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Luzern
Der Bundesrat hat bekanntgegeben, dass jeder Kanton selber entscheidet, wie er die schriftlichen Matura-Prüfungen handhabt. Das sorgt für Unmut unter Schülern und Lehrpersonen.
Jeder Kanton darf nun selber darüber entscheiden, ob die schriftlichen Matura-Prüfungen stattfinden oder nicht, wie der Bundesrat am Mittwochnachmittag mitteilte. Der Grund: Die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren EDK konnte sich auf keinen einheitlichen Entscheid einigen.
Von Seiten des Verbands Luzerner Schülerorganisationen VLSO zeigt man sich «sehr enttäuscht» über den Bundesratsentscheid. Bisher haben die Schülerinnen und Schüler dafür gekämpft, dass die Maturaprüfungen nicht stattfinden. Und sie haben eine Petition lanciert, in welcher sie eine national und nicht kantonal geregelte Lösung für die Maturaprüfungen fordern. Frida Mathis von der Kanti Alpenquai sagt auf Anfrage:
«Wir fühlen uns ignoriert.»
Der VLSO sei enttäuscht, so viel Energie investiert zu haben, nur um dann nicht ernstgenommen zu werden. Bei diesem Entscheid hätten die Meinungen der Schülerinnen und Schüler viel mehr Gewicht erhalten sollen. Zudem sei die Argumentation des Bundes unzureichend: Für die Berufsmaturitäten gibt es nationale Lösungen. «Es ist unverständlich, warum dies für uns Kantischülerinnen und Kantischüler nicht auch machbar ist», so Mathis. Der VLSO bleibt bei seinen Forderungen und appelliert an den Kanton:
«Wir wollen keine Prüfungen.»
Bei der Matura handle es sich schliesslich um eine national anerkannte Auszeichnung: Es ist nicht gerechtfertigt, dass der Hochschulzugang auf solch ungleiche Weise erlangt wird.
Auch unter Lehrpersonen bedauert man den Bundesentscheid. Sie standen der Durchführung der Prüfungen unter herrschenden Umständen «sehr skeptisch» gegenüber und plädierten für eine nationale Lösung. Auf Anfrage sagt Markus Elsener, Präsident des Verbands für Mittelschullehrerinnen und Mittelschullehrer: «Frau Bundespräsidentin Sommaruga meinte zu Beginn der Konferenz, es gebe keine einfachen Lösungen. Nun hat der Bundesrat aber genau dies getan: Dem Druck der Kantone nachgegeben und die einfachste Lösung gewählt. Das bedauern wir sehr.» Die Begründung des Bundes sei weder nachvollziehbar noch logisch. Dass er den kantonalen Unterschieden bezüglich Betroffenheit der Pandemie und bezüglich schulischer Strukturen Rechnung tragen will, sei zwar verständlich. Gerade zwischen Kantonen wie Luzern und Zürich gebe es aber diesbezüglich keine nennenswerten Unterschiede. Unverständlich sei zudem, warum die Berufs- und Gymnasialmaturitäten ungleich behandelt würden.
Für Elsener ist klar, dass jetzt der Entscheid von Seiten der Mittelschullehrerinnen und Mittelschullehrer akzeptiert wird und dass man weiterhin alles daran setzt, die Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die schriftliche Matura vorzubereiten. Massgebend dafür:
«Der Kanton Luzern muss konkrete Vorgaben erlassen.»
Gerade, was die Organisation unter Einhalten der Gesundheitsvorschriften sowie die Notengebung betrifft, herrsche noch viel Unsicherheit unter den Lehrpersonen sowie den Maturandinnen und Maturanden, wie Markus Elsener erklärt. Elsener sagt mit Nachdruck: «Diese Unsicherheiten müssen baldmöglichst geklärt werden. Und zwar so, dass die Belastung aller Beteiligten nicht noch weiter zunimmt.»
Nun ist von Seiten des Kantons noch nichts in Stein gemeisselt. Der Kanton kommunizierte vor wenigen Tagen, dass die schriftlichen Prüfungen durchgeführt werden sollen. Gab aber gleichzeitig bekannt, dass es den Entscheid des Bundes abzuwarten gilt. Und dass dieser dann umgesetzt werde. Für eine Stellungnahme stand Aldo Magno, Leiter der Dienststelle Gymnasialbildung, nach der Medienkonferenz nicht zur Verfügung. Der Kanton veranstaltet am Donnerstag eine Medienkonferenz, an welcher er informiert, wie der Bundesratsentscheid umgesetzt wird. Die Konferenz kann hier ab 13.30 Uhr live mitverfolgt werden.