den Entscheid, im Kanton Luzern die schriftlichen Maturitätsprüfungen wie geplant durchzuführen, ein Ausmass angenommen, das den Vorstand veranlasst, einen Verzicht auf die Prüfungen zu fordern.» Der VLM würde es ausserordentlich bedauern, wenn die Maturitätsprüfungen 2020 im Kanton Luzern «in ein schlechtes Licht gerückt» würden. Angesichts der riesigen Schwierigkeiten ziehe man es vor, auf die Prüfungen zu verzichten und die Maturitätsausweise auf Grund von Erfahrungsnoten auszustellen.