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Der Jodlerklub Heimelig wird 100 Jahre alt. In die Jahre gekommen ist der Verein aber nicht. Am Zentralschweizer Jodlerfest legten die 27 Jodlerinnen und Jodler aus Baar einen besonders frischen Vortrag hin.
Noch ist das Jodlerdorf im Schlummermodus. Vereinzelte Jodlerinnen, Alphornbläser und Gäste marschieren gegen 9 Uhr von den Parkplätzen ins Zentrum, ins Herz der Zentralschweizer Jodlerszene. Am Dorfeingang verteilen junge Leute Sonnenhüte, weiter vorne steckt eine Frau Passanten Energieriegel zu. Stärken und sich schützen ist Programm, damit das Fest ein Erfolg wird.
Die Jodler sind ja nicht zum Spass angereist. Nicht nur. Für den Jodlerklub Heimelig aus Baar etwa kommt zuerst ganz klar der Wettbewerb. Der Verein wird dieses Jahr 100 Jahre alt, es ist also auch eine Frage der Ehre, einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Die Ambitionen der 27 Sängerinnen und Sänger schildert Präsident Alfons Birbaum (65) so: «Wir sind gut vorbereitet und haben im Hinterkopf, etwas Schönes abzuliefern.» Was nichts anderes heisst, als die Jury mit einer guten Leistung zur Bestnote zu motivieren. In den letzten Jahren sind die Jodler aus dem Kanton Zug stets mit der Note 1 nach Hause gegangen.
Ihren Vortrag müssen sie um 11.20 Uhr ablegen. Bereits um 9.40 Uhr sind die Mitglieder mit dem Zug eingetroffen. In der Trychlerschtobe, einem Festzelt, sitzen sie zusammen mit Familienangehörigen und Freunden und warten. Anspannung ist kaum spürbar, aber wie sieht es in den Köpfen der Sängerinnen und Sängern aus?
Die vier Jodlerinnen des Klubs sitzen gemeinsam an einem Tisch. Wilma (48), Simone (25), Luzia (27) und nochmals Simone (23) wirken gelöst. Die vier sind noch nicht allzu lange im Klub. Die beiden Simones haben während einer Velofahrt die Eingebung gehabt, dem Klub beizutreten, und die anderen beiden Frauen haben an einem Jodlerkurs des Klubs teilgenommen und sind hängen geblieben. Präsident Alfons – «Jodler sagen einander Du» – ist stolz, dass der Verein heute so gut aufgestellt ist und einige junge Mitglieder zählen kann. Birbaum sagt:
«Um 2010 hatten wir Schwierigkeiten, Mitglieder zu finden. Darum boten wir Kurse an und suchten später per Inserat Mitglieder für das Jodlerfest in Davos. Damit haben wir einige Leute begeistern können, die geblieben sind.»
Wilma schildert die Faszination Jodeln wie folgt: «Ich bin stolz, dass ich und mein Verein Teil eines derart grossen Festes sein dürfen.» Der gebürtige Deutsche Jürgen, er ist einer, der durch ein Inserat dem Verein beigetreten ist, findet den Wettbewerb spannend. «Die Anspannung vor dem Singen ist enorm. Wir proben recht intensiv auf ein Fest hin. Wenn der Vortrag dann vorbei ist, und wir erst noch gut gesungen haben, gibt das ein echtes Glücksgefühl», sagt der Mann aus Trier, der inzwischen Schweizer ist.
Danach geht es ans Einsingen. Punkt 10 Uhr verteilt sich die Gruppe in einem Pavillon um Dirigentin Maria Kölliker (65). Zuerst werden Körper, Zunge und dann auch die Stimme gelockert, erste Töne hoch und runter gesungen und schliesslich das Lied «Fyrabig» von Robert Fellmann gesungen. Er ist Gründungsmitglied des Klubs. Maria korrigiert auch kleinste Details. Nach dem ersten Probedurchgang verharrt sie einen Moment und flüstert: «Ganz schön.» Danach gilt es ernst. Die Baarer bringen ein «wunderbares Lied» (O-Ton eines Jodlers im Publikum) und entlocken den begeisterten Zuschauern da und dort einen Juz.
Wieder im Freien gibt Maria – nachdem sie sich eine Träne aus dem Auge gewischt hat – ihren Jodlern ein Feedback: «Ihr habt den Jodel noch nie so schön gemacht. Ich hatte ein gutes Gefühl und ich glaube, ihr auch. Alles andere sehen wir morgen.»