Auch das Stadtparlament mag sich nicht für die Rettung des Motorschiffs Mythen einsetzen. Dies wurde nach einer leidenschaftlichen Debatte entschieden.
Ein schwimmendes Restaurant vor dem Tivoli: Das ist die Vision von privaten Initianten um die Gastrofirma Remimag AG. Eingerichtet werden soll dieses Restaurant auf dem ausrangierten Motorschiff Mythen, das dort während einiger Jahre ankern soll – ähnlich wie das deutlich grössere Dampfschiff Wilhelm Tell am Nationalquai. Dank der Restaurant-Idee hoffen die Initianten gleichzeitig, das «Mythen» vor der Verschrottung zu retten.
Die Idee stiess auf viel Sympathie: So läuft aktuell auf petitio.ch eine Petition zum Erhalt des MS Mythen.
Zudem hat Fabian Reinhard (FDP) im Stadtparlament ein dringliches Postulat eingereicht mit der Forderung, der Stadtrat solle sich für eine Realisierung des Schiffrestaurants einsetzen. Über dieses Postulat wurde am Donnerstag äusserst kontrovers diskutiert. Daniel Lütolf (GLP) begrüsste die Idee als «weiteres gastronomisches Angebot, das Mehrwert für Tourismus und die Öffentlichkeit bringt». Auch Jörg Krähenbühl (SVP) fand: «Unsere Seelandschaft erträgt das.»
Doch für den Stadtrat sind die Restaurant-Ideen reines Wunschdenken. Baudirektorin Manuela Jost (GLP) zitiert die Vorprüfung durch die kantonalen Behörden: Eine Bewilligung für ein Schiffrestaurant könne «nicht in Aussicht gestellt werden». Umweltdirektor Adrian Borgula (Grüne) erklärt dies mit dem Gewässerschutzgesetz: Dieses besage, dass der Gewässerraum ausschliesslich für Bauten beansprucht werden darf, die zwingend an diesem Ort stehen müssen – etwa Brücken oder Staudämme. Auf ein Schiffrestaurant treffe das nicht zu. Für Jost und Borgula ist klar: Die ersten Rückmeldungen des Kantons waren derart negativ, dass es für die Stadt überhaupt keinen Sinn macht, sich weiter für dieses Projekt einzusetzen. «Es gibt schlicht keinen Ermessensspielraum», so Borgula.
Insbesondere bürgerliche Politiker wollten dies indessen nicht recht glauben. So fand Silvio Bonzanigo (parteilos): «Die Stadt hat ja oft eine andere Haltung als der Kanton. Wir sind selbstständig genug, um rechtliche Schritte gegen kantonale Entscheide einzuleiten.» Auch für Postulant Fabian Reinhard ist es eine Frage des Willens, ob man einer solchen Idee zum Durchbruch verhilft oder nicht.
Am Ende wurde das Postulat mit 23 zu 20 Stimmen bei 4 Enthaltungen abgelehnt. Zustimmung und Ablehnung gingen quer durch alle Parteien hindurch. Somit wird sich die Stadt nicht weiter engagieren in Sachen MS Mythen. Ein Schiff, das ohnehin übermässig hohe Wellen geworfen habe, wie Christian Hochstrasser (Grüne) erstaunt feststellte: «Jahrzehntelang interessierte sich niemand für dieses Schiff – ausser vielleicht diejenigen, die sich beschwerten, dass sie für die Fahrt auf so einem unkomfortablen und lauten Schiff den normalen Preis zahlen müssen.»