Das Luzerner Stadtparlament hat im zweiten Anlauf dem Projekt Velotunnel zugestimmt. Doch für Velofahrer bleiben Wermutstropfen: Sie müssen ihr Velo im Tunnel stossen. Zudem ist die Schliessung der Unterführung schon heute absehbar. Und die SVP will das Projekt per Volksabstimmung bodigen.
Das Luzerner Stadtparlament hat am Donnerstagmorgen einen Projektierungskredit von 1,3 Millionen Franken für die Errichtung eines Velotunnels unter dem Luzerner Bahnhof bewilligt. Die eigentlichen Baukosten werden rund 7,5 Millionen betragen - ab 2024 soll der Tunnel in Betrieb gehen. Geplant ist folgendes (siehe Grafik unten):
Das Vorhaben, den leer stehenden Tunnel für Velos zu nutzen, war bisher kaum umstritten. Bei den Kosten ist es aber vorbei mit der Einigkeit. Schon im Herbst 2017 haben die Linken im Stadtparlament einen ersten Projektvorschlag zurückgewiesen. Grund: Sie forderten, dass der Velotunnel so ausgebaut wird, dass eine durchgehend befahrbare Veloverbindung zwischen der Neustadt und dem Inseli entsteht. Der Stadtrat fand die dafür notwendigen 15 Millionen Franken aber viel zu hoch. Denn der Velotunnel wird so oder so nur eine sehr beschränkte Lebensdauer haben, da er dem geplanten Durchgangsbahnhof im Weg steht. Spätestens im Laufe der Bauarbeiten zum neuen Bahnhof muss der Tunnel wieder geschlossen werden.
Mit der beschränkten Nutzungsdauer argumentierten die Bürgerlichen auch diesmal. Sie sind zwar grundsätzlich für die Öffnung des leeren Tunnels, aber nicht zu jedem Preis. 7,5 Millionen seien immer noch ein stattlicher Betrag, wenn man bedenke, dass der Tunnel möglicherweise nur wenige Jahre in Betrieb sein wird, gab Roger Sonderegger (CVP) zu bedenken. Denn der aktuelle Fahrplan sieht folgendes vor:
Selbst wenn der Tunnel während der ersten paar Jahre der Bauphase noch geöffnet bleiben kann, ist die Schliessung absehbar. Ein 15 Millionen teurer Ausbau wäre «einfach nicht verhältnismässig», wie Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) betonte. Zudem wäre eine unterirdische Veloroute nicht nur viel teurer, sondern würde auch auf Kosten der Veloabstellplätze im Tunnel gehen - und solche sind bekanntlich am Bahnhof ebenfalls dringend nötig.
Immerhin hat die Stadt Luzern inzwischen Signale der SBB erhalten, dass die geplante Velorampe bei der Habsburgerstrasse für die künftige Personenunterführung des Tiefbahnhofs weiter genutzt werden kann. «Die Rampe und die Verbreiterung der Unterführung sind eine gute Vorinvestition in den Durchgangsbahnhof», sagte Adrian Borgula. Rieska Dommann (FDP) plädiert deshalb dafür, dass die SBB die Baukosten für die Rampe später zurückerstatten:
«Wir fordern eine schriftliche Zusicherung der SBB. Andernfalls würden wir den Baukredit für den Velotunnel später ablehnen.»
Nicht ganz glücklich mit dem Entscheid des Stadtparlaments sind SP und Grüne. Sie hätten sich die Maximalvariante einer durchgehend befahrbaren Veloverbindung gewünscht. Yannick Gauch (SP) sagte:
«Für uns ist der Velotunnel nicht nur eine Parkierungsanlage, sondern soll vor allem auch als Umfahrung des gefährlichen Bahnhofplatzes dienen.»
Tatsächlich ist der Bahnhofplatz für Velofahrer ein ärgerliches und auch gefährliches Hindernis auf dem Weg zwischen Neustadt und Tribschen. Daran werde sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern, räumte Stadtrat Adrian Borgula ein. Man werde sich aber trotzdem für Verbesserungen einsetzen. Borgulas Partei, die Grünen, wollen es konkreter haben: Sie setzten eine Protokollbemerkung mit folgender Forderung durch: «Der Stadtrat sorgt für eine sichere Umfahrungsmöglichkeit des Bahnhofsplatzes.»
Gar nicht einverstanden mit dem Vorgehen in Sachen Velotunnel ist die SVP. Für sie sind die Kosten für die jetzt beschlossene Variante immer noch viel zu hoch. Sie wird deshalb das Referendum ergreifen, wie sie unmittelbar nach der Parlamentsdebatte verkündete. Damit wird das Volk möglicherweise gleich über zwei Velo-Grossprojekte abstimmen können. Die SVP will nämlich auch die geplante unterirdische Velostation unter der Bahnhofstrasse bekämpfen.