Nach Finanzdebakel: Gemeinde Horw vergibt Stirnrüti-Baurecht an neue Firma

Nachdem die Zuger Firma Auconia in finanzielle Schieflage geraten ist, übernimmt nun ein Konsortium die Gemeinde-Parzelle auf der Horwer Stirnrüti. Das immer noch hängige Baugesuch wird zurückgezogen und ein neues erarbeitet.

Roman Hodel
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Der Horwer Gemeinderat Robert Odermatt (SVP) auf der Baurechtsparzelle, hinter ihm der leerstehende Kindergarten-Pavillon und eines der vier bestehenden Häuser der Überbauung Stirnrütipark. (Bild: Roman Hodel, Horw 8. Juli 2019)

Der Horwer Gemeinderat Robert Odermatt (SVP) auf der Baurechtsparzelle, hinter ihm der leerstehende Kindergarten-Pavillon und eines der vier bestehenden Häuser der Überbauung Stirnrütipark. (Bild: Roman Hodel, Horw 8. Juli 2019)

Das fünfte und letzte Wohnhaus der Überbauung Stirnrütipark in Horw wird nun doch nicht von der Zuger Firma Auconia realisiert. Sie hat das von der Gemeinde Horw im Frühling 2018 erworbene Baurecht an das Konsortium Stirnrüti abgetreten. Grund: Die Tochterfirma Auconia Ingenieurbüro (Aib) war im März wegen finanzieller Probleme in die Schlagzeilen geraten (wir berichteten). Das Generalunternehmen schuldet zahlreichen Handwerkern und Objektkäufern Geld – der Schaden dürfte laut Insidern im zweistelligen Millionenbereich liegen. Um den drohenden Konkurs abzuwenden, stellte Aib im Mai ein Gesuch um Nachlassstundung. Diese läuft noch bis November.

«Nach einem Zwischentief ist dies eine positive Entwicklung für uns», sagt der Horwer Immobilien- und Sicherheitsvorsteher Robert Odermatt (SVP) und betont, dass der Gemeinde deswegen kein finanzieller Schaden entstanden ist, «null Franken». Die Konditionen im vom Einwohnerrat Ende März 2018 genehmigten Baurechtsvertrag sind noch dieselben. Ebenso wird die Gemeinde im Wohnhaus weiterhin für eine Million Franken Stockwerkeigentum erwerben, um einen Kindergarten zu realisieren.

Hinter dem Konsortium Stirnrüti stehen die GKS Architekten Generalplaner AG Luzern und das Bauunternehmen Saredi AG aus Küssnacht. Die beiden Firmen kennen den Stirnrütipark bestens: GKS hatte den Wettbewerb für das Areal gewonnen und den Gestaltungsplan ausgearbeitet, Saredi die ersten vier Häuser im Auftrag der Alfred Müller AG gebaut. Jene 40 Eigentumswohnungen wurden im letzten Jahr bezogen. Auf dem Baufeld E, das als einziges der Gemeinde gehört und auf dem aktuell der ungenutzte Kindergarten-Pavillon steht, plant GKS nun gemäss dem bewilligten Gestaltungsplan das fünfte Haus mit 16 Eigentumswohnungen und dem Kindergarten. Aldo Ronzani, operativer Leiter von GKS, sagt:

«Damit können wir die Überbauung als gestalterisch zusammenhängendes Ensemble fertigstellen.»

Das Konsortium rechnet im besten Fall mit Baubeginn im Sommer 2020 und Bezug im Frühling 2022. Hierfür reicht es ein neues Baugesuch ein. Jenes von Auconia vom Mai 2018 wird zurückgezogen – es ist immer noch hängig. Dagegen waren mehrere Einsprachen eingegangen. Unter anderem bemängelten Nachbarn, dass der Gestaltungsplan ausschliesslich unterirdische Parkplätze vorgibt. Ihre Befürchtung: Eltern, die ihren Nachwuchs mit dem Auto in den Kindergarten bringen, parkieren irgendwo. Auconia reagierte darauf mit Aussenparkplätzen. Nur: Dagegen gingen wieder Einsprachen ein. Grund: Dies entspreche nicht dem bewilligten Gestaltungsplan. Wieder reagierte Auconia – diesmal wollte sich die Firma mit den Einsprechern finanziell einigen.

Das neue Baugesuch wird laut Odermatt gestaltungskonform sein. Allerdings drohen damit erneut die gleichen Einsprachen. «Man kann diese auch abweisen», sagt er. Was die Wahl von Auconia betreffe, so habe sich Horw nichts vorzuwerfen:

«Wir haben damals den Vertrag nicht blauäugig abgeschlossen, sondern Referenzen eingeholt bei der Gemeinde Baar, einer Bauherrschaft in Nuolen SZ und insbesondere bei der Schwyzer Kantonalbank – alle waren tadellos.»

Überdies habe Auconia den Baurechtszins – insgesamt 120 000 Franken pro Jahr – immer pünktlich bezahlt. Zumindest bis August 2018. Denn: Dauert das Baubewilligungsverfahren länger als vier Monate, dürfen die Zahlungen laut Vertrag für längstens zwei Jahre ausgesetzt werden. Weil dieses Verfahren trotz neuem Gesuch weiterläuft, fliessen demnach auch vorderhand kein Zinseinnahmen in die Gemeindekasse.

Drei Parteien haben bei Auconia eine Anzahlung von je 50'000 Franken für eine Wohnung getätigt. «Eine dieser Parteien kam auf die Gemeinde zu – aus Sorge, das Geld zu verlieren», sagt Odermatt. Auconia habe daraufhin das Geld je auf Sperrkonti dieser Parteien überwiesen. Dies bestätigt Rolf Aulinger von Auconia: «Die Reservationszahlungen liegen bei den Käuferbanken.»

Das werden sie tun. «Die drei Parteien sind bei uns sehr willkommen als künftige Stockwerkeigentümer», sagt Aldo Ronzani. Überhaupt sei das Interesse an den 16 Eigentumswohnungen bereits gross, obwohl noch nichts publik gemacht worden sei: «Das Buschtelefon läuft heiss.»

Neuer Kindergarten frühestens in drei Jahren

Wer auf der Stirnrüti wohnt und Kinder im «Chindi»-Alter hat, wird sich weiterhin damit arrangieren müssen, dass der Nachwuchs die Kindergärten Hofmatt 1 und 2 im Dorf besucht. Denn bis der neue Stirnrüti-Kindergarten in Betrieb genommen werden kann, dürfte es noch zwei oder gar drei Jahre dauern. Ausgeschlossen ist laut dem Horwer Gemeindepräsident und Bildungsvorsteher Ruedi Burkard (FDP) eine Wiederinbetriebnahme des Kindergarten-Pavillons für das Schuljahr 2019/2020 . «Im Moment gibt es zu wenig Kinder, um eine Klasse zu bilden. Sollte es noch Jahre dauern bis der Neubau realisiert wird und mit der Anzahl Kinder eine Klasse gebildet werden kann, werde eine Wiederinbetriebnahme des Pavillons geprüft. Später, während der Bauphase, wäre der Betrieb wegen des Baustellenverkehrs zu gefährlich.» Bei der Schule sei bislang nur eine Reklamation aus dem Quartier eingegangen, weil der Kindergarten nicht betrieben wird. Burkard: «Der Schulweg von der Stirnrüti zur Hofmatt ist für die Kinder angemessen, sicher und von den meisten Eltern akzeptiert.» (hor)